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Rimpl, Herbert

Rimpl, Herbert

Architekt, Stadtplaner

geboren: 25.01.1902 in Mallmitz (Schlesien; heute Małomice, Polen)

gestorben: 02.06.1978 in Wiesbaden


Artikel

Rimpl nahm 1922 in München das Architekturstudium auf und arbeitete während des Studiums im Privatbüro seines Lehrers Theodor Fischer. 1926 folgten erste Anstellungen, bis Rimpl ab 1929 das Zweigbüro des Kölner Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm im oberschlesischen Hindenburg leitete.

1932 machte er sich selbstständig und wurde in den folgenden Jahren zum wichtigsten Industriebauarchitekten des »Dritten Reiches«. Ab 1937 baute Rimpl die Hermann-Göring-Stahlwerke inklusive Werkssiedlungen im heutigen Salzgitter. Ab 1940 führte Rimpl infolge des deutschen Feldzuges europaweit Industrie- und Wohnanlagen aus und erhielt auch einen lukrativen Großauftrag beim Stollenausbau des KZs Mittelbau Dora. 1940 wurde er mit einer Arbeit über die städtebauliche Entwicklung der Stadt Eger promoviert, drei Jahre später verlieh ihm Hitler den Professoren-Titel. Ab 1942 wirkte er unter anderem mit Entwürfen für den Berliner Südbahnhof unter Albert Speer auch an dessen maßstabsprengenden Planungen für Berlin mit. Obwohl Rimpl bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in einige der wichtigsten Rüstungsvorhaben involviert war, wurde er im März 1948 als »Nichtbetroffener« entnazifiziert. Bis heute hält sich die (zunehmend kritisch gesehene) Legende der Zuflucht von Nazigegnern im Industriebau, da er bevorzugt moderne, teils politisch links eingestellte Kollegen in sein Büro aufnahm.

Rimpl etablierte sich nach dem Krieg sehr bald in Wiesbaden und wurde neben Paul Schaeffer-Heyrothsberge und Horst Niessen zum wichtigsten Wiesbadener Architekten der Nachkriegszeit. Hier zählen das Bundeskriminalamt, das Haus der Berlinischen Lebensversicherung am Schillerplatz und die Heilig-Geist-Kirche auf der Adolfshöhe zu Rimpls bekanntesten Werken. Die strengen Rasterfassaden der Verwaltungsbauten wurden von ihm durch skulpturale Dachgestaltungen – auch »Rimpl-Welle« genannt – belebt. Auch architekturhistorisch weniger relevante Bauten wie die Luftbrückensiedlung »crest view«, das Amelia-Earhart-Hotel (mit Niessen) und die Siedlung Hainerberg stammen von ihm. Rimpl wirkte viele Jahre im Architektenbeirat Wiesbdens mit und war auch als Autor tätig. Sein Buch »Verwaltungsbauten« (1959) gehört zu den Standardwerken der Fachliteratur.

Literatur

Architektur und Städtebau in Wiesbaden nach 1945. Ein Architekturführer. Hrsg.: Dilger, Thomas, im Auftrag des Stadtentwicklungsdezernats der Landeshauptstadt Wiesbaden, Heidelberg 1995.

Durth, Werner: Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970, Braunschweig 1986.

Sollich, Jo: Herbert Rimpl (1902–1978). Architektur-Konzern unter Hermann Göring und Albert Speer. Architekt des deutschen Wiederaufbaus, Bauten und Projekte, Berlin 2013.