Sprungmarken

Schell, Rainer

Schell, Rainer

Architekt, Designer

geboren: 11.07.1917 in Bautzen

gestorben: 18.04.2000 in Weilheim in Oberbayern


Artikel

Schell begann nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1947 als Architektur- und Werkstudent an der TU Karlsruhe. Er erhielt dort die Goldene Weinbrenner-Medaille für einen preisgekrönten Entwurf und wurde Meisterschüler von Professor Egon Eiermann (1904–70). Er heiratete Edelgard Schaeffer-Heyrothsberge, deren Vater, der Magdeburger Architekt Paul Schaeffer-Heyrothsberge, sein Büro nach dem Zweiten Weltkrieg in Wiesbaden eröffnet hatte, entschied sich ebenfalls für Wiesbaden und startete hier 1952 mit einem außergewöhnlich erfolgreichen Büro für Geschäftshäuser, Verwaltungsbauten wie das ESWE Hochhaus und die Kaufhäuser Brenninkmeyer (C&A) und Hertie.

Er realisierte über 250 Bauten und gewann in 60 Wettbewerben Preise. Er arbeitete mit sehr niedrigen Budgets und kostengünstigen Materialien, konträr zum damaligen Glamour des »Wirtschaftswunders«. Als Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Architekten Hessen (1965–67) kämpfte er für die Unabhängigkeit seines Berufsstandes.

Für Wiesbaden ist er der Architekt, der die meisten modernen Kirchen gebaut hat: Erlöserkirche in Kastel (1963), Thomaskirche (1964), Versöhnungskirche (1965) und die Stephanuskirche in Amöneburg (1965). Das für seine Familie entworfene Haus in der Kloppenheimer Steige 11 zeigt die von ihm bevorzugte Kombination aus Backstein und Sichtbeton. Außerhalb Wiesbadens realisierte er unter anderem die Stadthalle Göttingen (1961–64), das Gutenberg-Museum in Mainz (1963–68), das Rheinische Landesmuseum Bonn (1962–67) sowie das Dommuseum Xanten (1975–80).

Schell entwarf auch mit großem Erfolg die passenden Möbel zu seinen Bauten. In Zusammenarbeit mit der Möbelfirma Schlapp in Neu-Anspach entwickelte er 1964 die SERIE 64 – ein markt- und bedarfsgerechtes Objektmöbelprogramm, das Produkt für Produkt auf- und ausgebaut wurde. Jugendherbergen, Bibliotheken, Seniorenheime, Schulen, Kindergärten, Universitäten, kirchliche Einrichtungen sowie Wohnbereiche wurden damit ausgestattet.

1981 verabschiedete er sich als Architekt und zog nach Weilheim in Oberbayern, wo er sich ausführlich dem Zeichnen und Aquarellieren widmete.

Literatur

Schell, Rainer: Aquarelle, Teppiche, Möbel, Gefäße, Architektur, Murnau 1982.