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Walkmühle

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1736 erbaute Pfarrer Egidius Günther Hellmund auf einem Wiesengelände außerhalb der Stadt eine gewerbliche Anlage. Handwerker aus den Bereichen der Textil- und Eisenverarbeitung, die sich bisher auswärtiger Spezialmühlen bedient hatten, konnten fortan gegen Bezahlung die hier eingerichtete Walkmühle zum Verfilzen von Wollstoffen, die Schleif- und Poliermühle (z. B. für Bügeleisen) sowie die Hanfstampfe nutzen, um Flachsstängel zu brechen. Kurgästen wurde die Möglichkeit geboten, sich diese drei durch ein einziges Wasserrad in Gang gesetzten Mühlentechniken anzuschauen.

Nach Hellmunds Tod hatte von den installierten Mühlentechniken allein die Hanfreibe Bestand, auch nachdem durch Kriegszerstörungen 1797 ein Mühlenneubau notwendig wurde. Hinzu kam die Einrichtung einer Weißgerber-Walkmühle zur Bearbeitung von Tierhäuten durch Salze. 1808 eröffnete eine Gastwirtschaft als neuer Gewerbebetrieb. 1811 erwarb die Witwe Lenzhahner die Mühle und richtete einen Tanzsaal ein, betrieb aber weiterhin die Hanfreibe. Karl Lenzhahner versuchte es 1832 wieder mit einer Walkmühle und zusätzlich einer Lohmühle, die er verpachtete. Bald darauf schränkte Wassermangel, auch hervorgerufen durch die städtische Trinkwassergewinnung, den Mühlenbetrieb ein.

Eine alternative Nutzung bot sich, als 1862 Adalbert Steinkauler dort eine Bierbrauerei einrichtete, die 1867 an die Gebrüder Esch aus Dortmund überging. Wegen des Wassermangels wurde der Antrieb 1874 durch eine Dampfmaschine ersetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Walkmühle ein Zentrum der Färberei, Wäscherei und chemische Reinigung.

Das Industriedenkmal Walkmühle ist seit 1966 im Besitz der Stadt, die es Künstlern, Architekten und Gewerbetreibenden gegen die Bereitschaft zur partiellen Sanierung zur Verfügung stellt. Vorschläge über die weitere Verwendung der maroden Gebäude wurden von privater und kommunaler Seite, aber auch von der seit 2005 bestehenden Gruppierung Künstlerverein Walkmühle eingebracht. Sie favorisiert eine Nutzung als Kulturzentrum, in dem Künstler wohnen, arbeiten und ihre Werke ausstellen können. An die Walkmühle erinnern die beiden Straßennamen »Walkmühlstraße« und »Walkmühltalanlagen« im Bereich des Kesselbachs unweit der Aarstraße.