Sprungmarken

Wiesbadener Wochenblatt

Artikel

Unter dem sperrigen Titel »Hoch-Fürstlich Nassau-Saarbrück-Usingisch-privilegirte gemeinnützige Wießbader Nachrichten und Anzeige.« erschien das Wiesbadener Wochenblatt ab 1770 im Taschenbuchformat (16 x 20 cm) und im Umfang von zwei bis acht Seiten in der Druckerei von Johannes Schirmer.

Bevor das Blatt 1806 mit dem Titel »Wiesbader Wochenblatt« (ab 1837 »Wiesbadener Wochenblatt«) seinen endgültigen Namen erhielt und von Heinrich Frey verlegt und gedruckt wurde, erschien es einige Jahre als »Gnädigst privilegirte Wiesbader Nachrichten zur Beförderung des Nahrungsstandes«. In jeder Nummer wurden die wichtigsten Lebensmittelpreise, Bekanntmachungen der Landesregierung und anderer staatlicher Stellen und Hinweise auf Versteigerungen (z. B. von Brennholz) veröffentlicht. Die standesamtlichen Nachrichten standen unter der Rubrik »Geborne, Proclamirte, Getraute und Gestorbene in der Stadt Wiesbaden«. Bei den Geburten wurden nicht die Eltern genannt, sondern nur der Vater. Erscheint der Name der Mutter, war es eine uneheliche Geburt. Private Immobilien-, Stellen- und Kapitalmarktanzeigen brachten Gulden in die Kasse des Druckers. Im Winter folgte die Liste der »Kurgäste welche angekommen sind« (vom 01.05. bis 01.10. gesondert herausgegeben).

Der Jahrgang 1809 des Wiesbadener Wochenblatts war mit dem »Herzoglich-nassauischen allgemeinen Intelligenzblatt« und dem »Verordnungsblatt des Herzogthums Nassau« verschmolzen.

Ab 1824 vergab die Stadt das Wiesbadener Wochenblatt im zweijährigen Turnus an die Wiesbadener Drucker, die für das Privileg eine Abgabe zu entrichten hatten. Der wirtschaftliche Aufschwung kam auch dem Wiesbadener Wochenblatt zugute. Die Abonnentenzahl stieg von 118 Exemplaren (1784) auf knapp 900 (1837), vor allem die privaten Anzeigen nahmen an Umfang zu. Bei größerem Format (ab 1808: 18 x 23 cm) hatte der Jahrgang 1837 502 Seiten erreicht, 1844 waren es 594 Seiten. Die Stadtväter versteigerten schließlich das Privileg zu Gunsten der Stadtkasse.

Die Schellenberg’sche Hofbuchdruckerei, die turnusgemäß für die Jahrgänge 1844 und 1845 an der Reihe war, hielt sich dabei nicht an die unter den Druckern getroffene Absprache, überbot die Preisabsprache erheblich und erhielt für 1.000 fl. einen Zehnjahresvertrag. Verwendet wurde diese Summe für die Planungskosten und die Bildhauerarbeiten der 1850 auf dem Kranzplatz errichteten Hygieia-Gruppe. 1852, zwei Jahre vor Auslaufen des Vertrages, entwickelte August Schellenberg aus dem Wiesbadener Wochenblatt das Wiesbadener Tagblatt. In verringertem Umfang erschien das Wiesbadener Wochenblatt noch bis 1854.

Literatur

Müller-Schellenberg, Guntram: Wiesbadens Pressegeschichte, Bd. 1: Von Napoleon zu Bismarck. Die Presse im Spannungsfeld von Kultur, Wirtschaft und sozialen Verhältnissen. Taunusstein 2011.