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Zeitschrift für Analytische Chemie

Artikel

Während der Etablierung der Chemie als Wissenschaft und den Anfängen der chemischen Industrie in Deutschland rief Carl Remigius Fresenius 1862 ein neues Unternehmen ins Leben: die erste Zeitschrift für Analytische Chemie. Fresenius hatte erkannt, dass alle großen Fortschritte der Chemie in direktem Zusammenhang mit neuen oder verbesserten analytischen Methoden standen und bedauerte deshalb, dass in den allgemein-chemischen Blättern der Analytik nur wenige Spalten zufielen. Die Lehrbücher, in denen die analytischen Methoden bisher gesammelt und verbreitet wurden, konnten nach Fresenius’ Meinung nur Sammelplätze des bereits geordneten Materials sein, nicht aber der Ort, an dem das ständig neu strömende Wissen in der Analytik geordnet und gesichtet wurde. Dies sei die Aufgabe von Periodika, und so sollte die neue Zeitschrift ein von der geltenden Lehrmeinung unabhängiges Forum bieten.

Unter den Autoren der ersten Ausgaben befinden sich Größen der Chemie wie Gustav Kirchhoff, Robert Wilhelm Bunsen, Friedrich Mohr, Heinrich Rose, Hugo Trommsdorff, Otto Linné Erdmann, Gustav Bischof und Johan Kjeldahl.

Die Zeitschrift für Analytische Chemie enthielt in ihrer ersten Hälfte Originalabhandlungen oder vollständige Übersetzungen; im zweiten Teil erschien ein fortlaufender Bericht, der alle erheblichen Leistungen auf dem Gesamtgebiet der analytischen Chemie umfassen sollte, versehen mit Bemerkungen des Berichterstatters. Ein wesentlicher Grund für den Erfolg des Blattes war sicherlich die Tatsache, dass die Redakteure viele der in der Zeitschrift erschienenen Beiträge vor dem Druck selbst im Laboratorium überprüften.

Ursprünglich erschien die Zeitschrift für Analytische Chemie viermal jährlich im Wiesbadener Verlag von Christian Wilhelm Kreidel; nach seinem Tod wurde sie von Fritz Bergmann publiziert. 1914 nahm dieser Ferdinand und Julius Springer als Partner auf, die den Verlag nach Bergmanns Tod übernahmen. Die Herausgeberschaft erhielten nach Fresenius’ Tod seine Nachkommen.

Ab 1990 erschien die Zeitschrift für Analytische Chemie aufgrund ihrer internationalen Bedeutung ausschließlich in Englisch unter dem Titel »Fresenius’ Journal of Analytical Chemistry«. Im Zuge der europäischen Zusammenführung zahlreicher chemischer Fachzeitschriften wurde die traditionsreiche Publikation 2001 mit den Zeitschriften »Analusis«, »Química Analítica« und »Chemical Analysis/Chemia Analityczna« vereinigt und erscheint nun in der Trägerschaft verschiedener europäischer Fachgesellschaften unter dem Namen »Analytical and Bioanalytical Chemistry (ABC)«.

Literatur

Poth, Susanne: Carl Remigius Fresenius, Wegbereiter der analytischen Chemie, Stuttgart 2007.

Sarkowski, Heinz: Einhundertfünfundzwanzig Jahre »Fresenius Zeitschrift für Analytische Chemie«. Zeitschrift für analytische Chemie 326, 1987 [S. 1 f.].