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Auringen

Im Jahr 1252 wurde Auringen erstmals schriftlich erwähnt. Hügelgräberfelder aus der Bronzezeit zeugen jedoch von einer Besiedlung schon in früherer Zeit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fanden zahlreiche Heimatvertriebene Aufnahme in dem Ort, der 1977 nach Wiesbaden eingemeindet wurde. Heute leben in Auringen rund 3300 Menschen.

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Das ehemalige Straßendorf Auringen liegt auf einem von Nordwesten nach Südosten verlaufenden Höhenrücken zwischen dem Aubach im Osten und dem von Naurod kommenden Zwergbach („Schnoogebach“) im Westen. Ab dem Zusammenfluss von Aubach, Zwergbach und Alsbach nahe der Auringer Mühle heißt das Gewässer Wickerbach. Der Ort liegt an einem Zug des alten Handelsweges „Mainzer Straße“, der von Mainz über Limburg nach Siegen bzw. über Idstein, Usingen und Weilburg nach Wetzlar führte.

Auringen wird 1252 erstmals schriftlich genannt. Der Ortsname lautete im Mittelalter durchweg „Urungen“, im 16. Jahrhundert „Uringen“; daneben gab es auch die Form „Uringheim“. Beide Namensformen waren zur Zeit der alemannisch-fränkischen Landnahme im 5.-6. Jahrhundert Mode und bedeuten „Siedlung am Aubach“. Es gibt jedoch auch ältere Siedlungszeugnisse in der nahen Umgebung: Im Wald links der Straße von Auringen nach Heßloch befindet sich ein Hügelgräberfeld aus der Bronzezeit, im südlichen Gemarkungszipfel in Richtung Medenbach ein römischer Gutshof.

Auringen gehörte den Grafen von Nassau. Bei der nassau-walramischen Landesteilung im Jahr 1355 fiel der Ort, der Teil des Amtes Sonnenberg war, an die damals begründete Linie Nassau-Sonnenberg. Als diese nach dem Tod des Grafen Ruprecht von Nassau 1391 erlosch, mussten sich Nassau-Idstein und Nassau-Weilburg mit Graf Ruprechts Witwe Anna und ihrem zweiten Ehemann, einem Grafen von Katzenelnbogen, das Amt teilen. Nach Annas Tod 1404 gehörte es bis 1605 beiden nassau-walramischen Linien gemeinsam. Beide Landesherren teilten sich das Dorf und die Hörigen, so dass der westlich der Ortsdurchgangsstraße (früher Langgasse, heute „Alt-Auringen“) gelegene Ortsteil an Nassau-Weilburg fiel und der östliche an Nassau-Idstein.

Auringen lag an der östlichen Grenze des nassauischen Herrschaftsbereichs, so dass die Gemarkungsgrenze zwischen Auringen und Medenbach zugleich die Landesgrenze zur Herrschaft Eppstein („Eppsteiner Ländchen“, Ländchen) war, die Hessen-Darmstadt 1492 erwarb. Nordöstlich grenzte mit der Gemarkung von Bremthal Kurmainz an. Am alten Dreiländereck stand ein Dreimärker, der so genannte „Dreiherrntisch“, dessen Standort heute ca. 500 m weiter südlich ist. Um die Wirtschaftsfläche der in der Auringer Gemarkung wüst gefallenen Siedlung Mellingen gab es zwischen Nassau und Hessen-Darmstadt mehr als zwei Jahrhunderte lang anhaltende Streitigkeiten über den genauen Grenzverlauf der Territorien und des Jagdbezirks, zumal Hessen dort ehemals Koppeljagdrechte besessen hatte. Durch die Verlegung des hessischen Zollstocks an einen anderen Zug der Mainzer Straße entstand ein Dreieck von etwa 2 Morgen Größe, das mehr als zweihundert Jahre lang strittig war und erst nach einer genauen Vermessung 1810 der Gemarkung Medenbach zugeschlagen wurde. Auringen wurde an anderer Stelle entschädigt. Die ältesten Gebäude stammen vom Wiederaufbau des Dorfes nach dem Dreißigjährigen Krieg. Sie wurden als geschlossene Vierseit- und Dreiseithöfe auf großen langgestreckten, rechteckigen Grundstücken errichtet, deren schmale Stirnseiten an die Durchgangsstraße (den „gemeinen Weg“, später „Langgasse“, heute Südteil der Straße „Alt-Auringen“) stoßen.

Bis um 1800 blieb die Besiedlung auf die Untere und Obere Borngasse (den „Kirchenhügel“ und den unteren Teil der Straße „Am Rebenhang“) beschränkt, später dehnte sie sich am Bremthaler Weg („Schloßgasse“) und am Nauroder Weg („Kaiserstraße“, heute nördlicher Teil der Straße „Alt-Auringen“) aus. Erst nach 1900 entstanden die Häuser am Medenbacher Weg („August-Ruf-Straße“) und auf einer Seite des Weges zur Guldenmühle bei Niedernhausen („Guldenweg“). Die beiden Borngassen führten zum Lindenborn, an dem die 1871 erneuerte Gemeindelinde stand, die 2006 durch einen neuen Baum ersetzt wurde. Im Vermögensbuch von 1686 sind 17 Hofreiten und 7 wüste Hofreiten aufgeführt. 1747 zählte Auringen 34 Wohnhäuser, 1809 waren es 43 Wohnhäuser, 1855 dann 64, 1914 91 und 1939 insgesamt 106 Wohnhäuser.

Der Ort nahm nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Anzahl Heimatvertriebener auf (1950: 30,5 % der Wohnbevölkerung), von denen viele aus dem heute tschechischen Sudetenland kamen, darunter eine besonders starke Gruppe aus Christdorf im Ostsudetenland. Ab 1950 entstanden die „Rote-Berg-Siedlung“, 1970 die Siedlung „Tannenring“ und 1974 das durch private Initiative geschaffene Baugebiet „Auf den Erlen“.

Seit 1360 ist die Auringer Mühle bezeugt („Schmidts Mühle“), die als Bannmühle für Kloppenheim und Auringen diente. 1704 erbaute Johann Nikolaus Reitz die Reitzenmühle („zweite Mühle“, heute Esaias). Um 1710 ließ der Schultheiß Johann Nikolaus Ruf die Donnermühle auf der Bleichwiese beim Lindenborn (im „Loch“) errichten. Ihr Name deutet darauf hin, dass sie nur dann zum Mahlen über hinreichend Wasser verfügte, wenn ein Gewitterregen den Mühlteich angefüllt hatte. Sie besaß als einzige das Wasserstaurecht. Da sie den beiden anderen Mühlen das Wasser wegnahm, kaufte der Reitzenmüller Esaias Anfang des 19. Jahrhunderts das Mühlengebäude und ließ es zunächst bei der Reitzenmühle wieder aufbauen. Nach einem Brand wurde das einstöckige Gebäude in die Schloßgasse (Haus-Nr. 4) versetzt.

Im Mittelalter hatten auswärtige Klöster und Stifte beträchtlichen Grundbesitz in der Gemarkung. Das Mainzer Altmünster-Kloster verfügte hier seit dem 13. Jahrhundert über Güter, eine Hofstatt mit 12 Morgen Land, die um 1400 für jährlich einen Malter Korn verpachtet waren. Auch das Mainzer Kloster St. Jakob hatte seit Mitte des 13. Jahrhunderts Einkünfte hier. 1360 verpfändete der Mainzer Bürger Hermann Duchscherer einen Hof und 33 Morgen Land an das Mainzer St. Stephansstift. Das Idsteiner Stift St. Martin erhielt ebenfalls 1360 zur Ausstattung seines Katharinenaltars einen Jahreszins von 14 Malter Korn. Die zugehörigen Güter gehörten zum Auringer Hof des Altars, dem „Katharinenhof“, dessen Güter später entfremdet, 1442 neu festgestellt und auf zwei Hofgüter aufgeteilt wurden. 1589 umfassten die Güter insgesamt 80 Morgen Land, dazu eine Hofstatt mit drei Wohnungen (eine an der „Borngasse“) und das Gemeindebackhaus.

Auringen gehörte im Mittelalter zum Gericht Kloppenheim, zu dem es mindestens einen Schöffen stellen musste. Das Gericht, das Graf Ruprecht von Nassau-Sonnenberg (um 1340–1390) eingesetzt hatte, tagte in Kloppenheim an der Kirche bei dem Kirchhof unter der Linde. Auch nach der Teilung der beiden nassau-walramschen Linien (ca. 1425) blieb das Gericht für beide Dörfer bestehen, aber ihm standen nun zwei Schultheißen vor: einer von Nassau-Wiesbaden und einer von Nassau-Weilburg. Erst seit Anfang des 16. Jahrhunderts hatte Auringen einen eigenen Schultheißen. Bis dahin führten beide Gemeinden gemeinsam bestimmte Naturalabgaben als Steuern an den Landesherrn ab und leisteten jährlich an 17 Tagen Fuhrdienste auf den Feldern des Wiesbadener Schlossgutes.

Bevor Auringen 1716 ein eigenes Gotteshaus bekam, gehörte der Ort kirchlich zu Kloppenheim, dessen Kirche von ihrem Patronatsherrn, dem Kloster Bleidenstadt, gestiftet worden und dem Schutzheiligen St. Ferrutius geweiht war. Sie ist schon Mitte des 13. Jahrhunderts bezeugt. Als Patronatsherr erhob das Kloster Bleidenstadt den Auringer Fruchtzehnten. Der Kloppenheimer Pfarrer bekam von Auringen vier Malter Korn und den so genannten Kleinen Zehnten, der aus einem Wagen Kraut, 20 Garben Flachs, 2-3 Lämmern, 4-5 Ferkeln, 32 Hähnen und 150 Ostereiern bestand.

Etwa 1549 wurde in Kloppenheim die Reformation eingeführt und der Gottesdienst nach lutherischem Ritus abgehalten. Als Auringen 1716 eine eigene Kirche baute, wurde es als Filiale der im gleichen Jahr neu errichteten Pfarrei Naurod unterstellt. 1787 wurde der Kirchturm angebaut. Der Orgelbauer Raßmann aus Möttau bei Weilburg schuf nach einem Plan des Orgelbauers Voigt aus Igstadt die heutige Orgel, die am 30.5.1889 eingeweiht wurde und das ältere Instrument von 1720 ersetzt. Die Kanzel stammt aus der Kirche von Erbenheim. Der Platz um die Kirche war Totenhof, bis 1864 auf dem Felddistrikt „Am Säckelacker“ ein neuer Friedhof eingerichtet wurde. Die zahlreichen katholischen Neubürger, die seit 1947 hier ansässig wurden, gingen zunächst in die Kirche von Bremthal, bis man am Roten Berg ein eigenes Gotteshaus baute, das 1963 eingeweiht wurde. Mitte der 1990er-Jahre diente es zeitweise als Unterkunft für Flüchtlinge aus dem Balkan-Krieg. Ein neues katholisches Pfarrzentrum entstand damals im Distrikt „auf dem Erlen“.

Die Auringer Schulkinder besuchten die seit 1578 bestehende Kirchspielsschule in Kloppenheim. Erst 1701 erhielt Auringen eine eigene Schule. Hierzu diente ein Raum über dem an der Langgasse gelegenen Gemeindebackofen, der zugleich auch Lehrerwohnung war. 1726 baute die Gemeinde eine neue Schule, die 1824 durch ein größeres Gebäude ersetzt wurde. 1936 baute man wieder eine neue Schule, die man 1956 um ein Stockwerk erweiterte. Als 1963 eine Mittelpunktschule in Naurod eingerichtet wurde, verwendete man die Auringer Schule als Sitz der Gemeindeverwaltung, die vorher in einem kleinen Gebäude an der Kirche untergebracht war.

Die Feldgemarkung wurde früher – wie in der Gegend üblich – im System der Dreifelderbrachwirtschaft bestellt. Die Namen der Felder waren: Straßenfeld (an der Mainzer Straße), Geisenmadenfeld, Heßlocherbergfeld, Nauroderbergfeld, Mayerwegfeld (später Bremthalerwegfeld) und das Feld am Kloppenheimer Weg. Die infolge der Realteilung zu klein gewordenen Besitzparzellen wurden durch die 1960 vorgenommene Flurbereinigung wieder auf maschinell besser bearbeitbare Größen gebracht.

Bei der Aufteilung der Wiesbadener Höhenwaldungen 1822 wurde Auringen eine Fläche von 241 Morgen 67 Ruthen 7 Schuh, bestehend aus Wald und Wiesen, zuerkannt. Der Auringer Höhenwald grenzt im Norden an den Niedernhausener und Königshofener Wald und den Theisgrund, im Osten und Süden an den Nauroder Wald und den Kellersgrund, im Westen an den Kloppenheimer Wald.

An dem nach Südwesten ausgerichteten Hang in Ortsnähe („Wingert“, „Wingertsberg“ und „Am Rebstock“, heute „Am Weinberg“ und „Am Rebenhang“) trieb man bis etwa um 1800 Weinbau. Anstelle der Weinstöcke pflanzte man nun Obstbäume. Nach dem Bau der Bahnstrecke Wiesbaden - Niedernhausen durch die Hessische Ludwigs-Eisenbahn AG, die im Volksmund Ländchesbahn heißt und scherzhaft als „Latwergeexpress“ bezeichnet wird, wurde Auringen am 1. Juli 1879 an die Eisenbahnlinie angeschlossen und erhielt den Bahnhof Auringen-Medenbach. Nach fast einhundert Jahren verkaufte die Bundesbahn die Strecke wegen Unrentabilität und ließ 1972 das Bahnhofsgebäude niederlegen. In der Nähe des Bahnhofs hatte Julius Rieser 1901 eine Gaststätte erbaut, die wegen der dort ebenfalls eingerichteten Hühnerfarm 1903 den Namen „Hinkelhaus“ erhielt.

Das 1952 verliehene Gemeindewappen enthält die Gemeindelinde und das redende Bild der aufgehenden Sonne (aurora). Die Linde wurde seit 1894 im Gemeindesiegel geführt; die Sonne war bereits im Gerichtssiegel von 1700 enthalten, zusammen mit einem schlafenden Mann und den Buchstaben ADE (aurora dormientem excitat, die Morgenröte weckt den Schlafenden). Am 1. Januar 1977 wurde Auringen als Stadtteil in die Landeshauptstadt Wiesbaden eingemeindet.

Literatur





Eingemeindungsfeier Auringen, 1977 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F001-2409, Urheber: Joachim B. Weber
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