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Goldacker

Goldacker ist eine Solidarische Landwirtschaft und bietet einmal wöchentlich eine Gemüsekiste und Eier von Hühnern aus Weidehaltung an. Die Lebensmittel werden in Handarbeit stadtnah und ohne chemischen Dünger, Insektiziden etc. produziert.

Februar 2022

Unternehmen:
Goldacker (Frederik Schleunes & Marcel Krzanowski GbR)

Gründer:
Frederik Schleunes & Marcel Krzanowski

Gründungsdatum:
1. November 2021

Branche:
Landwirtschaft

Was treibt Sie an? Was ist Ihr Leitspruch?

MK: Als neues Paradigma der Landwirtschaft des 21. Jahrhunderts formulierte der Weltagrarrat im Weltagrarbericht 2013 Folgendes: "Kleinbäuerliche, arbeitsintensivere und auf Vielfalt ausgerichtete Strukturen sind die Garanten und Hoffnungsträger einer sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Lebensmittelversorgung durch hinlänglich widerstandsfähige Anbau- und Verteilungssysteme." Diese Aussage ist für uns ein Leitbild sowie eine große Motivation für unsere Arbeit.

Interview mit den Gründern

Worum geht es bei Ihrer Gründung und was ist das Besondere daran?
FS: Der Goldacker ist eine Solidarische Landwirtschaft, die frisches Gemüse und Eier von Weidehühnern produziert. Bei einer Solidarischen Landwirtschaft beteiligen sich TeilnehmerInnen für eine Saison an dem Betrieb und ermöglichen so den Anbau. Im Gegenzug erhalten sie dafür wöchentlich die Ernte. Dadurch wird das produzierte Gemüse auch komplett verbraucht und nichts wird weggeworfen.

Darüber hinaus bieten wir unseren TeilnehmerInnen die Möglichkeit, hautnah beim Anbau dabei zu sein, um zu verstehen, wie ihre Lebensmittel entstehen. Zukünftig wollen wir auch verschiedene Formate für Kinder und Erwachsene anbieten, in denen wir über landwirtschaftliche und ernährungspolitische Themen informieren und diese erlebbar machen.

Was sind Ihre ersten Erfolge?
FS: Wir haben eine wahnsinnig positive Resonanz erfahren, nachdem wir unser Vorhaben über verschiedene Kanäle publik gemacht haben. So waren relativ schnell viele TeilnehmerInnen dabei und es zeigte sich, dass wir mit unserer Planung richtig lagen.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
FS: Nach meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften sammelte ich in einem Frankfurter FinTech Praxiserfahrung. Als dritter Angestellter kam ich zu einem sehr frühen Zeitpunkt in das Unternehmen und konnte so sehr viel mitgestalten. Fünf Jahre später verließ ich das Unternehmen und verabschiedete mich bei mittlerweile über 80 Mitarbeitenden, um mehr über das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft zu lernen. Daher ging ich zu einem SoLawi-Betrieb im Odenwald und plante parallel meine Selbstständigkeit. Als ich auf der Suche nach einem Stück Land war, schrieb mich Marcel an, der das gleiche plante. Nach mehrmonatiger Ausarbeitung des Konzepts und des Business Plans entstand Goldacker.

MK: Nach einer kaufmännischen Ausbildung in der IT-Branche sammelte ich erste Praxiserfahrungen bei einem globalen Dienstleister für Markenerlebnisräume in den Bereichen Exhibitions, Events und Environments. Dahingehend entwickelte ich ein starkes Interesse in Design und vertiefte dies im Studium der Architektur. Seit 2019 arbeite ich für ein Architekturbüro in Wiesbaden-Bierstadt, das sich im Kern mit öffentlichen Leistungsträgern/Bauherren und gewerblichen Hochbauten beschäftigt. Zwischen Ausbildung und Studium arbeitete ich ein Jahr auf verschiedensten landwirtschaftlichen Betrieben in der Direktvermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in Kanada. Diese Zeit war sehr prägend, deshalb plante ich Anfang 2020 parallel zu meinem jetzigen Beruf die Selbständigkeit. Mitte des Jahres wurde ich auf Frederik aufmerksam, der ähnliche Ambitionen hatte, damit entstand die Idee: Goldacker.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
FS: Ich habe schon immer sehr selbstständig und eigenverantwortlich gearbeitet. Die Umsetzung der eigenen Vorstellung, einer Vision, ohne lästiges Reporting o.ä., setzt bei mir sehr viel Energie frei. In einem streng hierarchischen, sehr geregelten Konzern könnte ich nicht arbeiten. Ich brauche diesen Freiraum. Dass dieser Freiraum letztendlich in der Landwirtschaft liegen würde, das hat sich natürlich erst entwickelt.

Ausschlaggebend war, dass die regenerative Landwirtschaft Teil der Lösung vieler aktueller Probleme ist und man sehr viel darin vereinbaren kann. Und so sind wir nicht nur Lebensmittelproduzenten, sondern eben auch ein Ort, an dem Wissen über Nahrungsmittel, deren Anbau und Verarbeitung geteilt wird.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?
FS: Erste Unterstützung hat uns die Wirtschaftsförderung Wiesbaden geleistet. Auch wenn wir dort mit unserem Vorhaben eher Exoten waren, konnten sie doch schnell Kontakte herstellen. Zusätzlich erhalten wir sehr viel Unterstützung von Freunden und den Familien, von vielen Landwirten und Gärtnern aus der Region und natürlich von unseren TeilnehmerInnen, die uns alle mit Rat und Tat unterstützen.

MK: Auch gärtnerische und literarische Mentoren in dem Themengebiet rundum Permakultur und regenerative Anbaupraktiken, wie Charles Dowding, Richard Perkins oder Jean Martin Fortier, haben uns den nötigen "Push" in die Richtung gegeben und uns bestärkt in dem was wir machen.

Wie haben Sie die ersten Tage als Gründer erlebt?
FS: Es gibt immer wahnsinnig viel zu erledigen und man muss manchmal gut darauf achten den Überblick zu behalten. Dabei ist es besonders wichtig, organisieren und priorisieren zu können, um sich nicht zu verrennen. Das war nicht immer einfach, ist aber auf der anderen Seite auch sehr motivierend, da man täglich Fortschritte sieht.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
MK: Eine der größten Herausforderungen eines Landwirts ist immer das Wetter, wovon wir abhängig sind und das unsere Tagesabläufe bestimmt. Manche Arbeiten können nur in bestimmten Jahreszeiten oder bei bestimmten Wetterlagen erledigt werden. Daher müssen wir immer vorausplanen, um dann zum richtigen Zeitpunkt zu (re-)agieren.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam? Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?
FS: Wir nutzen fast alle Wege, um auf den Goldacker aufmerksam zu machen: Wir haben Flyer, mehrere Präsentationen und eine professionelle Website erstellt. Über eine Infoveranstaltung haben wir unsere ersten TeilnehmerInnen akquiriert, durch die Informationen dort hat sich unser Vorhaben dann auch langsam herumgesprochen. Social Media nutzen wir um Neuigkeiten wie z.B. aktuelle Arbeiten auf dem Acker o.ä. zu verbreiten und um uns mit befreundeten Betrieben unkompliziert auszutauschen.

MK: Der Standort des Goldackers spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Dadurch, dass wir in einem Naherholungsgebiet in direkter Stadtnähe produzieren, kommen wir sehr schnell ins direkte Gespräch mit InteressentInnen.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?
FS: Wir haben uns nur aus zwei Quellen finanziert: Auf der einen Seite natürlich durch unsere Eigenmittel und auf der anderen Seite durch ein kleines Friends & Family Programm.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?
MK: Ernährungssouveränität, ist mir ein wichtiges Anliegen, denn „alle Menschen sollten jederzeit physischen und wirtschaftlichen Zugang zu ausreichender, sicherer und nahrhafter Ernährung haben, die ihre Bedürfnisse und Vorlieben befriedigt und ihnen ein aktives und gesundes Leben ermöglicht“. Das ist mein größter Traum.

Bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Wenn wir mehr Zeit hätten, würden wir ...
...
wieder mehr Sport treiben. Zum Glück bietet unser Job sehr viel körperliche Abwechslung, sodass wir uns auch ohne zusätzliche Zeit ausreichend bewegen.

Was ist Ihr besonderer Tipp: Was würden Sie Gründerinnen und Gründern empfehlen?
MK: Als GründerInnen klein anfangen und mit der Sache wachsen, anstatt dass sie einem irgendwann über den Kopf wächst. Schmale Unternehmensstrukturen sind der Schlüssel zum Erfolg. Und vergesst nicht, habt Spaß dabei!

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