So wird das kuenstlerhaus43 sehenden Auges gegen die Wand gefahren
Kulturbeirat appelliert an Stadtverordnete.
In seiner für dieses Jahr letzten Sitzung traf sich der Kulturbeirat im Bürgersaal der Hochschule Fresenius. Das den Abend bestimmende Thema war die immer bedrückendere Situation des Theaters „kuenstlerhaus43“. Jüngst wurde das Angebot einer neuen Spielstätte in der Goldgasse vom potentiellen Vermieter zurückgezogen, weil sich für den Beschluss des kommunalen Haushaltsplans 2026 nach den Ausschussberatungen der Stadtverordneten kein Zuschuss für die Miete abzeichnete. Dieser wäre zwingend für die Anmietung der neuen Spielstätte gewesen, sei es aber auch für jegliche Immobilie in der Innenstadt, so die Theaterbetreiberin Susanne Müller.
„So fahren Sie das kuenstlerhaus43 sehenden Auges gegen die Wand“, kommentiert Dr. Helmut Müller, Vorsitzender des Kulturbeirats, das Ausbleiben der Zuschusserhöhung. „Im Licht der damaligen Entscheidung, für die Sanierung der Oberen Webergasse 43 über eine Million in den Haushalt einzustellen, muss man sich schon fragen, welche Substanz diese Entscheidung überhaupt hatte.“ Nachdem die Stadtverordneten noch im Jahr 2021 einen Umbau des Theaterbetriebs in der ursprünglichen Spielstätte in Millionenhöhe beschlossen hatten, war diese Maßnahme im vergangenen Jahr gescheitert, nachdem der damalige Eigentümer verstorben war. Aus diesem Fall, so das Gremium, leite sich eine missliche Präzedenz ab, die mindestens zu Irritationen in der frei-gemeinnützigen Kulturszene Wiesbadens führe.
„Nun steht das Theater, das in der mit seinem Standort in der Oberen Webergasse exemplarisch gezeigt hatte, wie Innenstadtbelebung aussehen kann, nicht mehr vor einer Erweiterungsfrage, sondern mit dem Rücken gegen die Wand“, ergänzt Dr. Müller. Der Kulturbeirat richtet die herzliche Bitte an die Stadtverordneten, sich vor Beschluss des Haushalts noch einmal genau zu überlegen, ob sie sehenden Auges den Kollateralschaden auslösen wollen, ein erfolgreiches Theater sehenden Auges gegen die Wand gefahren wird. Höhere Mieten würden bei einem Spielstättenwechsel auf so ziemlich alle kulturellen Einrichtungen in der Innenstadt zukommen. Die sicher nicht intendierte Botschaft hinter der jetzigen Situation ist für alle geförderten Kulturbetriebe in Wiesbaden fatal.
Zu der fehlenden Perspektive des Theaters kommt erschwerend die aktuell kritische Situation der von der städtischen Gesellschaft GWW angemieteten Interimsspielstätte im Palasthotel hinzu. Der Mietvertrag endet am 31. August 2026. Somit kann das Theater bereits jetzt keine zuverlässigen Planungen für die nächste Spielzeit vornehmen. Die Stadt plant eine Sanierung des ehemaligen Luxushotels, dessen Beginn und Ziel noch nicht festgelegt ist. Etwaige Vorarbeiten könnten im Sommer 2026 starten. Kürzlich erst hat sich ein anderer Gewerbemieter im Palasthotel eine Mietfrist bis Ende 2026 erstritten. „Jeder der die Dauer der Wiesbadener Entscheidungsprozesse kennt, weiß, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass im Sommer schon Arbeiten im Palasthotel beginnen, die einen Theaterbetrieb unmöglich machen“, so Dr. Müller.
Gleichgültig dessen, wie die Haushaltsentscheidung ausfällt, appelliert der Kulturbeirat an die Stadtverordnetenversammlung, den Magistrat zu bitten, den Mietvertrag auf die Spielzeit 2025/26 auszudehnen, um die Vorbereitungen und Durchführung der Arbeit für das Theater zu ermöglichen. Durch die Verlängerung schafft man erst die Möglichkeit, weiter nach einer Perspektive für das Theater zu suchen. Damit wäre außerdem die Botschaft verbunden, dass die Stadt ernsthaft Interesse an einer wirksamen Unterstützung der Kultur hat, die auch für die Belebung Innenstadt aktuell wichtiger denn je ist.