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Hebach, Konrad (genannt Kurt)

Direktor der Städtischen Bühnen Mainz, Heimatforscher
geboren: 2. September 1898 in Mainz-Kastel
gestorben: 31. Januar 1980 in Mainz


Artikel

Nach dem Besuch der Volks- und Handelsschule absolvierte Hebach eine Ausbildung und war anschließend als kaufmännischer Angestellter tätig. Ab 1920 arbeitete er für die städtische Verwaltung in Mainz. Hebach war als Hilfskraft und Büroanwärter tätig. Nachdem er im Jahr 1923 die Verwaltungsprüfung abgelegt hatte, wurde er Beamtenanwärter. Nach seiner Verbeamtung war er ab 1925 in verschiedenen Ämtern der Kommunalverwaltung Mainz tätig. Sein Haupttätigkeitsort war das Schulamt.

Hebach war nach eigenen Angaben praktizierender Katholik. Er war von 1927 bis 1933 Mitglied der Zentrumspartei. Nach eigenen Angaben hat er für die Partei noch im Jahr 1933 Wahlkampf betrieben. Des Weiteren war Hebach in den 1920er Jahren Mitglied des katholischen Männervereins Mainz-Kastel, der Ketteler Arbeitsgemeinschaft, des katholischen Kaufmanns-Vereins Mainz und des Caritasverbandes.

Nach der »Machtübernahme« der Nationalsozialisten trat Hebach 1933 in die SA ein und wurde Teil der SA-Reserve II von Mainz-Kastel. Hier bekleidete er den Rang eines Scharführers. In der Spruchkammerakte ist eine beglaubigte Abschrift einer Beurlaubung Hebachs durch die SA von Februar 1939 überliefert.

Darin heißt es, der Scharfuhrer Hebach stehe im Verdacht, die Interessen der SA geschädigt zu haben und werde deshalb umgehend beurlaubt. 1946 begründete Hebach diese Beurlaubung. Er sei verdächtigt worden, gehässig über den SA-Sport gesprochen zu haben. Außerdem habe er als Sachbearbeiter bei der Städtischen Schulverwaltung bei der Vergabe der städtischen Turnhallen die Turn- u. Sportvereinen gegenüber der SA bevorzugt.

Am 18. Juni 1937 beantragte Kurt Hebach die Mitgliedschaft in der NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai 1937 in die Partei aufgenommen. Nach seinem Wehrdienst (1939–1945) und seiner Gefangenschaft (1945–1946) wurde Hebach zwischen 1946 und 1948 wegen seiner Parteimitgliedschaft aus dem städtischen Dienst entlassen.

In seinem Spruchkammerverfahren legte Hebach 17 Eidesstattliche Erklärungen und Bescheinigungen sowie eine Liste zusätzlicher 37 möglicher Zeugen vor, die sein schlechtes Verhältnis und seine Distanz zum NS-Regime belegen sollten. Außerdem gab er an, Kontakte zu einem jüdischen Zahnarzt gepflegt zu haben, zwangsweise in die SA und NSDAP überführt worden zu sein und NS-kritische Briefe des Münsteraner Bischofs Clemens August von Galen in seinem Bekanntenkreis verteilt zu haben. Der öffentliche Kläger beantragte schließlich, Hebach in die Gruppe 4 („Mitläufer“) einzustufen. Er wurde zu einem Sühnebetrag von 500 RM verurteilt. Das Verfahren wurde im April 1948 beendet. Anschließend konnte Hebach seinen Dienst bei der Stadt Mainz wieder aufnehmen.

Ab den späten 1940er Jahren war Konrad Hebach vor allem im kulturellen Bereich der Mainzer Stadtverwaltung tätig. Hebach stieg bis zum Direktor und Verwaltungsrat der Städtischen Bühnen auf. Somit war er für den Betrieb und das Programm der städtischen Theater zuständig und gehörte zu den wichtigsten Akteuren des Mainzer Kulturbetriebs.

Konrad Hebach war in der Nachkriegszeit auch als Heimatforscher tätig und wurde Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für Heimatforschung und Kulturpflege.

Hebach war außerdem stark in seiner Kirchengemeinde engagiert und arbeitete ehrenamtlich im Kasteler Krankenhausverein. Des Weiteren war er Ehrenmitglied der Turn- und Sportgemeinschaft Kastel und organisierte regionale, nationale und internationale Turnfeste. Im Stadtteil Mainz-Kastel wurde deshalb auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 19. November 1981 eine Straße nach ihm benannt.

Wegen seiner Mitgliedschaften in verschiedenen nationalsozialistischen Organisationen (NSDAP, SA, NSV, RDB, NSRL, Reichskriegerbund), der Übernahme von Ämtern als Scharführer in der SA und damit seinem aktiven Eintreten für den nationalsozialistischen Staat empfahl die auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 2020 berufene Historische Fachkommission zur Überprüfung nach Personen benannter Verkehrsfläche, Gebäude und Einrichtungen der Landeshauptstadt Wiesbaden die Kontextualisierung der Kurt-Hebach-Straße.

Literatur