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Kastell, römisches

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Vier aufeinander folgende Militäranlagen, drei Erdlager und ein Steinkastell konnten oberhalb der römischen Siedlung (vicus) auf der Kuppe des Heidenberges zwischen Kastell- und Platter Straße nachgewiesen werden. Die drei Erdlager sind zwar relativ, aber nicht absolut chronologisch datiert. Hinweise auf die sicher hölzernen Innenbauten oder die hier stationierten Einheiten fehlen.

Das Steinkastell wurde 83 n. Chr. nach dem Chattenkrieg Domitians für eine 500 Mann starke Einheit angelegt und blieb bis in die dreißiger Jahre des 2. Jahrhunderts besetzt. Es war nach Osten orientiert, so dass sich der tiefer liegende vicus vom Lagergelände aus gut überblicken ließ. Außerdem reichte die Sicht von hier nach Norden bis zum Taunus, im Westen bis in den Rheingau und nach Süden zu bis zum Rhein und nach Mainz.

Das römische Kastell mit einem fast quadratischen Grundriss weist auf dem nach Südwest und Südost stark abfallenden Gelände gegenüber der bekannten Militärarchitektur einige Besonderheiten auf. Es wurde zumindest auf drei Seiten von zwei 10 bzw. 7 m breiten Gräben geschützt, die nur in der Röderstraße am Steilhang zum Nerotal hin nicht angeschnitten wurden. Vermutlich ermöglichten auf Stützmauern aufliegende Holzbrücken den Grabenübergang. Das Mauerwerk dürfte eine Höhe von rund 3,8 m besessen haben und war mit 1,6 m hohen Zinnendeckeln aus rotem Sandstein abgedeckt. Vor allem im Bereich der vier Tore scheint die Außenfront der Wehrmauer mit kleinen Handquadern aus Mainzer Kalksteinen sorgfältiger ausgeführt worden zu sein. Die unterschiedlich breiten Eingänge, die von zwei innen an die Wehrmauer angesetzten Türmen flankiert wurden, lagen fast mittig in den Kastellfronten. Zwischen den Eck- und den Tortürmen fanden sich auf allen Seiten in unterschiedlichem Abstand voneinander je zwei 4,71 m breite Zwischentürme, die wohl gleichzeitig die zu den Wehrgängen führenden Treppen aufnahmen. Während sich von den in Fachwerktechnik errichteten Mannschaftsbaracken im vorderen Bereich nur eine gut erhaltene Herdstelle fand, konnten die Steingebäude im Lateralbereich vollständig untersucht werden.

Hinter dem zentral gelegenen Hauptgebäude (principia) blieb rund ein Drittel des Scamnums (Fläche) unbebaut. An den Hof mit einem Wasserbassin schlossen sich im rückwärtigen Bereich fünf Räume an, von denen der mittlere als Fahnenheiligtum diente. Auf den davor nachgewiesenen fünf Postamenten haben sicher Statuen römischer Kaiser gestanden. Rechts der principia lagen zwei wohl als Speicher (horrea) genutzte Gebäude sowie das mehrfach umgebaute Wohnhaus des Kommandanten (praetorium). Weniger sicher bleibt dagegen die Deutung von zwei kleineren, dahinter errichteten Gebäuden als Pferdeställe. Für ein vierflügeliges Gebäude zwischen Kommandantenwohnhaus und linkem Seitentor (porta principalis sinistra) hat sich die Bezeichnung Werkstatt (fabrica) durchgesetzt.

Spätestens mit der Gründung einer größeren Verwaltungseinheit, der sogenannten civitas, im 2. Jahrhundert wird das römische Kastell endgültig geräumt worden sein. Ob die aufgelassene Anlage als Militärgelände weiterhin in fiskalischem Besitz verblieb, entzieht sich unserer Kenntnis, jedoch ist eine weitere staatliche Nutzung durch die Armee nicht auszuschließen, zumal keine spätere Überbauung erfolgte.