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Rieser, Georg

Rieser, Georg
Lehrer, Mundartdichter
geboren: 11. Februar 1900 in Auringen
gestorben: 27. Oktober 1989 in Wiesbaden-Auringen


Artikel

Georg Rieser wurde in Auringen, das 1977 nach Wiesbaden eingemeindet wurde, als Sohn des Gastwirts Karl Rieser und seiner Ehefrau Helene geboren. Von 1906 bis 1914 besuchte er die Volksschule in Auringen. Nach dem Schulabschluss ließ sich Rieser am Lehrerseminar der Präparandenanstalt Usingen zum Volksschullehrer ausbilden. Riesers Lehrerausbildung wurde durch einen Kriegseinsatz 1918 unterbrochen.

Im Jahr 1920 schloss Rieser seine Ausbildung mit dem Examen ab und war zunächst als Volksschullehrer in Nied am Rhein tätig. Es folgten sechs weitere Stationen an unterschiedlichen Volksschulen im heutigen Rhein-Main-Gebiet, bis Rieser Lehrer an der Volksschule seines Heimatortes Auringen wurde. Hier lehrte er bis zu seiner Pensionierung 1965.

Neben seiner Tätigkeit als Volksschullehrer veröffentlichte Rieser 1928 und 1930 zwei Gedichtbande in nassauischer Mundart. Insbesondere der Band mit dem Titel »Dorch de Taunuswald maschiern Besatzungsdrubbe« (»Durch den Taunuswald marschieren Besatzungstruppen«) setzt sich mit der alliierten Besatzung durch die französische Armee nach Ende des Ersten Weltkrieges im Taunus auseinander. Teilweise wurden die Gedichte auch vom Ersten Weltkrieg selbst inspiriert. Dies wird besonders durch das Gedicht »Modder« (»Moder« bzw. »Schlick«) deutlich, in dem Rieser auf das Leben der deutschen Frontsoldaten in den Schutzengraben eingeht.

Nach der »Machtergreifung« der Nationalsozialisten trat Georg Rieser zum 1. Mai 1933 der NSDAP bei. In der Partei bekleidete er das Amt eines Blockleiters. Zusätzlich agierte Rieser als Schulungsbeauftragter und Gemeinde-Gruppenführer. Weiterhin war Rieser Mitglied in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und im NS-Lehrerbund. Im Dezember 1937 beantragte Rieser außerdem die Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer und wurde aufgenommen.

Schulungsbeauftragte wurden in verschiedenen NS-Berufsverbanden wie dem NS-Lehrerbund, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und der Hitlerjugend benannt. Die Aufgabe dieser Beauftragten war die »weltanschauliche Schulung« der jeweiligen Verbandsmitglieder im Zuständigkeitsbereich. Der NSDAP-Gauleiter von Hessen-Nassau, Jakob Sprenger, betonte in einer Rede auf der Gauschulungstagung in Frankfurt am Main 1942 wie wichtig die Schulungsarbeit bei der geistigen Kriegsführung sei. Als Schulungsbeauftragter sei, so Sprenger, nur heranzuziehen, dem Nationalsozialismus nahestehe und sich vorbildlich verhalte. Mithin kann zumindest angenommen werden, dass Rieser als Blockleiter und Schulungsbeauftragter ein exponierter Nationalsozialist in der Gemeinde Auringen war.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Rieser nicht zum Kriegsdienst herangezogen, sondern war weiterhin als Lehrer in Auringen tätig. Nach dem Ende des Krieges wurde Georg Rieser von der Spruchkammer Bad Schwalbach im August 1947 in Gruppe 4 (»Mitläufer«) eingestuft. Er erhielt ein zweijähriges Berufsverbot als Lehrer, das 1948 ausgesetzt wurde. Zudem musste er 2.000 RM an den Wiedergutmachungsfonds zahlen. Rieser arbeitete weiter als Lehrer und veröffentlichte in den 1980er Jahren einen weiteren Gedichtband.

Auf Beschluss des Magistrats vom 23. Juli 1991 wurde eine Straße im Stadtteil Auringen nach Georg Rieser benannt. Die auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 2020 berufene Historische Fachkommission zur Überprüfung nach Personen benannter Verkehrsflächen, Gebäude und Einrichtungen der Landeshauptstadt Wiesbaden empfahl die Kontextualisierung der Georg-Wieser-Straße wegen Riesers Mitgliedschaften in mehreren nationalsozialistischen Organisationen (NSDAP, Reichsschrifttumskammer, NSLB, NSV). Er war als Blockleiter, Gemeinde-Gruppenführer und Schulungsbeauftragter niederrangiger Funktionsträger in der NSDAP und trat damit aktiv für den nationalsozialistischen Staat ein.

Literatur