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Schnaase, Karl

Schnaase, Karl

Jurist, Kunsthistoriker und -kritiker

geboren: 07.09.1798 in Danzig

gestorben: 20.05.1875 in Wiesbaden


Artikel

Schnaase war für ein unbeschwertes Gelehrtendasein, das aus der Doppelexistenz eines Juristen und Kunstforschers bestand, gleichsam prädestiniert. Der Vater verschaffte seiner Familie mit den Besuchen europäischer Metropolen maßgebliche Bildungserlebnisse. Durch das Studium der Jurisprudenz und durch sein außerordentliches Interesse an der Philosophie kam Schnaase mit Koryphäen seiner Zeit in Berührung. Von Grund auf prägte ihn Hegel, der in Heidelberg über Ästhetik las. Ebenso beeinflussten ihn Johann Gottfried Herder und Karl Wilhelm Solger, darüber hinaus auch Schiller und Kant. So war es nur konsequent, dass außer kunsthistorischen ebenso philosophische und kunsttheoretische Überlegungen in Schnaases bedeutsames Debüt »Niederländische Briefe« (1834) einflossen. Da war er bereits fünf Jahre als Prokurator am Landgericht in Düsseldorf tätig und nahm eine zentrale Position im Kulturleben ein.

Als sich das Postulat nach einer Gesamtdarstellung der Kunstgeschichte (die erst seit Winckelmann zu einer etablierten Wissenschaft geworden war) immer stärker artikulierte, sah er den rechten Moment für sein Großprojekt gekommen: 1843–64 brachte er seine »Geschichte der bildenden Künste« in sieben Bänden heraus, die sich den Epochen von der Antike bis zum Mittelalter widmen; der achte Band (15. Jahrhundert) erschien posthum 1879.

Seit 1848 wirkte Schnaase als Obertribunalrat in Berlin. Am kulturellen Leben aktiv beteiligt, rief er den Verein für religiöse Kunst in der evangelischen Kirche mit ins Leben. Ab 1867 war das preußische Wiesbaden sein Domizil, wo Schnaase die zweite Auflage seiner monumentalen Weltkunstgeschichte bearbeitete. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Alten Friedhof.

Literatur

Hildebrand, Alexander: Das kulturelle Wiesbaden, Wiesbaden 1972.

Karge, Hendrik: Karl Schnaase. Zum Verhältnis von Ästhetik und Kunstgeschichte im 19. Jahrhundert, unveröffentlichte Habilitationsschrift, Kiel 1994.

Karge, Hendrik: Das Frühwerk Karl Schnaases. Zum Verhältnis von Ästhetik und Kunstgeschichte im 19. Jahrhundert. In: Middeldorf Kosegarten, Antje (Hrsg.): Johann Dominicus Fiorillo. Kunstgeschichte und die romantische Bewegung um 1800, Göttingen 1997 [S. 402–419].