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Ulm, Fritz Otto

Ulm, Fritz Otto

Journalist, Verleger

geboren: 14.02.1900 in Magdeburg

gestorben: 07.12.1967 in Wiesbaden


Artikel

Ulm absolvierte eine Kaufmannslehre, trat der SPD bei und arbeitete als Journalist für den »Vorwärts« und eine Reihe weiterer sozialdemokratischer Blätter, auch für das »Berliner Tagblatt«.

Als sogenannter Halbjude trat Ulm 1934 dem »Reichsverband der nichtarischen Christen« (ab 1936 in Paulus Bund umbenannt) bei. In ihm wurden Christen, die nach der nationalsozialistischen Rassenideologie trotz Taufe als Juden oder Halbjuden galten, organisatorisch ausgegrenzt. Ulm war auch Mitglied eines Komitees, das versuchte, jüdische Opfer vor der Verfolgung zu schützen. Während des »Dritten Reiches« wechselte er mit seiner Frau Annemarie mehrfach den Wohnsitz, um einer Verhaftung zu entgehen.

Unmittelbar nach Kriegsende gab Ulm unter britischer Besatzung zuerst eine Zeitung in Salzwedel heraus, dann arbeitete er für die amerikanische Militärverwaltung in Wiesbaden. Diese trug ihm neben Georg Alfred Mayer die Lizenz für den Wiesbadener Kurier (WK) an, der erstmals am 02.10.1945 erschien. Von da an bis 1962 war Ulm der dominierende Patriarch des WKs, präsent im öffentlichen Leben der Stadt und anerkannter politischer Kommentator mit außerordentlichen analytischen und sprachlichen Fähigkeiten. Ulm war ein Vollblutjournalist, der viel von sich selber, aber auch von seinen Mitarbeitern forderte. Seine Randbemerkungen auf den Druckfahnen waren allseits gefürchtet. Er galt als »zeitungsverrückt«, was er selbstironisch auch so sah, indem er seine Glossen mit den Kürzeln »fou« oder »mad« zeichnete.

Für seine Verdienste um den Wiederaufbau eines freiheitlichen Zeitungswesens verlieh ihm der hessische Ministerpräsident das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD. Ulm trug es mit Stolz; es ziert auch den Stein seines Ehrengrabs auf dem Südfriedhof.

Literatur