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Engagierte Bürgerschaft? Neue Umfrage-Ergebnisse zu Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung in Wiesbaden 2019
Fortschritte bei der Bürgerbeteiligung, aber Rückgänge beim Bürgerengagement und Nachholbedarf bei der kommunalen Engagement-Förderung - das ist das Fazit der neuen Stadtanalyse „Engagierte Bürgerschaft? Umfrageergebnisse zu Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung“, die vom Amt für Statistik und Stadtforschung jetzt vorgelegt wurde.
Im Januar und Februar 2019 wurden 1.509 Wiesbadenerinnen und Wiesbadener ab 16 Jahren zu diesen Themen befragt. Die Telefonumfrage wurde vom Amt für Statistik und Stadtforschung in Auftrag gegeben und ausgewertet. Von den Befragten gaben 391 Personen an, engagiert zu sein. Sie gaben Auskunft über ihre Tätigkeitsbereiche, Rahmenbedingungen, Zeitaufwand und Wünsche hinsichtlich ihres Ehrenamtes. 1.118 Befragte sind nicht engagiert; sie wurden nach Gründen für die Aufgabe ihres Ehrenamtes beziehungsweise für ihr Nicht-Engagement befragt. Auch das prinzipielle Interesse an ehrenamtlichem Engagement sowie die Kenntnis von Informations- und Kontaktmöglichkeiten waren Gegenstand der Befragung. In einem zweiten Teil wurden die Befragten gebeten, die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung in Wiesbaden und Fortschritte ihrer Umsetzung zu bewerten sowie gewünschte Themen für eine Beteiligung und gewünschte Beteiligungsformen zu nennen.

Aktuell liegt die Engagement-Quote in Wiesbaden bei 26 Prozent (2009: 36 Prozent, 2014: 34 Prozent, 2016: 27 Prozent). Danach hat die Zahl der aktiv Engagierten von rund 84.000 Personen (2009) auf rund 64.000 abgenommen (-24 Prozent). Die Zahl der Nichtengagierten ist, unter Berücksichtigung der Bevölkerungszunahme, in den letzten zehn Jahren um rund 31.000 Personen angewachsen. Deutliche Rückgänge der Engagement-Quote sind insbesondere in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen zu verzeichnen. Deutsche ohne Migrationshintergrund sind häufiger engagiert als Personen mit Migrationshintergrund, Vereinsmitglieder deutlich häufiger als Nicht-Mitglieder. Auch nach Haushaltsgrößen, Einkommens- und Bildungsgruppen findet man mitunter große Unterschiede. Männer und Frauen sind hingegen ähnlich häufig engagiert. Eine lange Wohndauer in Wiesbaden begünstigt ehrenamtliches Engagement, und auch Kinder im Haushalt erhöhen die Nähe zu Engagement-Möglichkeiten.

78 Prozent der Aktiven üben ein Ehrenamt aus. Für 34 Prozent der Engagierten liegt der wöchentliche Zeitaufwand bei bis zu zwei Stunden pro Woche, 30 Prozent investieren im Schnitt drei bis fünf Stunden und weitere 27 Prozent sind sechs Stunden und (mitunter deutlich) länger freiwillig aktiv. Junge und ältere Leute investieren mehr Wochenstunden und sind häufiger regelmäßig und langfristig engagiert als Ehrenamtliche mittleren Alters. 75 Prozent der Engagierten sind ausschließlich in Wiesbaden aktiv, wobei sich ihr Engagement oft auf die eigene Nachbarschaft beziehungsweise den eigenen Stadtteil bezieht. Die wichtigste Informationsquelle zum ehrenamtlichen Engagement ist das direkte soziale Umfeld (Freunde, Bekannte und Verwandte).

Unter den Engagement-Bereichen bleibt - auch im Zeitvergleich - „Sport und Bewegung“ Spitzenreiter, gefolgt vom „sozialen Bereich“ und „Kirche/Religion“. Beratungsleistungen, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Schulungen und Gruppenleitungen werden als Engagement-Tätigkeiten häufiger von Männern erledigt, während organisatorische und Bürotätigkeiten sowie Betreuung beziehungsweise Patenschaften eher von Frauen ausgeübt werden. 57 Prozent der Engagierten möchten keine zusätzliche oder erweiterte Tätigkeit aufnehmen; für organisatorische Tätigkeiten und persönliche Hilfeleistungen ist es am wahrscheinlichsten, weitere ehrenamtliche Kräfte mobilisieren zu können.

Der Großteil der Engagierten bezeichnet die Freiwilligenarbeit als wichtigen Teil ihres Lebens, dabei nimmt die persönliche Bedeutung mit dem Alter zu. Motiviert werden die Engagierten dabei durch den Wunsch, etwas zum Gemeinwohl beitragen zu können und durch die Aussicht, die eigenen Fähigkeiten für eine als sinnvoll erachtete Tätigkeit einzusetzen. Die Forderung nach größerer politischer Unterstützung des Engagements findet über alle sozialen Gruppen hinweg große Zustimmung.

Im Zeitvergleich bekundet ein gewachsener Anteil von Personen, die früher einmal ehrenamtlich aktiv waren, keine Engagement-Bereitschaft mehr zu haben. Zunehmende zeitliche Restriktionen, berufliche Belastungen und familiäre Verpflichtungen sind die wesentlichen Gründe für das Ausscheiden aus früherem Engagement. Weitere Gründe sind Alter, Gesundheit und andere Interessen.
Auch die Bekanntheit von Zugangsmöglichkeiten zum Bürgerengagement wurde erfragt: 33 Prozent der Nichtengagierten kennen das Freiwilligen-Zentrum Wiesbaden als zentrale Anlaufstelle, 29 Prozent kennen die Wiesbaden-Stiftung, knapp 20 Prozent das Bürgerkolleg. Die 2016 geschaffene Stabsstelle in der Verwaltung „Wiesbadener Identität.Engagement.Bürgerbeteiligung“ kennen 13 Prozent, die Kampagne „bring-dich-ein“ kennen 27 Prozent. Von vier großen Veranstaltungen zur Information und Werbung für Bürgerengagement war „Wiesbaden engagiert“ 51 Prozent der Nichtengagierten bekannt, der „Leonardo Schul-Award“ 42 Prozent, der „Freiwilligentag“ 38 Prozent und die „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ 13 Prozent.

Zum Thema „Bürgerbeteiligung“ bekunden 30 Prozent der Befragten „man hat Einfluss“ auf das, was hier in Wiesbaden geschieht; bei 51 Prozent dominiert der Eindruck „man ist machtlos“. Etwa jede achte befragte Person (13 Prozent) sieht das 2019 unterschiedlich. Je geringer die Ausstattung mit und die Verfügbarkeit von Ressourcen (Bildung, Berufstätigkeit, Einkommen) ist, desto stärker ist das Empfinden von Machtlosigkeit.

Dass sich „Bürgerinnen und Bürger an Vorhaben und Projekten der Stadt beteiligen können“, wird 2019 in noch höherem Maße als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ erachtet als 2016. Dies verweist auf eine weiter gewachsene Erwartungs- und Anspruchshaltung der Befragten an die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. Deutlich niedriger als die Wichtigkeit der allgemeinen Beteiligungsmöglichkeiten, aber höher als 2016, wird der Stellenwert der persönlichen Beteiligungsinteressen eingeschätzt: zwischen 59 Prozent und 79 Prozent (2016: zwischen 40 Prozent und 68 Prozent) liegen die Anteile bei einzelnen Teilgruppen, denen es „sehr wichtig“ oder „wichtig“ ist, „sich persönlich“ bei Vorhaben und Projekten der Stadt beteiligen zu können.

Mit etwa 46 Prozent hielten 2019 knapp die Hälfte der Befragten die allgemein zugänglichen städtischen Informationen über Beteiligungsmöglichkeiten an Planungsvorhaben für „ausreichend“ (2016: 53 Prozent), während der Anteil der Befragten, die die Informationen zu Beteiligungsmöglichkeiten bei Planungsvorhaben als „nicht ausreichend“ erachten, von 15 Prozent (2016) auf das Dreifache (45 Prozent) angestiegen ist. Knapp 15 Prozent der Befragten kennen die „Wiesbadener Leitlinien für Bürgerbeteiligung“, die Kampagne „bring dich ein“ kennen 27 Prozent und die Webseite des Informations- und Beteiligungsportals „dein.wiesbaden.de“ ist immerhin 40 Prozent der Befragten bekannt. Unter Migranten sind die Informationsquellen weniger bekannt. Ältere sind gut über die „Wiesbadener Leitlinien für Bürgerbeteiligung“ informiert, während Jüngeren häufiger das städtische Online-Beteiligungsportal dein.wiesbaden.de bekannt ist.

579 Befragte (38 Prozent) gaben an, in den letzten beiden Jahren an einem konkreten Projekt oder einer Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung teilgenommen zu haben, am häufigsten wurde die CityBahn genannt (253 Nennungen).

Wer an Details interessiert ist: Die Wiesbadener Stadtanalyse kann unter www.wiesbaden.de/statistik oder www.wiesbaden.de/umfrage oder www.wiesbaden.de/stadtforschung kostenfrei heruntergeladen werden.

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Herausgeber:
Pressereferat
der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schlossplatz 6
65183 Wiesbaden
Für Fragen der Bürgerinnen und Bürger
Telefonzentrale Rathaus:
Grafik "Engagierte und Nicht-Engagierte in Wiesbaden"
Grafik "Engagierte und Nicht-Engagierte in Wiesbaden"

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