Für die Wanderungsmotivbefragung 2024 wurden rund 6.000 Personen kontaktiert, die im Jahr 2023 nach Wiesbaden zugezogen oder aus der Stadt fortgezogen sind. Ziel war es, die Motive für einen Wohnortwechsel zu erfassen und daraus Erkenntnisse für die Stadtentwicklung zu gewinnen.

„Wiesbaden ist eine wachsende Stadt, die Bereitstellung von angemessenem Wohnraum, insbesondere für junge Familien und qualifizierte Arbeitnehmer/innen bleibt eine zentrale politische Aufgabe. Der Möglichkeit, den eigenen Wohnraum an die sich während des Lebens ändernden Bedürfnisse – zum Beispiel mit Eintritt in die Familiengründungsphase – anzupassen, kommt eine besondere Rolle zu. Die Wanderungsmotivbefragung zeigt, dass die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mit guten Wohnbedingungen einen Beitrag leisten kann, um Wegzüge zu reduzieren“, stellt Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende mit Blick auf die Befragungsergebnisse fest. „Das Wachstum der Landeshauptstadt wird maßgeblich durch die Zu- und Wegzüge über die Stadtgrenze geprägt und stellt den Wohnungs- und Bodenmarkt der Landeshauptstadt vor Herausforderungen. Die erhöhte Nachfrage trifft hier auf ein in Teilsegmenten zu geringes Angebot, was wiederum das Preis-Leistungs-Verhältnis beeinflusst“, führt Mende ergänzend aus.

Die Untersuchung zeigt, dass Wiesbaden vor allem junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren anzieht, während die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen die Stadt überdurchschnittlich häufig verlässt. Hauptgrund für einen Zuzug sind berufliche Chancen sowie die Nähe zum Arbeitsplatz oder zur Ausbildungsstätte. Ebenso schätzen die Zugezogenen die aus ihrer Sicht gute Infrastruktur und das kulturelle Angebot. Demgegenüber sind die Hauptmotive für einen Wegzug die hohen Wohnkosten und der Wunsch nach mehr Wohnraum oder einer verbesserten Wohnqualität. Viele Familien und Personen mit mittlerem bis höherem Einkommen verlassen die Stadt, weil sie jenseits der Stadtgrenzen ein subjektiv besseres Preis-Leistungs-Verhältnis für Wohnraum vorfinden.

„Es ist erfreulich, dass Wiesbaden auch und vor allem junge Menschen zu Studium und Ausbildung anzieht“, betont Maral Koohestanian, die zuständige Dezernentin für das Amt für Statistik und Stadtforschung. Umso mehr sei es zukünftig wichtig, die Aspekte in den Blick zu nehmen, mit denen die Zuziehenden dauerhaft in der Stadt gehalten werden können.

Bei 59 Prozent der Zugezogenen haben sich die Wohnkosten durch den Umzug erhöht, während sich bei 59 Prozent der Fortziehenden die Wohnfläche vergrößert hat. Die Befragung zeigt, dass sich die Bedürfnisse und Belastungen in Bezug auf die Wohnsituation in den einzelnen Lebensphasen unterschiedlich auswirken. Jüngere Menschen nehmen zum Start einer Ausbildung oder eines Studiums kleinere Wohnungen oder höhere Kosten in Kauf. Später ändern sich dann die Wünsche und Schwerpunkte. Insgesamt ist festzustellen, dass der Wiesbadener Wohnungsmarkt aktuell nicht für alle Lebensphasen das passende Angebot bereithält.

Grundsätzlich positiv ist, dass sich 31 Prozent der Weggezogenen eine Rückkehr nach Wiesbaden vorstellen können. Voraussetzung ist jedoch ein verbessertes und rentableres Wohnungsangebot. Besonders gefragt sind bezahlbarer Wohnraum, familienfreundliche Quartiere und eine bessere verkehrliche Erreichbarkeit.

Detaillierte Ergebnisse sind in der Wiesbadener Stadtanalyse 136 mit dem Titel „Wohnen in Wiesbaden 2024 – Wohnraumnachfrage“ enthalten. Die Publikation kann unter www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/stadtportraet/daten-fakten/publikationen (Öffnet in einem neuen Tab) kostenfrei heruntergeladen werden. 

+++