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Пресс-релиз столицы земли Висбаден

Milieustruktur ist bunt und im Stadtgebiet sehr unterschiedlich ausgeprägt

Einen ersten illustrativen Überblick für Wiesbaden liefern die neuesten beiden Kurzpublikationen des Amtes für Statistik und Stadtforschung, in denen die Verteilung der Wiesbadener Haushalte einmal anhand der SINUS Typologie der Sozialen Milieus sowie zum zweiten auch der Digitalen Milieus dargestellt wird.

Wie ticken die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener? Welche unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen mit typischen Lebensorientierungen sind wo im Stadtgebiet über- oder unterdurchschnittlich anzutreffen? Wie unterscheiden sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen angesichts der voranschreitenden Digitalisierung der Lebenswelt auch im digitalen Raum hinsichtlich ihrer Erwartungen und Verhaltensweisen? Mit zunehmender Vielfalt individueller Lebenssituationen und -orientierungen wird auch die kommunale Planung immer komplexer. Die Betrachtung von Milieugruppen hilft dabei, unterschiedliche Lebenswelten besser zu verstehen. 

„Es gibt nicht die typische Wiesbadenerin oder den typischen Wiesbadener“, so Dezernentin Maral Koohestanian. „Gerade dieser Blick auf die Vielfalt ist auch im Kontext der digitalen Welt bedeutsam. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung der Verwaltung und anderer Lebensbereiche zeigt sich, dass Menschen sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Hürden im Umgang mit digitalen Angeboten haben. Das ist insbesondere für die Kommunikation zwischen Verwaltung, Bürgerschaft sowie städtischen politischen Gremien relevant und sollte deshalb besser verstanden und weiterentwickelt werden.“ 

Eine Grundannahme des Milieuansatzes ist, dass sich Angehörige verschiedener Milieus in ihren Lebensorientierungen, Vorlieben sowie finanziellen Ressourcen unterscheiden. Das Modell der Sozialen Milieus von SINUS weist insgesamt zehn Milieus aus, die wiederum vier übergreifenden Gruppen zugeordnet werden können: Leitmilieus (umfasst Konservativ-Gehobenes Milieu, Postmaterielle, Performer), Zukunftsmilieus (Expeditive, Neo-Ökologische), Moderner Mainstream (Adaptiv-Pragmatische Mitte, Konsum-Hedonistisches Milieu, Prekäre) und Traditioneller Mainstream (Nostalgisch-Bürgerliches und Traditionelles Milieu). 

Wiesbadens Milieustruktur ist im Gesamtschnitt auf den ersten Blick eher unauffällig. Die Haushalte verteilen sich relativ gleichmäßig über die zehn von SINUS postulierten Gruppen. Lediglich ein etwas höherer Anteil Postmaterieller (15 Prozent) sowie etwas kleinerer Anteil Traditionelle (8 Prozent) im Vergleich zum Bundesschnitt (12 Prozent respektive 10 Prozent) können festgestellt werden. Die Milieustruktur ähnelt auch sehr den Städten Mainz und Darmstadt, sowie Frankfurt, während im Vergleich zu Offenbach am ehesten noch Abweichungen erkennbar sind. 

Innerhalb des Stadtgebietes ist die Struktur der ansässigen Milieus jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt, wie in den beiden neuen Publikationen grafisch illustriert. Am heterogensten fällt die Milieustruktur in den innerstädtischen Bezirken Westend, Rheingauviertel und Mitte aus. Weiter außerhalb gelegene Ortbezirke, etwa einige der ehemals dörflich geprägten Gebiete, sind deutlich homogener. Das größte Milieu bilden in Wiesbaden die Postmateriellen (15 Prozent), deren Anteil von 8 Prozent im Westend bis zu 29 Prozent in Heßloch reicht. Mit 7 Prozent stellen die Prekären die kleinste Milieugruppe. Trotz ihres geringen Anteils verdient dieser Milieutyp im Rahmen der kommunalen Daseinsfürsorge besondere Aufmerksamkeit, da Haushalte dieses Milieus typischerweise über geringe Ressourcen im Hinblick auf Bildung, Einkommen und Beruf verfügen und ebenfalls nicht gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt sind. 

Die erstmals für Wiesbaden aufbereiteten Daten zu den Digitalen Milieus zeigen, dass die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener auch in der digitalen Welt vielfältig unterwegs sind, aber nicht überall gleich gut vernetzt. Die sechs von SINUS modellierten digitalen Milieus spiegeln typische Nutzungsweisen und Haltungen im Netz wider: Die Selektiven nutzen digitale Angebote gezielt und zurückhaltend, die Explorativen sind innovationsfreudig und digital aktiv, die Versierten gelten als kompetente Alltagsnutzerinnen und Alltagsnutzer. Die Bemühten zeigen Interesse, kämpfen aber mit Zugangshürden. Die Ambivalenten schwanken zwischen Faszination und Skepsis und sind eher unerfahren, während die Spaßorientierten vor allem nach Unterhaltung suchen. 

In 17 von 26 Ortsbezirken sind die Selektiven die stärkste Gruppe und dominieren in Heßloch. In der Innenstadt stellen hingegen die Explorativen die größte Gruppe. Besonders bemerkenswert: Rund 45 Prozent der Bevölkerung gehören zu Milieus, die digitale Angebote nur eingeschränkt nutzen oder ihnen mit Vorsicht begegnen. In neun von 26 Ortsbezirken dominieren sie. Für diese Menschen bleiben analoge Informationswege wie Aushänge, Printmedien oder persönliche Kontakte vermutlich auch künftig von zentraler Bedeutung. 

Die vorliegenden Kurzpublikationen bilden einen ersten Überblick über die Milieustruktur Wiesbadens und liefert wertvolle erste Hinweise für Stadtentwicklung und kommunale Kommunikation. Weiterführende Analysen auf noch kleinräumigerer Ebene und in Kombination mit weiteren soziodemografischen und sozioökonomischen Indikatoren sind vorgesehen, um ein differenzierteres Bild der gesellschaftlichen Milieustrukturen und Lebensverhältnisse in den einzelnen Ortsbezirken und Planungsräumen zu ermöglichen. 

Wer an Details interessiert ist, wird im Internet fündig: Die beiden Publikationen in der Reihe „kurz und bündig“ „Soziale Milieus in Wiesbaden“ sowie „Digitale Milieus in Wiesbaden“ können unter Publikationen kostenfrei heruntergeladen werden. Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an das Amt für Statistik und Stadtforschung, Telefon (0611) 315691, E-Mail: amt-fuer-statistik-und-stadtforschungwiesbadende.

Bilder

Grafik I
Soziale Milieus in Wiesbadener Ortsbezirken
Grafik II
Digitale Milieus in Wiesbadener Ortsbezirken

Herausgeber dieser Pressemitteilung ist das Pressereferat der Landeshauptstadt Wiesbaden, Schlossplatz 6, 65183 Wiesbaden, pressereferatwiesbadende. Bürgerinnen und Bürger können sich bei Fragen an das zuständige Dezernat oder Amt wenden.

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