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Pressemitteilung

Pressereferat
Gesundheit
Medikamente müssen richtig dosiert werden
„Die Ärzte in Deutschland müssen dringend ihre Verordnungsgewohnheiten bei älteren Menschen hinterfragen“, diese Botschaft vermittelte Dr. Jascha Wiechelt, Chefarzt der Geriatrie des Otto-Fricke-Krankenhauses, in seinem Vortrag über das Problem der „Polypharmazie“ anlässlich der Hessischen Gesundheitstage, die vom 18. bis 23. Juli im und um das Wiesbadener Rathaus, Schloßplatz 6, stattfanden.
Mit dem Foto eines Frühstückstellers voller bunter Tabletten verdeutlichte er die Probleme, die viele alte Menschen aufgrund der Vielzahl ihrer Arzneimittel. Zum einen sterben in Deutschland pro Jahr schätzungsweise zwischen 8.000 und 20.000 Menschen an den Folgen der Medikation, jeder zweite Fall wäre laut Experten vermeidbar. Darüber hinaus sei erwiesen, so eine Untersuchung der Barmer Ersatzkasse, dass „die jungen Patienten das Teure verordnet bekommen, die alten die Menge.“ Ein unhaltbarer Zustand, wie der Referent findet, zumal das Alter nicht alleiniges Kriterium für die Wahl eines Präparates sein dürfe.

Ein weiteres Problem bei der „Polypharmazie“ ist die Frage der Einnahmetreue, in der Regel „Compliance“ genannt. Ältere seien, sofern ausreichend informiert, bei der Befolgung der Verordnung zwar deutlich disziplinierter als junge, aber bei der Einnahme vielfach gehandicapt infolge von Vergesslichkeit, Sehschwäche, Verlust der Feinmotorik, Handkraft oder Zittern. Davon abgesehen belasteten die vielen Mittel die Nieren, deren Funktion ohnehin ab dem 40. Lebensjahr jährlich um ein Prozent nachlässt. Weitere einschlägige Probleme belegte Wiechelt anhand einer Berliner Medikamentenstudie in Pflege- und Altersheimen: In fast 20 Prozent waren die Verschreibungen für die Heimbewohner falsch, bei über 15 Prozent lag eine Übermedikamentierung vor, bei ebenso vielen eine Untermedikamentierung; von den ungeklärten Interaktionen zwischen den verschiedenen Präparaten ganz zu schweigen. Ihnen widmet sich der Chefarzt bei seinen Patienten in besonderer Weise: Er holt nach Möglichkeit bei allen behandelnden Ärzten des Senioren die Arzneimittellisten ein – „In einem Fall waren es sieben verschiedene“ – um sie mittels bestimmter Datenbanken abzugleichen.

Im Übrigen solle jeder Patient nur eine einzige, auf Interaktionen zu überprüfende, Arzneimittelliste haben, die der Hausarzt führe. Seine Kollegen forderte Wiechelt unter anderem dazu auf, „vor der Verordnung von Neuroleptika und Psychopharmaka für alte Menschen zweimal nachzudenken“ und statt der oft zur Verwirrung führenden Schlafmittel Informationen über Schlafhygiene zu geben: „Im Alter schläft man nun mal nicht so viel, kommt auch mal mit drei Stunden aus.“ Während der Referent die genannten Arzneimittel für Senioren mit Fragezeichen versah, setzte er ein Ausrufungszeichen hinter die Medikamentierung gegen Bluthochdruck, „aber nicht auf Biegen und Brechen“, Präparate zur Blutverdünnung, ACE gegen Herzschwäche und die Verordnung von Statinen, weil die als Entzündungshemmer Plaques stabilisierten und somit einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verhinderten.

Autorin: Angelika Eder

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Herausgeber:
Pressereferat
der Landeshauptstadt Wiesbaden
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65183 Wiesbaden
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