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Internationales Wiesbadener Pfingstturnier

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Der 1927 gegründete Wiesbadener Reit- und Fahr-Club (WRFC) veranstaltete am 01. und 02.06.1929 auf dem Sportplatz Kleinfeldchen unter der Leitung des WRFC-Präsidenten Günther von Etzel (1862–1948) das erste Turnier in Wiesbaden. Das zweite Turnier auf der früheren Erbenheimer Pferderennbahn ging 1930 unter großer nationaler Beteiligung als »Befreiungsturnier« in die Geschichte des Clubs ein. Erstmals nach der Besatzungszeit durften deutsche Offiziere wieder in Uniform starten. Doch auch das Erbenheimer Gelände erwies sich mit steigendem Andrang als ungeeignet und wurde durch das Turniergelände Unter den Eichen ersetzt, das 1932 vom WRFC in Besitz genommen wurde. 1939 bestand das Programm aus zwei Geländeritten, Spring- und Dressurprüfungen.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg das Gelände nicht mehr zur Verfügung stand, brachte Wilhelm Dyckerhoff 1948 den Schlosspark Biebrich als neuen Turnierplatz ins Gespräch. Das Einverständnis der amerikanischen Stadtkommandantur erhielt der WRFC problemlos, denn an dieser Schaltstelle saß mit Oberst Earl F. Thompson ein Olympiasieger mit dem amerikanischen Military-Team 1932 in Los Angeles. 1949 fand das erste Internationale Wiesbadener Pfingstturnier der Nachkriegszeit unter Beteiligung amerikanischer Reiter auf der großen Wiese hinter dem Schloss Biebrich und nach Fertigstellung des neuen Turnierplatzes 1952 als CHI (Concours Hippique International) mit internationaler Besetzung statt.

Viele bekannte Reiter wie Josef Neckermann (1912–1992), Hans Günter Winkler, Fritz Thiedemann (1918–2000) oder Reiner Klimke (1936–1999) trafen sich in Wiesbaden zum Leistungsvergleich. 1985 wurden erstmals das internationale offizielle Dressurturnier CDIO (Concours de Dressage International Official) und der Große Preis von Wiesbaden ausgetragen. Die Internationalen Wiesbadener Pfingstturniere nahmen mit über 50.000 Besuchern Volksfestcharakter an und galten als gesellschaftliches Ereignis.

Unter Wilhelm Dyckerhoff wuchs das Internationale Wiesbadener Pfingstturnier zu einem Ereignis von Weltrang. So war Wiesbaden ein bevorzugter Austragungsort für Sichtungen, und Ende der 1970er bis Anfang der 1990er-Jahre wurde im Schlosspark durchgehend Spitzensport geboten. Anfang der 1990er-Jahre beschritt man einen neuen Weg. Mit der neuen Präsidentin Kristina Dyckerhoff, Tochter von Wilhelm Dyckerhoff, wurde unter dem Motto »Tradition mit Esprit« Altbewährtes mit Neuem verbunden. Die Wiesbadener Pferdenacht wurde geboren, die fast schon vergessene Tradition des Reiter- und Kutschenkorsos durch die Stadt am Dienstag vor Pfingsten wurde wieder aufgenommen. Das Pfingstturnier zieht jährlich über 60.000 Menschen an den Pfingstwochenenden in den Schlosspark.

Literatur

Gmeiner, Bärbel; Volpert, Kristina: Die Wiesbadener Pfingstturniere, Wiesbaden 1986.