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Kunst, zeitgenössische

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Zeitgenössisch ist ein relativer Begriff. Nimmt man als Zeitraum ein Vierteljahrhundert, also etwa 25 Jahre, ist in Wiesbaden in dieser Zeitspanne vieles geschehen, was zur Vermittlung von zeitgenössischer Kunst beigetragen hat, zum Teil an ganz neuen Orten.

Das Museum Wiesbaden ist in der Zeit nicht nur umgebaut worden mit einem erheblichen Zuwachs an Ausstellungsfläche für die Kunstsammlung, sondern hat auch eine Reihe von wichtigen Ausstellungen gezeigt, unter anderem Künstlerinnen im 20. Jahrhundert (1990), Donald Judd (1993), Eva Hesse (2002). Dabei konzentrierte sich das Museum bei seinen Ankäufen auf eine »stille Avantgarde«. Daneben war die Verleihung des Alexej-von- Jawlensky-Preises an Agnes Martin (1991), Robert Mangold (1998), Brice Marden (2004), Rebecca Horn (2007) und Ellsworth Kelly (2012) jeweils mit umfangreichen Ausstellungen und auch Ankäufen verbunden. Das gilt auch für den Otto-Ritschl-Preis, der ab 2002 an Gotthard Graubner, Ulrich Erben, Kazuo Katase und 2015 an Katharina Grosse vergeben wurde.

Das Kunsthaus ist um die angrenzende Kunsthalle erweitert worden, sodass die Stadt einen wichtigen Ausstellungsort hinzugewonnen hat. Als Ausstellungsorte für experimentelle zeitgenössische Kunst kommen in der Wilhelmstraße der Nassauische Kunstverein e.V. (NKV) und der Kunstverein Bellevue-Saal, der seit 1993 den Bellevue-Saal bespielt, hinzu. Ergänzt wird das Angebot durch die thematischen Ausstellungen des Künstlervereins Walkmühle (seit 2003), die Ausstellungen im Kunsthaus, in der dort ebenfalls angesiedelten Artothek, im thalhaus und im Foyer des neuen Rathauses mit stärkerem Akzent auf regionaler Kunst.

Kunststipendien bringen vornehmlich ausländische Künstlerinnen und Künstler auf Zeit in die Stadt und schaffen so die Möglichkeit zum Dialog.

Zudem gibt es eine rege Galerienszene. Im Herbst verabredeten sich für einige Jahre mehrere Galerien zur »Zusammenkunst« und zeigten Ausstellungen unter einem gemeinsamen Thema, bzw. laden in der »Kurzen Nacht der Galerien und Museen« jeweils Ende März zusammen mit verschiedenen Institutionen zum Besuch der Ausstellungen ein. Das Forum des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst kommt als Ausstellungsort hinzu.

Durch ihre speziellere Ausrichtung nehmen das Aktive Museum für deutsch-jüdische Geschichte und das frauen museum wiesbaden in Hinblick auf zeitgenössische Kunst eine Sonderstellung ein. Das gilt auch für das Harlekinäum in Wiesbaden-Erbenheim.

Seit 2002 bestehen die Wiesbadener Fototage, die jeweils unter einem bestimmten Thema veranstaltet werden. Die Teilnehmer werden nach einer offenen Ausschreibung von einer Jury ausgesucht. Auch der BBK Wiesbaden ist mit Mitglieder- und Themenausstellungen im Ausstellungsbereich tätig, die meist in der Aula des Kunsthauses gezeigt werden.

Zeitgenössische Kunst findet man in Wiesbaden auch im öffentlichen Raum, zum Teil angekauft aus dem seit 2000 alle zwei Jahre stattfindenden Wiesbadener Kunstsommer (bis 2014), der sich 2002 z. B. unter dem Motto »40 Jahre: Fluxus und die Folgen« der Fluxus-Bewegung widmete oder 2008 einen Skulpturenparcours »12 am Ring« auf dem viel befahrenen Ersten Ring einrichtete. 26 Skulpturen sind im inneren Bereich der Stadt Wiesbaden zu sehen, die zwischen 1960 und 2011 erworben wurden oder als Geschenke in den Besitz der Stadt gekommen sind. In einem Faltblatt des Kulturamtes Wiesbaden sind die Künstler und Künstlerinnen erwähnt und ihre jeweiligen Werke abgebildet.