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Comunicato stampa della capitale dello Stato di Wiesbaden

Drug Checking: Landeshauptstadt Wiesbaden startet Pilotprojekt

Die Landeshauptstadt Wiesbaden beginnt ab Oktober diesen Jahres eine Pilotphase für ein bisher in Hessen einmaliges Drug Checking-Projekt.

Das städtische Gesundheitsamt wird zusammen mit dem Suchthilfezentrum Wiesbaden, JJ e.V. und der Fachambulanz für Suchtkranke, Caritas, sowie dem Frankfurter Verein basis e.V. und Teilen der Wiesbadener Clubszene im Rahmen eines kommunalen Modellprojekts zur Schadensminderung (Harm Reduction) im Freizeit- und Nachtleben der Stadt Wiesbaden zusammenzuarbeiten und ein entsprechendes Konzept zu erproben. 

Drug Checking ist ein evidenzbasiertes Instrument zur Schadensminderung. Es ermöglicht Konsumierenden, ihre Substanzen auf Zusammensetzung und Wirkstoffgehalt prüfen zu lassen, um gesundheitsgefährdende Substanzen frühzeitig zu erkennen. Studien zeigen, dass die Rückmeldung der Analyseergebnisse häufig zu risikobewussterem Konsumverhalten oder dem Verzicht auf den Konsum führt. 

Ziel des Vorhabens ist es, durch ein niederschwelliges Drug Checking-Angebot in Wiesbadener Clubs Konsumierende über Wirkstoffe und mögliche Beimischungen aufzuklären und dadurch die Gesundheitsrisiken zu reduzieren, sowie den Kontakt zur lokalen Suchthilfe herzustellen. 

Da aktuell noch eine Landesverordnung zur Umsetzung nach Paragraf 10b Betäubungsmittelgesetz aussteht, setzt die Landeshauptstadt Wiesbaden zunächst ausschließlich auf Substanzanalysen von Cannabisprodukten. Die dann bereits erprobten Abläufe können in der Folge umgehend auch auf im Nachtleben weit verbreitete psychoaktive Substanzen ausgeweitet werden, sobald das Land Hessen die von kommunaler Seite und Fachwelt schon lang eingeforderte Verordnung erlassen hat. 

Sechs Ziele des Projekts stehen im Mittelpunkt:

1.      Reduktion gesundheitlicher Risiken: Durch die chemische Analyse von Substanzen sollen potenziell gefährliche Beimischungen, Verunreinigungen oder Dosierungsschwankungen frühzeitig erkannt und Konsumierende entsprechend aufgeklärt werden.
2.      Aufklärung und Risikobewusstsein stärken: Konsumierende sollen durch persönliche Beratungsgespräche über Wirkstoffe, Konsumrisiken und Strategien zur Schadensminderung informiert werden, um ein reflektierteres und risikoreduziertes Konsumverhalten zu fördern.
3.      Niedrigschwelliger Zugang zur Suchthilfe: Das Angebot schafft Kontaktmöglichkeiten zu einer Zielgruppe, die klassische Präventions- und Suchthilfeangebote eher meidet, und erleichtert so den Zugang zu weiteren Hilfs- und Beratungsangeboten.
4.      Stärkung verantwortungsvoller Clubkultur im Umgang mit Risiken        : Durch die Einbindung der Clubs als Kooperationspartner wird ihre zentrale Rolle im Gesundheitsschutz und in der Prävention sichtbar gemacht. Sie tragen aktiv dazu bei, einen risikoreduzierten, wertschätzenden und nicht-stigmatisierenden Umgang mit Konsumrealitäten zu fördern – ohne dabei den Drogenkonsum zu befürworten. Ziel ist ein verantwortungsvoller Rahmen, in dem Risiken erkannt, reduziert und Gäste mit und ohne Konsumverhalten geschützt werden.
5.    Evaluation von Akzeptanz und Effekten: Im Rahmen einer begleitenden Erhebung durch das Wiesbadener Gesundheitsamt soll das Modellprojekt evaluiert werden. Über digitale Fragebögen vor und nach der Teilnahme sollen Inanspruchnahme, Akzeptanz sowie Effekte auf Wissenserwerb und Verhalten ausgewertet werden.
6.    Prüfung der Relevanz und Perspektiven für ein dauerhaftes Angebot: Die Ergebnisse des Pilotprojekts können als Grundlage für politische und fachliche Überlegungen dienen, ob und in welcher Form ein dauerhaftes Drug-Checking-Angebot in Wiesbaden sinnvoll erscheint. 

Die Testungen werden durch den Frankfurter Kooperationspartner basis e.V. verantwortet, der über langjährige Erfahrung und das technische Equipment und Know-How verfügt. Die anschließenden Gespräche zur Besprechung der Testergebnisse sowie zur Beratung werden in Kooperation mit dem Suchthilfezentrum Wiesbaden, JJ e.V. und der Fachambulanz für Suchtkranke, Caritas, durchgeführt. Parallel werden in den Clubs Informations- und Beratungsstände des Projekts Safe Party People für alle Veranstaltungsteilnehmenden angeboten, die zu Drogen, Suchtgefahren und Safer Use informieren. Es werden Schulungsangebote für Clubpersonal und am Drug Checking beteiligte Personen im Vorfeld durchgeführt. 

Die Testungen, Beratungsgespräche sowie die Befragung in Form von Online-Fragebögen erfolgen anonym. Es werden keine personenbezogenen Daten gespeichert, die Rückschlüsse auf die Person zulassen. Die gewonnenen Informationen dienen ausschließlich der Evaluation. 

Die Pilotphase ist auf zehn Veranstaltungen ausgelegt. Wann und in welchem Club entsprechende Testungen vorgenommen werden, wird nicht vorab angekündigt. Auch werden die teilnehmenden Clubs nicht benannt. Damit soll ein unverfälschtes Bild zum Konsumverhalten in den Wiesbadener Clubs für die Evaluation sichergestellt werden. 

Zum Drug Checking-Pilotprojekt erklären für die Projektteilnehmenden:

Milena Löbcke, Gesundheitsdezernentin der Landeshauptstadt Wiesbaden: „Mit unserem Pilotprojekt zum Drug Checking nimmt Wiesbaden hessenweit eine Vorreiterrolle ein. Es ist unser erklärtes Ziel individuelle und gesellschaftliche Risiken bei Drogenkonsum zu verringern. Diese entstehen oftmals durch Überdosierungen, gefährliche Beimischungen und Verunreinigungen. Diese Risiken können wir mit Drug Checking wirksam verringern. Zugleich bietet der Erstkontakt zur Suchthilfe im Partysetting eine niedrigschwellige Zugangsmöglichkeit für Konsumierende. Ich freue mich deshalb umso mehr, dass wir zusammen mit Suchthilfezentrum, Fachambulanz, Gesundheitsamt und unserem Frankfurter Kooperationspartner basis e.V. nun ein solides Modell vorzeigen können, welches hoffentlich in naher Zukunft in Wiesbaden verstetigt und für viele Kommunen eine Vorbildwirkung entfalten kann. Wichtig ist dabei auch, dass die Landesregierung endlich Drug Checking-Modellprojekte auch für nicht-legale Substanzen auch in Partysettings ermöglicht. Denn gerade hier kann ein solches Angebot tatsächlichen Gesundheitsschutz und einen Mehrwert für die Präventionsarbeit mit sich bringen.“ 

Prof. Dr. René-Maxime Gracien, Amtsleiter des Wiesbadener Gesundheitsamtes: „Drug Checking kann das Risiko beim Konsum psychoaktiver Substanzen wirksam reduzieren, ein Restrisiko besteht aber immer. Empfehlenswert bleibt daher der vollständige Verzicht auf Rauschmittel – einschließlich Alkohol und Cannabis. Die Realität ist aber natürlich auch in Wiesbaden eine andere. Deshalb sehen wir die Notwendigkeit der Schadensminderung und werden als Gesundheitsamt hieran mitwirken.“ 

Ina Buttler, Leiterin des Suchthilfezentrums Wiesbaden: „Als Fachstelle für Suchtprävention der Stadt Wiesbaden wissen wir: Wo Rauscherleben ist, ist auch Risiko. Wenn Konsumierende die Möglichkeit bekommen, die Risiken ihres Substanzkonsums zu reduzieren, ist das ein wichtiger Beitrag zur Suchtprävention. Für die Beratung von Klient*innen spielt die individuelle Selbstachtsamkeit und die Festigung der Eigenregulation eine entscheidende Rolle: Drug-Checking setzt genau hier an: Die Konsumierenden erhöhen ihren Kenntnisstand bezgl. der jeweiligen Substanzzusammensetzung, es wird das Bewusstsein für Gefährdungen geschärft und bei persönlichen Problemlagen auf Wunsch ein Kontakt zur Suchtberatung gebahnt.“ 

Cathrin Fehl, Leiterin der Fachambulanz für Suchtkranke: „Als Beratungs- und Behandlungseinrichtung für Menschen mit stoffgebundenen und stoffungebundenen Störungen finden wir es unterstützenswert, dass die Stadt Wiesbaden sich mit dieser Konsumrealität auseinandersetzt und mit dem Pilotprojekt Drug Checking ein wichtiges Signal sendet. Mit Drug Checking schaffen wir nicht nur einen konkreten Beitrag zur Schadensminimierung, sondern setzen auch ein Zeichen, dass Suchthilfe und Politik gemeinsam Verantwortung übernehmen. Wiesbaden ist bereit neue Wege einzuschlagen und dabei konsequent Gesundheitsschutz und Prävention in den Mittelpunkt zu stellen.“ 

Karsten Tögel-Lins, Geschäftsführer von Basis – Beratung, Arbeit, Jugend und Kultur e.V.: „Integratives Drug Checking sensibilisiert junge Menschen für die Risiken des Konsums psychoaktiver Substanzen. Es reduziert Konsum und bietet die Möglichkeit sehr früh mit der Zielgruppe ins Gespräch zu kommen und Harm Reduction-Botschaften oder sogar Alternativen zum Konsum zu vermitteln. Wir freuen uns sehr, zusammen mit der Stadt Wiesbaden einen wichtigen Schritt zur Implementierung eines solchen Angebots gehen zu dürfen.“


Herausgeber dieser Pressemitteilung ist das Pressereferat der Landeshauptstadt Wiesbaden, Schlossplatz 6, 65183 Wiesbaden, pressereferatwiesbadende. Bürgerinnen und Bürger können sich bei Fragen an das zuständige Dezernat oder Amt wenden.

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