Bestands- und Potentialanalyse - Basis für die Wärmewende
Die Landeshauptstadt Wiesbaden setzt sich aktiv für den Klimaschutz ein und arbeitet mit der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) daran, die Wärmeversorgung für alle Menschen und Unternehmen in der Stadt langfristig klimaneutral zu gestalten.
Die ersten Schritte einer KWP sind die Eignungsprüfung, die Bestands- und die Potenzialanalyse. Bei der Eignungsprüfung wird ermittelt, ob es Gebiete gibt, für die ein verkürztes Planungsverfahren durchgeführt werden kann. Die daran anschließende Bestands- und Potenzialanalyse zeigt, wie die Wärmeversorgung aktuell aussieht und welche theoretischen Potenziale es zur Einsparung beim Wärmebedarf gibt, wie Wärme zwischengespeichert werden kann und in welchem Umfang erneuerbare Energie ausgebaut werden könnten. In Gebieten, für die ein verkürztes Verfahren durchgeführt wird, kann auf einen Teil der Bestands- und Potenzialanalyse verzichtet werden.
Was ist die Eignungsprüfung?
Die Eignungsprüfung ist der erste Schritt der kommunalen Wärmeplanung. Hier werden Gebiete identifiziert, für die ein verkürztes Verfahren durchgeführt werden kann. Dabei handelt es sich insbesondere um Gebiete, die sich sehr wahrscheinlich weder für eine Versorgung mit einem Wärmenetz noch für die Erschließung über ein Wasserstoffnetzes eignen. In diesen Gebieten beschränkt sich die weitere Planung auf Wärmeeinsparungen und dezentrale Wärmeversorgungsarten. Hinzu kommen Gebiete, in denen Wärme bereits jetzt vollständig klimaneutral bereitgestellt wird und für die daher keine weitere Planung notwendig ist.
Was ist das Ergebnis der Eignungsprüfung für Wiesbaden?
Für Wiesbaden wurden im Zuge der Eignungsprüfung keine für ein verkürztes Verfahren geeignete Gebiete identifiziert. Der Grund hierfür ist, dass für die Bewertung der Wirtschaftlichkeit eines Wärme- bzw. Wasserstoffnetzes zusätzliche Informationen zum Gebäudebestand und zu möglichen Wärmequellen im beplanten Gebiet benötigt werden. Diese Informationen werden aber erst in der Bestands- und Potenzialanalyse, also nach der Ausweisung dieser Gebiete für die verkürzte Wärmeplanung, identifiziert. Zwar erlaubt das Wärmeplanungsgesetz die Eignungsprüfung im Wesentlichen mit bereits vorhandenen Daten durchzuführen, jedoch besteht dabei die Gefahr, dass Wärmepotenziale übersehen und Gebiete nicht optimal beplant werden. Die Stadt Wiesbaden hat sich daher dazu entschlossen, keine Gebiet für eine verkürzte Wärmeplanung auszuweisen. Stattdessen wird für das gesamte Stadtgebiet eine vollständige kommunale Wärmeplanung durchgeführt.
Was beinhaltet die Bestandsanalyse?
Die Bestandsanalyse bildet die Grundlage der kommunalen Wärmeplanung. Sie liefert ein klares Bild davon, wie Wiesbaden aktuell mit Wärme versorgt wird. Dabei wird erfasst, wie viel Wärme in den einzelnen Stadtteilen verbraucht wird. Kriterien der Bestandsanalyse sind:
- die Gebäudestrukturen nach Baualtersklassen und Sanierungsstand,
- welche Heiz- und Wärmeerzeugungsanlagen im Einsatz sind (z. B. Gasheizungen, Wärmepumpen, Biomasseanlagen),
- wie die bestehende Infrastruktur aussieht – also z. B. Fernwärme, Gas- und Stromnetze,
- und welche Energieträger genutzt werden und welchen Anteil sie am tatsächlichen Verbrauch (Endenergie) haben.
Die Daten wurden in enger Zusammenarbeit mit Netzbetreibern, Fachämtern, öffentlichen Einrichtungen erhoben.
Was zeigt die Potenzialanalyse?
Die Analyse zeigt die theoretisch möglichen Potenziale für eine nachhaltige Wärmeversorgung auf. Sie betrachtet dabei :
- die Einsparpotenziale durch energetische Sanierung von Gebäuden,
- die Potenziale erneuerbarer Wärmequellen wie Solarthermie, Geothermie oder Abwärmenutzung,
- die Potenziale für Nah- und Fernwärmenetze,
- und den Einsatz innovativer Technologien wie Großwärmepumpen, saisonale Wärmespeicher oder industrielle Abwärmenutzung.
Ziel ist es, für jede Quartiers- und Gebietskategorie in Wiesbaden geeignete Versorgungsoptionen zu identifizieren und in einer strategischen Planung abzubilden.
Warum ist die Wärmeplanung wichtig?
Etwa die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfällt auf den Bereich Wärme – also fürs Heizen, Warmwasser und ähnliche Anwendungen. Auch in Wiesbaden ist die Wärmewende daher ein entscheidender Teil der Klimaschutzstrategie. Mit der Kommunalen Wärmeplanung wird sichtbar, wo wir stehen und welche Möglichkeiten es gibt, die Wärmeversorgung klimafreundlich umzubauen. Sie liefert wichtige Informationen und Orientierung - für Politik, Verwaltung, Energieversorger, Unternehmen und private Haushalte.
Wie geht es weiter?
Auf Basis der Bestands- und Potenzialanalyse wird die Stadt Wiesbaden in den nächsten Schritten ein Zielszenario für die klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045 entwickeln. Daraus folgen konkrete Maßnahmenpläne und Empfehlungen für die Wärmeversorgungsgebiete, die in den kommenden Jahren schrittweise umgesetzt werden sollen. Damit liegt für Bürger, Gewerbe und Versorger eine Grundlage zur Umsetzung der Wärmewende bis 2045 vor.
Hintergrundinformationen
Für eine vertiefte Einordnung stehen Ihnen Präsentationen zur Bestands- und Potenzialanalyse als PDF zum Download zur Verfügung. Sie enthalten zentrale Erkenntnisse, Kartenbeispiele sowie technische Erläuterungen.
Die Ergebnisse der Analyse sind außerdem im Digitalen Zwilling der Stadt Wiesbaden visualisiert. Dort lassen sich auf Stadtteil- und Quartiersebene interaktiv unter anderem Wärmeverbräuche, Wärmelieniendichten sowie bestehende Wärmeerzeuger und Energieträger einsehen.
Sie haben Fragen zur kommunalen Wärmeplanung?
Sie erreichen uns per E-Mail unter waermewendewiesbadende.