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Unterwegs mit ...

Unterwegs mit ... Urban Sketcherin Olena

Wenn Ihr irgendwo in Wiesbaden eine junge Frau mit langen braunen Haaren seht, die in ihr Skizzenbuch vertieft ist, dann könnte das Olena sein. Olena ist Wiesbadenerin aus Leidenschaft und hält die schönsten Plätze, Villen, Ecken und Skulpturen in ihren Zeichnungen fest.

Quellgeflüster: Was magst Du an Wiesbaden?
Olena: Ich bin 2015 nach Wiesbaden gezogen, um hier an der Hochschule Rhein Main zu studieren. Die Stadt hat mich von Anfang an freundlich aufgenommen – und mit der Zeit immer mehr für sich gewonnen. Oder, wenn ich ehrlich bin: mein Herz erobert. Ich liebe, wie grün es hier ist und wie schnell man von der lebendigen Mitte in stille Ecken kommt. Innerhalb eines Tages kann man die Stadt kennenlernen – ein spannender Gegensatz zur 1,5-Millionen-Großstadt Charkiw, in der ich aufgewachsen bin.

Beim Spazieren bleibe ich ständig an den wunderschönen Fassaden hängen – überall gibt es Details, die man entdecken kann. Die Mischung aus den vielen Architekturstilen macht die Stadt für mich zu einer Zeitmaschine: Manchmal fühlt es sich an, als wäre ich mitten im 18. oder 19. Jahrhundert gelandet. Unglaublich romantisch!

Und dann dieser kleine Zauber im Alltag: grüne Papageien, die im Winter durch die Bäume flattern. Oder ein Sommernachmittag am Brunnen in der Adolfsallee, der sich plötzlich wie Urlaub anfühlt. Genau solche Momente wecken in mir die Lust, kreativ zu werden.

Quellgeflüster: Wie bist Du zum Zeichnen gekommen?
Olena: Mein erstes Studium war Architektur. Unser Professor hat uns damals geraten, auch außerhalb der Uni viel zu zeichnen – und so habe ich das Sketchen für mich entdeckt. Mit der Zeit wurde Zeichnen für mich zu etwas, das mich immer wieder zu mir selbst zurückbringt. Wenn ich zeichne, komme ich in einen fast meditativen Zustand. Deshalb ermutige ich auch andere, es einfach auszuprobieren.

Am Anfang habe ich meine Zeichnungen noch auf einem Blog geteilt, später dann auf Instagram. Architektur war allerdings nicht von Anfang an mein Thema. Als Studentin bin ich oft nach Frankfurt gependelt und habe dabei Menschen im Zug gezeichnet, Szenen aus dem Alltag oder auch in den Vorlesungen. Damals hieß das Projekt "365 Days of Sketches" – mindestens eine Skizze täglich. Danach folgten andere persönliche Projekte wie die "100 Portraits".

Es gab auch Phasen, in denen meine Skizzenbücher lange unberührt im Regal lagen – aber wirklich losgelassen haben sie mich nie. Irgendwann habe ich mir wieder einen einfachen Block gekauft und den Blick vom Balkon aus gezeichnet. Von da an wurde es immer mehr. Plötzlich hatte ich mein Thema gefunden – und das war Wiesbaden. Die Stadt ist für mich wie eine unerschöpfliche Muse: immer neue Motive, immer neue Perspektiven. Ich könnte ewig zeichnen, ohne dass es jemals langweilig wird. 

Quellgeflüster: Was inspiriert Dich?
Olena: Mich inspirieren Menschen, die ihren Herzensweg gehen und ihren eigenen Traum Wirklichkeit werden lassen. Solche Geschichten stecken an, selbst neugierig und offen zu bleiben – und der eigenen inneren Stimme zu vertrauen.

Dank meines Accounts durfte ich so viele kreative und spannende Persönlichkeiten kennenlernen, die ich im Alltag wahrscheinlich nie getroffen hätte. Jede Begegnung bestärkt mich darin, genau diesen Weg weiterzugehen.

Eine große Inspirationsquelle ist für mich die Urban-Sketchers-Bewegung. Ich gehe gern zu Treffen, zeichne direkt vor Ort und tausche mich mit anderen gleichgesinnten aus. Es geht dabei null um Perfektion oder das "schönste" Bild – sondern einfach darum, den Moment einzufangen, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen und der eigenen Sicht auf die Welt Farbe zu geben.

Quellgeflüster: Wohin zieht es Dich immer wieder?
Olena: Das Nerotal ist für mich ein echter Kraftort. Jeder Spaziergang dort fühlt sich wie ein kleines Stück Paradies an – mit den vielen Pflanzen, den großen alten Bäumen und den Enten, die friedlich durchs Wasser watscheln. Alles strahlt so viel Harmonie aus, dass man das Gefühl hat, selbst Teil davon zu werden. Manche kommen hierher zum Yoga, zum Sport, zum Lesen oder für ein Picknick. Für mich beginnt dort oft eine kleine Entdeckungstour nach neuen Zeichenmotiven. Einige davon findet ihr auf meinem Profil :-) Besonders gern bleibe ich auf einer kleinen Brücke stehen, lausche dem Rauschen des Wassers und lasse meinen Blick über den Wiesbadener Weinberg schweifen.

Quellgeflüster: Was ist Dein Tipp für alle, die Wiesbaden noch nicht kennen?
Olena: Startet mit einer Tasse Kaffee, am besten mit Blick auf den Schloßplatz und Martkirche, und schlendert dann über den Kranzplatz und die Taunusstraße ins Nerotal. Wie Ihr aus meiner letzten Antwort schon ahnen konntet: Diesen Park lege ich wirklich jedem ans Herz.

In der warmen Jahreszeit lohnt sich eine Fahrt mit der historischen Nerobergbahn – schon die Fahrt ist ein Erlebnis. Oben angekommen, gibt es viel zu entdecken: vielleicht eine Kleinigkeit essen mit Blick auf den Nerobergtempel oder im schönen Château Nero den Moment genießen... Von der Löwenterasse öffnet sich ein traumhaftes Panorama über die Dächer der Stadt. Jedes Mal, wenn ich dort stehe, fühle ich mich wie neu angekommen in Wiesbaden.

Ein Extra-Tipp: die Fahrt mit der kleinen Stadtbahn „Thermine“ vom Marktplatz. Ich habe das selbst erst nach ein paar Jahren ausprobiert – und war überrascht, wie viel Neues es auf der rund 50-minütigen Tour zu entdecken gibt!

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