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Wasser Macht Identität

Im Rahmen des "Wiesbadener Jahrs des Wassers" 2022 beleuchtete die Sonderausstellung "Wasser Macht Identität" im sam - Stadtmuseum am Markt - die kulturhistorische Seite der Wiesbadener Badetradition. Schwerpunkte bildeten ihre Anfänge zur Römerzeit sowie ihre Rezeption um 1900, als die sogenannte "Weltkurstadt" ihre zweite Blütezeit erlebte.

Dank ihrer heißen Quellen ist Wiesbaden die einzige Stadt im heutigen Bundesland Hessen, die seit der Antike bis heute durchgehend besiedelt ist. Damit ist sie die älteste Stadt Hessens und gemeinsam mit Aachen die erste Bäderstadt Deutschlands!

Das natürlich heiße Wasser im heutigen Wiesbaden wurde wahrscheinlich schon seit der jüngeren Altsteinzeit vor rund 25.000 Jahren genutzt. Kurz nach Ankunft römischer Truppen am Rhein erfuhr die Region ab 6/15 nach Christus ihre erste Blütezeit. Für die Badekultur und religiösen Kulte der Römer waren die heißen Quellen Wiesbadens sehr bedeutsam, sodass die Stadt unter dem Namen "Aquae Mattiacorum" überregional bekannt wurde.

Im heutigen Innenstadtbereich entstanden schon bald römische Badeanlagen, die bis nach Rom bekannt wurden. Antike Schriftsteller berichten von den heißen Wassern in "Aquae Mattiacorum" und dass der dort gewonnene Quellsinter bis in die Hauptstadt des Imperiums verhandelt wurde. Römische Frauen nutzten ihn, um sich die Haare zu färben. Römische Grab- und Weihesteine bezeugen die kulturelle Vielfalt, die damals im römischen Wiesbaden herrschte.

Die "Wiederentdeckung der Antike" um 1900 zeigt als Brückenschlag in die Neuzeit, welche Bedeutung Wiesbaden seiner römischen (Bade-)Tradition beimaß, wie sich dies im öffentlichen Bewusstsein und schließlich im Stadtbild ausdrückte. So wurde Wilhelm II. bei seinen Besuchen in Wiesbaden mit dem Schriftzug "SALVE IMPERATOR" ("Sei gegrüßt, Kaiser") begrüßt und die als "Heidenmauer" bezeichnete römische Stadtmauer 1902 zeittypisch instandgesetzt. Antike Thermen bildeten auch das Vorbild für das von 1910 bis 1913 im Jugendstil errichtete Kaiser-Friedrich-Bad.

Gezeigt wurden eigene Objekte der bedeutenden Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA), die sich im Besitz der Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden befindet sowie außergewöhnliche Leihgaben.

Ölgemälde von André Brauch

Das Ölgemälde von André Brauch zeigt uns einen Blick auf das antike Wiesbaden "Aquae Mattiacorum" an einem herbstlichen Nachmittag um das Jahr 120 n. Chr. und stellt wichtige Standorte dar. Die Truppen aus dem Steinkastell auf dem Heidenberg/Schulberg sind bereits an den Limes abgezogen. Einzelne Gebäude befinden sich im Rückbau, während der Sitz des Lagerkommandanten (praetorium) in eine Werkstatt (fabrica) umgebaut wird.

Am Fuße des Kastells hat sich im Laufe des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine zivile Siedlung mit drei großen Badeanlagen (Thermen) entwickelt. Sie befanden sich im Bereich der heutigen Schützenhof- und Adlerquelle sowie am Kranzplatz. In dieser Zeit steigt Wiesbaden auch zum Hauptort der Verwaltungseinheit Civitas Mattiacorum auf. Möglicherweise befand sich am heutigen Mauritiusplatz das Forum, das sich gerade im Bau befindet. Auch die großen Thermen am Kranzplatz erfahren eine bauliche Erweiterung.

Das Ölgemälde wird im sam als Poster angeboten. Eine Postkarte des Gemäldes ist sowohl im sam als auch online erhältlich. 

Begleitbroschüre

Zur Ausstellung ist eine Begleitbroschüre erschienen (Preis 9,80 Euro). Diese kann im sam erworben oder unter dem folgenden Link bestellt werden.
Römische Salbgefäße als Badeutensilien, 2./3. Jh. n. Chr., Sammlung Nassauischer Altertümer
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