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Brentano, Bernard von

Schriftsteller

geboren: 15. Oktober 1901 in Offenbach/Main
gestorben: 29. Dezember 1964 in Wiesbaden


Details

Seine Eltern waren Otto von Brentano di Tremezzo, Politiker der katholischen Zentrumspartei und hessischer Justizminister, und Lilla, geb. Schwerdt, eine Urenkelin von Franz Brentano, einem Bruder von Clemens und Bettine Brentano. Bernards Bruder Heinrich wurde Außenminister der Bundesrepublik. Nach dem Studium wurde Brentano Journalist in Berlin, 1925 bis 1930 schrieb er als Korrespondent für die liberal-demokratische „Frankfurter Zeitung“. Er war seit 1928 mit Bertolt Brecht befreundet, im „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ engagiert und vertrat in Essays linke Positionen. 1933 trafen sich in seiner Wohnung Schriftsteller wie Johannes R. Becher und Heinrich Mann zur Beratung. Brentano entschied sich mit seiner Frau Margot für das Exil in der Schweiz, wo 1933 und 1935 zwei Söhne geboren wurden. 1934 zog die Familie nach Küsnacht, dort wurde Thomas Mann ihr Nachbar. Brentano schrieb für die „Weltwoche“ und andere Schweizer Zeitungen, vom Kommunismus wendete er sich ab. In Zürich erschien 1936 sein erster und wichtigster erfolgreicher Roman „Theodor Chindler“, der kritisch eine katholische bürgerliche Familie zwischen 1914 und 1918 beschreibt, weitere Romane folgten. Da er sich als deutschen Patrioten sah, reiste er nach Deutschland und richtete 1940 ein Gesuch an die Reichsschrifttumskammer, wieder in Deutschland leben und publizieren zu dürfen. Es wurde nicht vollständig bewilligt, und Brentano blieb in der Schweiz. Sein Buch über August Wilhelm Schlegel erschien 1943 zwar in Stuttgart, durfte aber nur in die Schweiz ausgeliefert werden. Im Herbst 1945 beschuldigte ihn der Feuilletonchef der „Weltwoche“ Manuel Gasser, nach Hitlers Siegen 1939/40 „ein begeisterter Anwalt des Nationalsozialismus“ geworden zu sein (Zuckmayer S. 266). Den daraufhin angestrengten Beleidigungsprozess gewann Brentano 1947 jedoch.

Ernst Glaeser stellte die Verbindung zu dem Verleger Max Niedermayer her und Brentano wechselte zum Wiesbadener Limes-Verlag, der seine Werke den Lesern in Deutschland zugänglich machte. 1949 übersiedelte er nach Wiesbaden, wo er in der Bingertstraße ein Haus bauen ließ. Er wurde Mittelpunkt eines Stammtisches, zu dem sich Verleger und Autoren wie Friedrich Michael donnerstags im Café Blum trafen. Brentano kritisierte die Alliierten und meinte: Weil Thomas Mann den Nationalsozialismus auf den deutschen Charakter zurückgeführt habe, sei Deutschland in der Welt jetzt weniger angesehen als Italien und Japan. Er veröffentlichte biografische Werke über Goethe und Marianne von Willemer (2. Aufl. 1961) und über Sophie Charlotte und von Danckelmann (1949) sowie seine Memoiren (1952). In einem Essay „Zwei Jahrhunderte Geistesleben in Wiesbaden“ schlug er vor, Marianne von Willemer in Wiesbaden ein Denkmal zu setzen. 1951 war er Gast bei der Geburtstagsfeier für Gottfried Benn im Nassauer Hof. In seinen letzten Jahren war der als ehrgeizig, selbstbewusst und cholerisch geschilderte Mann von schweren Krankheiten gezeichnet. Er liegt auf dem Friedhof in Wiesbaden-Sonnenberg begraben. Inwieweit Brentanos politische Kehrtwende als Verrat am Exil zu werten ist und sein Werk betrifft, beschäftigt heute die Forschung.

Literatur





Bernard von Brentano Privat
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