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Künstlerverein Walkmühle e.V.

An der ehemaligen Walkmühle, die zur Finanzierung des Wiesbadener Waisenhauses Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, hat heute der Künstlerverein Walkmühle seinen Sitz. Hier organisiert er Kunstausstellungen, aber auch Konzerte, Vorträge und Lesungen. 2011 wurde der Künstlerverein mit dem Wiesbadener Kulturpreis ausgezeichnet.

Details

Die Walkmühle, eines der letzten unsanierten historischen Industriedenkmale Wiesbadens, bietet hinreichend Raum zu kreativem Schaffen. Der 2005 gegründete Künstlerverein Walkmühle e. V., ein Zusammenschluss der beiden Vereine Kunst + Raum Wiesbaden e.V. und Verein Walkmühle e. V., betreibt dort ein vielfältiges Kulturprogramm und legte bereits 2009 der Stadt Wiesbaden ein professionelles Sanierungs- und Nutzungskonzept vor. Hierin wurde ausgeführt, wie der Bestand des Projektes gesichert, die Immobilie entwickelt und die Walkmühle zu einem Zentrum des Kulturlebens mit gemischter Nutzung aus Kultur, Gewerbe und Wohnen im Rhein-Main-Gebiet ausgebaut werden könnte. Mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 23. Mai 2013 wurde die Sanierung und Vermietung der Anlage an die stadteigene Wiesbadener Immobilien Management GmbH (WIM) übertragen und damit ein erstes wichtiges Ziel erreicht.

Die Walkmühle wurde 1736/1737 auf Betreiben von Pfarrer Egidius Günther Hellmund erbaut. Die Pachten der angeschlossenen Handwerksbetriebe, die die Wasserkraft nutzten, waren in erster Linie zur Finanzierung des von Hellmund gegründeten, 1723 nahe der Mauritiuskirche errichteten Waisenhauses bestimmt. 1810 wurde die Walkmühle versteigert und zu einer Gaststätte umgenutzt, die 1811 einen Tanzsaal erhielt. Die Wassermühle lieferte weiter Energie zum Lederwalken, für die Hanfverarbeitung und das Schleifen von Waffen. Ab 1867 arbeitete hier die Walkmühl-Brauerei, die den Mühlenbau beseitigte und an dessen Stelle einen größeren Gebäudekomplex mit weitläufigen, kunstvoll gemauerten Kelleranlagen erstellte. In den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts begann in der Walkmühle die Zeit der Färberei, Wäscherei und chemischen Reinigung. Nachdem 1966 die Stadt das Areal gekauft hatte, nutzte ab Ende der 1960er-Jahre das ZDF, das damals noch Unter den Eichen in Wiesbaden residierte, die Walkmühle für Büros und Lagerräume.

Ende der 1980er-Jahre zogen Künstler in die Walkmühle, die als Vorreiter auf eigene Kosten Räume sanierten und in Ateliers umwandelten und so das am Stadtrand liegende Anwesen als Kulturstandort begründeten. Anfang der 1990er-Jahre schlossen sie sich mit Architekten in dem Verein Walkmühle e.V. zusammen, entwickelten ein Nutzungs- und Sanierungskonzept und erwirkten den Denkmalschutz. Neuen Auftrieb erhielt diese Arbeit ab 2005 mit der Gründung des Künstlervereins Walkmühle e. V.

Seit 2003 sind die Veranstaltungen der Walkmühle aus dem Kulturleben der Stadt nicht mehr wegzudenken. Kunstbegeisterte Wiesbadener und Gäste von außerhalb besuchten die Veranstaltungen, in denen sich bisher über 600 Künstler präsentierten (Stand 2013). Neben Konzerten, Vorträgen, Lesungen, Theateraufführungen und Diskussionen sind besonders die großen thematischen Ausstellungen zu nennen. Die von Künstlern kuratierten Ausstellungen bestechen nicht nur durch ihre professionellen Präsentationen in dem historischen Ambiente des Industriedenkmals, sondern auch durch die Kombination von Arbeiten unbekannter mit solchen arrivierter Künstler. Die überregionale Medienpräsenz, die zunehmende Zahl von Fördermitgliedern und der wachsende Adressenverteiler belegen die nachhaltige Wirkung des Projekts.

2011 erhielt der Künstlerverein Walkmühle den Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden und 2012 lud der Verein zu der kunstgeschichtlich bedeutenden Ausstellung „reliefreduktiv“, seiner einhundertsten Veranstaltung ein.

2013 schließlich beschloss die Stadtverordnetenversammlung die notwendige Bezuschussung der anstehenden umfangreichen Sanierungsarbeiten und die Wiesbadener Immobilien Management (WIM) Liegenschaftsfonds GmbH wurde Eigentümerin des Anwesens. Sie ist für die Sanierung verantwortlich, die Ende 2017 abgeschlossen sein soll.

Literatur

Verweise

Der Schriftzug erinnert noch 2014 an die frühere Nutzung. Cornelia Röhlke
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