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Piano-Schulz

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Heinrich Schulz (1835–1873) trat in die angesehene Klaviermanufaktur von Engelhard Steinweg in Seesen im Harz ein und führte nach dem Wegzug der Familie Steinweg, die Mitte des 19. Jahrhunderts in New York die Firma Steinway & Sons gründete, mit anderen Mitarbeitern den Betrieb fort. Seine Söhne, der Kaufmann Franz und der Klavierbauer Albert (1864–1931), gründeten 1888 in Mainz das »Piano- und Musikhaus Gebr. Schulz«. Das Geschäft führte Franz, während Albert Schulz bei der Klavierfabrik Ibach in Barmen ständig an Verbesserungen der Klangqualität der Instrumente arbeitete. Die Geschäftspolitik, mit einer Hausmarke ein preisgünstiges, dabei aber immer klangvolles und robustes Instrument anzubieten, machte die Marke Gebr. Schulz über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Als zweites wichtiges Standbein erwies sich die Idee, Mietklaviere bereitzustellen. Günter Schulz (1907–1978), der Sohn Alberts, lernte wie sein Vater Klavierbau bei Ibach in Barmen und absolvierte eine kaufmännische Ausbildung. 1937 heiratete er die Klavierlehrerin Johanna Fey (1911–2000), Tochter des Wiesbadener Polsterer- und Tapezierermeisters Wilhelm Fey.

Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben das Geschäft am Mainzer Neubrunnenplatz sowie die Wohnung der Familie in der Großen Bleiche. Nach Kriegsende begann Günter Schulz in der Polstererwerkstatt von Wilhelm Fey am Zietenring, wo sich auch ein kleines Ladengeschäft befand, mit der Aufarbeitung beschädigter Instrumente. 1962 erwarb Günter Schulz mit seinem Sohn Herward und dessen Frau Erika das Haus in der Mühlgasse 11–13, wo auf drei Etagen genügend Ausstellungsfläche sowie Platz für eine Werkstatt vorhanden waren.

Seit 2003 leitet der Klavierbaumeister Christoph Schulz zusammen mit seiner Frau, der Pianistin Sabine Schulz-Lediger, den Betrieb. Die firmeneigene Sammlung alter Tasteninstrumente aus drei Jahrhunderten dokumentiert die Entwicklung des Klavierbaus und enthält auch Raritäten wie ein Klavier mit im Halbkreis angeordneter Klaviatur sowie einen mit Perlmutt und Silber geschmückten Jugendstil-Flügel.

Piano-Schulz, 1960 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F000-14302, Urheber: Hans A. Scheffler
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