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Rathaus, neues

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Der Bau des neuen Rathauses fällt in die Regierungszeit des Oberbürgermeisters Karl Bernhard von Ibell, unter dessen Amtsführung Wiesbaden einen großen Aufschwung nahm, die Bevölkerungszahl rasch wuchs und somit die Verwaltungsaufgaben zunahmen. Das alte Rathaus war zu klein geworden, viele städtische Behörden waren ausgelagert und das Kurwesen von der Stadtverwaltung übernommen worden. 1868 erwarb die Stadt den ehemaligen Koppensteiner Hof von Oberforstrat Carl-Reinhard Dern und nutzte die Räumlichkeiten des Herrenhauses für die städt. Behörden.

Planungen für den Neubau eines Rathauses bestanden bereits seit 1876. 1881 erfolgte der Zukauf weiterer Häuser, die abgerissen wurden, um den Bauplatz für das neue Rathaus zu schaffen. Einen 1882 ausgeschriebenen Wettbewerb gewann der Münchener Architekt Georg von Hauberrisser, ein Spezialist für Rathausbauten. Parallel zur Marktkirche ist die Hauptfassade ausgerichtet, genau gegenüber dem Stadtschloss, und weist somit auf den Vertretungsanspruch der kommunalen Selbstverwaltung hin. 1884 wurde der Grundstein für den Neubau gelegt.

Auf fünfeckigem Grundriss wurde der mit abwechslungsreichen architektonischen Motiven und reichem plastischen Schmuck ausgestaltete Bau im Stil der Neorenaissance errichtet. Die Fassaden aus Pfälzer Sandstein waren reich gegliedert sowie durch Erker und Giebel lebhaft gestaltet. Im Oktober 1887 konnte der Neubau bezogen werden. Eine breite Freitreppe führte in das höher gelegene Erdgeschoss. Im Innern des Gebäudes dominierten die gewölbte Eingangshalle und der in der ersten Etage gelegene Festsaal, vor dem der auf vier Säulen ruhende Balkon mit vier allegorischen Figuren des Wiesbadener Bildhauers Hermann Schies geschmückt war. Sie stellen die Tugenden Stärke, Gerechtigkeit, Fleiß und Mildtätigkeit dar. Erst 1898 erhielt der Festsaal mit Gemälden der Wiesbadener Maler Kaspar Kögler und Adalbert von Rößler seinen beziehungsreichen Wandschmuck. In der Bombennacht vom 02.02. auf den 03.02.1945 wurde das neue Rathaus zu etwa zwei Dritteln zerstört. 1951 konnte der in vereinfachter Formensprache durchgeführte Wiederaufbau abgeschlossen werden. Die Modernisierungen im Innern erfolgten mit Rücksicht auf die historischen Strukturen. Von der ursprünglichen Ausstattung sind viele Details erhalten.

Das neue Rathaus als Sitz des Oberbürgermeisters und der Hauptverwaltung der kommunalen Behörden weist einen repräsentativen, großzügigen doppelten Treppenaufgang auf, verfügt über einen durch seine schlichte Eleganz wirkenden Festsaal sowie einen modernen funktionalen Sitzungssaal für die Stadtverordneten. Der tiefer gelegene »Ratskeller« ist ein von den Wiesbadener Bürgern gern besuchtes Restaurant.

Literatur

Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden: Das Rathaus zu Wiesbaden, Wiesbaden 1957.

Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden: 100 Jahre Wiesbadener Rathaus 1887–1987, Wiesbaden 1987.

Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden I.1 – Historisches Fünfeck. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Stuttgart 2005 [S. 110 ff.].

Neues Rathaus, ca. 1912 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F000-3402, Urheber: J. Jacob
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