Junge Frauen benennen kritische Orte in Kastel und Kostheim
Wie sicher fühlen sich junge Frauen auf ihren alltäglichen Wegen – und was braucht es, damit öffentliche Räume auch in den Abend- und Nachtstunden angstfrei nutzbar sind? Mit diesen Fragen setzten sich jugendliche Mädchen aus dem Jugendpavillon Krautgärten und dem Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentrum Reduit gemeinsam mit der Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher auseinander.
Bei einem gemeinsamen Rundgang am Dienstag, 9. Dezember, wurden Wege und Plätze in Kastel und Kostheim aufgesucht, die die Mädchen auf ihren alltäglichen Wegen als unsicher empfinden. Das Thema, Unsicherheiten im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, war auch Gegenstand der 3. Wiesbadener Jugendkonferenz 2025. Die Initiative für diesen konkreten Termin entstand jedoch direkt aus der Arbeit in den Krautgärten und dem Wunsch der Mädchen, ihre Alltagserfahrungen vor Ort zu zeigen und zu erläutern.
Ziel des Rundgangs war es, die Perspektive junger Frauen sichtbar zu machen und besser zu verstehen, warum bestimmte Orte insbesondere im Dunkeln ein eingeschränktes Sicherheitsgefühl auslösen. Die Mädchen führten die Gruppe zu mehreren Wegen und Plätzen, die sie regelmäßig nutzen, und beschrieben, welche Faktoren dort zu Verunsicherung beitragen – etwa mangelnde Beleuchtung, fehlende Einsehbarkeit oder bauliche Strukturen, die als unübersichtlich wahrgenommen werden.
Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher hob die Bedeutung der Hinweise hervor: „Die Jugendlichen haben sehr deutlich gemacht, wo im Alltag junger Frauen Verunsicherungen entstehen und welche strukturellen Faktoren dazu beitragen. Diese Rückmeldungen sind für uns eine zentrale Grundlage, um Verbesserungen gezielt zu planen und umzusetzen. Ich schätze es sehr, dass Polizei, Ortsbeirat, Tiefbau- und Vermessungsamt sowie weitere städtische Stellen heute dabei waren. Nur wenn wir diese Themen gemeinsam betrachten und miteinander abgestimmt handeln, können wir Lösungen entwickeln, die spürbare Veränderungen bringen.“
Ergänzend zu dem Rundgang stellten die Mädchen eine eigene Präsentation mit dem Titel „Meine Stadt, mein Gefühl“ vor. Darin hatten sie ihre Eindrücke, Beobachtungen und Wünsche systematisch zusammengetragen. „Wenn wir benennen sollen, wo wir uns im Dunkeln unwohl fühlen, können wir das ganz gezielt auf die Karte packen“, sagte Ashanti (16 Jahre).
In ihren Schilderungen machten die Mädchen deutlich, dass viele dieser Orte ähnliche Merkmale aufweisen. Sie seien dunkel, schmal oder unübersichtlich und wenig frequentiert. Dadurch entstehe das Gefühl, unsichtbar zu sein oder anderen zu nahe zu kommen, ohne selbst Kontrolle zu haben. Häufig fehle es an Menschen, die helfen könnten oder hinschauten. Viele berichteten, dass sie Umwege gehen, sich beeilen oder bestimmte Wege meiden, weil sie sich dort unsicher fühlen.
Rahel Kizina vom Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentrum Reduit ergänzte: „Die Mädchen haben sich intensiv mit ihrem Wohnumfeld auseinandergesetzt und klare Beobachtungen dazu formuliert, was ihr Sicherheitsgefühl beeinträchtigt. Entscheidend war ihnen, diese Einschätzungen direkt mit den zuständigen Stellen zu besprechen. Solche Beteiligungsformate stärken ihr Vertrauen, dass ihre Perspektiven ernst genommen und in weitere Schritte einbezogen werden.“
Neben der Beschreibung von Angsträumen benannten die Mädchen auch konkrete Wünsche und Ansatzpunkte für Verbesserungen. Sie wünschten sich Orte, die nicht nur sicher, sondern auch freundlich sind, Wege, auf denen sie gesehen werden, ohne sich beobachtet zu fühlen, sowie eine Gestaltung des öffentlichen Raums, die Aufenthalt ermöglicht und Sicherheit vermittelt.
Erste Polizeihauptkommissarin Sabine Bornberg vom 2. Polizeirevier ordnete ein: „Für uns als Polizei sind die Rückmeldungen der Jugendlichen deshalb so wertvoll, weil sie eine Nutzungsperspektive sichtbar machen, die wir im Einsatzalltag nicht immer unmittelbar erleben. Der heutige Austausch hilft uns, mögliche Unsicherheiten fachlich besser einzuordnen und gemeinsam mit den städtischen Stellen zu prüfen, welche konkreten Anpassungen sinnvoll und machbar sind.“
Am Rundgang beteiligten sich außerdem die kommissarische Amtsleiterin des Amtes für Soziale Arbeit, Heike Richter, Oliver Decker, Schutzmann vor Ort des 2. Polizeireviers, die Abteilungsleiterin der Jugendarbeit, Sabine Herrmann, Vertreterinnen und Vertreter der GWW, des Tiefbau- und Vermessungsamtes sowie Mitglieder des Ortsbeirats. Gemeinsam nahmen sie die Hinweise der Jugendlichen auf und diskutierten erste Ansatzpunkte für Verbesserungen.
Die Ergebnisse des Dunkelspaziergangs fließen nun in weitere Planungs- und Präventionsmaßnahmen ein. Die benannten Orte werden mit den zuständigen Stellen ausgewertet, um zu klären, welche Schritte kurz- oder mittelfristig möglich sind. Der Rundgang stärkt damit die Beteiligung junger Menschen an Entscheidungen, die ihren Alltag unmittelbar betreffen, und unterstützt eine jugendgerechte sowie geschlechterbewusste Weiterentwicklung von Kastel und Kostheim.
Informationen Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentrum Reduit: www.wiesbaden.de/vv/oe/06/51/jugendarbeit/jugend-gemeinschaftszentren/kinder-jugend-und-stadtteilzentrum-reduit (Öffnet in einem neuen Tab)
Informationen Jugendpavillon Krautgärten: www.wiesbaden.de/vv/oe/06/51/jugendarbeit/jugend-gemeinschaftszentren/Jugendpavillon-Krautgaerten (Öffnet in einem neuen Tab)
Bilder
Herausgeber dieser Pressemitteilung ist das Pressereferat der Landeshauptstadt Wiesbaden, Schlossplatz 6, 65183 Wiesbaden, pressereferatwiesbadende. Bürgerinnen und Bürger können sich bei Fragen an das zuständige Dezernat oder Amt wenden.
