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Begleitprogramm - Kelten Land Hessen

Die Laufzeit der Ausstellung im sam war vom 16. März bis 31. Juli 2022. Es wurden Vorträge zu verschiedenen Themen gehalten.

Vorträge im Marktkeller

29. März 22, 18.30 Uhr – Dr. Kai Mückenberger

Ein reiches Hügelgrab bei Bad Schwalbach - Einblicke in die Bestattungssitten der keltischen Hunsrück-Eifel-Kultur

Dr. Kai Mückenberger (Landesamt für Denkmalpflege Hessen)

Hallstattzeitliche Hügelgräber sind fester Bestandteil unserer heutigen Kulturlandschaft. In weiten Teilen der Mittelgebirge von Eifel bis Taunus sind sie oftmals die einzigen obertägig sichtbaren Bodendenkmäler, die etwas über die dahinterstehenden Gesellschaften der Eisenzeit erzählen. Der Erschließung eines Baugebiets bei Bad Schwalbach im Jahr 2017 verdanken wir die Ausgrabung und Dokumentation eines dieser Denkmäler, dessen Erhalt normalerweise oberste Priorität der Bodendenkmalpflege darstellt. Ausgehend von der Entdeckung über die Ausgrabung bis hin zur Restaurierung der geborgenen Objekte widmet sich der Vortrag den bei den Untersuchungen gewonnenen Erkenntnissen und versucht ein kurzes Schlaglicht auf die Archäologie der Eisenzeit in unserer Region zu werfen.

17. Mai 22, 18.30 Uhr - Dr. Thomas Becker

Und nach den Kelten? – Beobachtungen zum Übergang ins 1. Jh. n. Chr. im süd- und mittelhessischen Raum

Dr. des. Thomas Becker (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Außenstelle Darmstadt)

Die aktuelle Forschung geht von einem germanischen Zuzug in Wetterau und nach Südhessen um die Zeitenwende aus. Zudem greifen die Römer über den Rhein und besetzen das Flussvorland. Welche Auswirkungen hat dies auf die vor Ort ansässige Bevölkerung und wie kann mit archäologischen Methoden Migration und Integration nachgewiesen werden.

28. Juni 22, 18.30 Uhr - Peter Steffens M.A.

Südhessen als keltische Peripherie? - Schlaglichter der Eisenzeit im südlichen Landesteil

Peter Steffens M.A. (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Außenstelle Darmstadt)

Während in Mittel- und Nordhessen eine Reihe bekannter Höhensiedlungen zu finden sind und damit eine herrschaftlich organisierte Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur gegeben ist, fehlen diese Voraussetzungen augenscheinlich im südlichen Teil Hessens.

Handelt es sich etwa um eine eisenzeitliche Peripherie? Hierzu werden Siedlungen und Gräber schlaglichtartig unter die Lupe genommen.

12. Juli 22, 18.30 Uhr

Widerstand ist zwecklos?! Aktuelle Forschungen zu Iulius Caesars Gallischem Krieg

Prof. Dr. Sabine Hornung (Universität Saarland)

Mit seinem zehn Meter hohen Nordwall gehört der Hunnenring bei Otzenhausen seit jeher zu den eindrucksvollsten Befestigungen des im Hunsrück ansässigen, späteisenzeitlichen Stammes der Treverer. Der Nachweis eines römischen Militärlagers im benachbarten Hermeskeil machte ihn jüngst auch noch zu einem der historischen Schauplätze von Iulius Caesars Gallischem Krieg. Der Vortrag möchte diese bewegte Geschichte zu neuem Leben erwecken, indem er die Ereignisse erstmals aus der Perspektive der Eroberten beleuchtet.

Welche Konsequenzen hatte die römische Eroberung für die einheimische Bevölkerung? Kam es während der Anwesenheit des römischen Militärs zu kriegerischen Ereignissen? Wie wirkte sich der enorme Nahrungsmittelbedarf der Eroberer auf die Versorgung der einheimischen Treverer aus? Und wie wurden diese schließlich zu Römern, deren keltisches Erbe allerdings niemals gänzlich in Vergessenheit geriet? Im Rahmen des Vortrages präsentiert Sabine Hornung aktuelle Ergebnisse aus nunmehr 15 Jahren archäologischer Forschung im Umfeld von Hunnenring und Hermeskeil.

26. Juli 22, 18.30 Uhr

Auf den Spuren der keltischen Eisengewinnung – Montanarchäologie am Beispiel des Hintertaunus

Dr. Sabine Schade-Lindig (Landesamt für Denkmalpflege Hessen)

Östlich des Goldenen Grundes erhebt sich sanft hügelig der Hintertaunus, der mit seinen geologischen Ressourcen eine Vielzahl an Bodenschätzen bietet. Bis in die jüngste Zeit hinein wurde hier Bergbau vor allem nach Eisen und Bleisilber betrieben. Regional ist der Bergbau durch die Benennungen der Gruben und Hütten bekannt. Der Ruf als Bergbauregion reicht aber kaum über die Taunusgrenzen hinweg: Der Abbau war "klein" und musste stark zerklüfteten Flözen folgen, die sich für einen großmaßstäbigen industriellen Abbau nicht eigneten. Die oberflächennah ausbeißenden Erze machten die Region jedoch für die Abbautechnik früherer Epochen besonders attraktiv. Ohne die Notwendigkeit, mit Schächten und Stollen unter Tage zu gehen, konnte in einfachen Pingen reichlich Erz gewonnen werden.

Jüngste Forschungen belegen nun, dass die Region bereits zu spät keltischer Zeit, um 200 v. Chr. ein großes Eisenrevier darstellte. Völlig unerwartet traten bei Geländebegehungen derart viele Relikte der Eisenverarbeitung auf, dass die Landschaft des östlichen Hintertaunus nun in den Focus archäologischer Grundlagenforschung gerät. Hierbei gilt der Blick auch der diachronen Entwicklung dieser Landschaft, deren Bewohner über die Kelten und Römer hinaus auch im frühen und hohen Mittelalter von der Ausbeute der reichen Bodenschätze lebten.

In einer Einführung zu diesen jungen Forschungen werden Begehungen der Landschaft und deren Funde und erste Deutungen erläutert. Insbesondere die Techniken der frühen Verhüttungen werden vorgestellt und ein Ausblick darauf geboten, was hier noch zukünftig an Forschungsergebnissen zu erwarten ist.