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Witte, Otto

Witte, Otto

Reichstagsabgeordneter, Widerstandskämpfer, Landespolitiker

geboren: 19.03.1884 in Halberstadt

gestorben: 19.09.1963 in Wiesbaden


Artikel

Nicht vielen hessischen Politikern ist in Wiesbaden die Ehre erwiesen worden, dass eine Straße nach ihnen benannt worden ist. Diese besondere Auszeichnung ist dem Abgeordneten des Reichstags und Präsidenten des Hessischen Landtags Otto Witte 1968 in Klarenthal zuteilgeworden.

Otto Witte erlernte den Beruf eines Gärtners. Nachdem er die Lehre beendet hatte, besuchte er die Gartenbaufachschule. Als Gärtner war er in Charlottenburg und Zwickau tätig. Doch wollte er sich weiterbilden. So nahm er an Kursen und Vorlesungen an der Arbeiterbildungsschule in Leipzig, an den Volkshochschulen in Frankfurt am Main und in Hamburg sowie an der Verwaltungsakademie Hamburg teil. Schon frühzeitig interessierte er sich für die Belange der Arbeiterschaft. So engagierte er sich in der Gewerkschaftsbewegung.

Bereits 1904 trat er der SPD bei. Von 1909 bis 1912 war er Bezirksleiter des Deutschen Gärtnerverbandes in Frankfurt. 1912 wechselte er nach Wiesbaden, wo er das Amt des Parteisekretärs übernahm. Von 1915 bis 1918 nahm er als Frontsoldat am Ersten Weltkrieg teil. Nach seiner Entlassung aus dem Heer kehrte er nach Wiesbaden zurück, wo er zum Vorsitzenden des Soldatenrates gewählt wurde.

Von 1919 bis 1924 war Witte Stadtverordneter in Wiesbaden und Vorsitzender der SPD-Fraktion.1920 wurde er für die SPD in den Nassauischen Kommunallandtag, den Provinziallandtag von Hessen-Nassau gewählt. Bei der Provinzialverwaltung in Wiesbaden wurde Witte 1920 kommissarischer Abteilungsleiter und 1922 Landesrat und Leiter des Landeswohlfahrtsamtes. Als Vorsitzender des „Deutschen Abwehrkommandos gegen den Separatismus“ wandte er sich gegen die Bestrebungen einer Abtretung des Rheinlandes vom Deutschen Reich. Daraufhin wies ihn die französische Besatzungsmacht im März 1923 für einige Monate mit der Begründung aus, seine Partei würde den „schärfsten Kampf gegen die Besatzung“ führen.

Zwischen 1926 und 1933 war er Bevollmächtigter der Provinz Hessen-Nassau im Reichsrat. Zugleich war er für den Wahlkreis 19 (Hessen-Nassau) Mitglied des Reichstags. Schon früh hatte er die Gefahr erkannt, die von den Nationalsozialisten ausging. Deshalb gehörte er auch zu jenen SPD-Abgeordneten, die in der namentlichen Abstimmung des Reichstags am 23. März 1933 Hitlers Ermächtigungsgesetz ablehnten.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor er seine Ämter und seine Parlamentsmandate. Da sie seinen politischen Einfluss in Wiesbaden fürchteten, wiesen sie ihn 1937 nach Hamburg aus. Doch auch dort blieb er nicht von Verfolgungsmaßnahmen verschont. Insgesamt 22 Mal wurde er von der Gestapo verhaftet. 12 Hausdurchsuchungen fanden statt. Im Rahmen der Aktion „Gewitter“ war er ab August 1944 im KZ Hamburg-Fuhlsbüttel inhaftiert. Im April 1945 wurde er endlich aus der Haft befreit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Wiesbaden zurück. Er stellte sich sogleich für die politische Wiederaufarbeit zur Verfügung. Die amerikanischen Besatzungsbehörden ernannten ihn zum Mitglied des Beratenden Landesausschusses. Vom 15. Juli 1946 bis zum 30. November 1946 war Witte gewähltes Mitglied und Präsident der Verfassungberatenden Landesversammlung.

Vom 1. Dezember 1946 bis zum 30. November 1954 war er Mitglied und Präsident des Hessischen Landtags. In seiner Antrittsrede sagte er: „Ich habe die Hoffnung, dass wir es schaffen werden, wenn wir das Große und Ganze, das Einigende im Auge behalten.“

Darüber hinaus engagierte er sich auch für den demokratischen Aufbau im Bund. Vom 10. März 1947 bis zum 30. September 1949 war er Mitglied des Parlamentarischen Rates des Länderrates der amerikanischen Zone. 1949 und 1954 war Otto Witte Mitglied der Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten. Wegen seiner großen Verdienste wurde er 1953 mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Literatur