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Bölte, Amely

Bölte, Amely

Schriftstellerin

geboren: 06.10.1811 in Rhena (Mecklenburg)

gestorben: 15.11.1891 in Wiesbaden


Artikel

Bölte war die Tochter von Amalie Louise (geb. Tarnow) und Johann Christoph Bölte Sie hatte zwölf Geschwister. Standesgemäß wurde sie gemeinsam mit ihren Schwestern von einer Gouvernante unterrichtet. Starken Einfluss auf ihre Bildung nahm auch ihre Tante, die Schriftstellerin Fanny Tarnow. Mit 15 Jahren verlobte sie der Vater, »damit sie kein gelehrtes Frauenzimmer wie die Tante würde«. Nach seinem Tod 1827 löste Bölte die Verlobung und sorgte von nun an selbst für ihren Lebensunterhalt.

Zunächst arbeitete sie als Erzieherin, 1839 zog sie nach England, wo sie als Erzieherin und Übersetzerin von Romanen tätig war. Ihre Kontakte nach Deutschland hielt sie über rege Korrespondenz und Besuche aufrecht. Durch Vermittlung von Karl August Varnhagen von Ense wurde sie englische Korrespondentin des »Cottaer Morgenblattes«. 1846 erschien ihr erster Roman »Louise«. Mit Unterstützung ihrer Tante publizierte sie 1848 »Erzählungen aus der Mappe einer Deutschen in London«. 1851 kehrte Bölte nach Deutschland zurück. Von 1846–79 veröffentlichte sie etwa 25 Bücher und unzählige Artikel.

Auch wenn Bölte nicht in erster Linie schrieb, um sich zu emanzipieren, so wollte sie doch mit ihrem Schreiben zu einer Verbesserung der sozialen und ökonomischen Stellung der Frauen in der Gesellschaft beitragen. Sie setzte sich tatkräftig für gesellschaftspolitische Veränderungen ein, besonders für eine bessere Bildung und Ausbildung von Frauen und die Schaffung von Arbeitsplätzen auch für bürgerliche Frauen. Sie unterstützte den Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF). 1865 gründete sie in Dresden den »Bazar für Beamtentöchter«, den sie bis 1867 organisierte. 1878 oder 1879 übersiedelte Bölte nach Wiesbaden und wohnte in der Taunusstraße 5. Bölte bezog Stellung gegen Alkoholismus und Prostitution und engagierte sich in dem »Verein gegen Branntweingenuß und für Volkskaffeehäuser«. 1882 erschien ihr letzter Roman »Die Gefallene«. Zentrales Thema ist die aus der Not entstandene Prostitution. Sie widmete diesen Roman der britischen Feministin Josefine Butler.

Bölte gehörte zu den wenigen Schriftstellerinnen ihrer Zeit, die sich ein Vermögen erschrieben hat. In ihrem Testament verfügte sie, dass ihr Vermögen in Höhe von 153.677 Goldmark nach dem Tode ihrer Schwester Fanny Bölte an die Stadt Wiesbaden fallen sollte, um damit die Amely Bölte Stiftung einzurichten. Ihr Grab befindet sich auf dem Nordfriedhof.

Literatur

Behrens, Antje; Fischer, Walther (Hrsg.): Amely Böltes Briefe aus England an Varnhagen von Ense (1844–1858), Düsseldorf 1955.

Klein, Beatrixe: Sieben Frauen – Sieben Leben – Sieben Geschichten. Ein Buch für Wiesbaden, Wiesbaden 2005.