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Café Orient

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Der Hofkoch a. D. Carl Heinrich Alfred Georgi (1835–1914) kam 1893 von Berlin nach Wiesbaden und ließ Unter den Eichen von dem Wiesbadener Architekten Carl Dormann (1859–1921) ein Kaffeehaus im maurischen Stil errichten. Eröffnet wurde das Café Orient am 27.01.1900, dem Geburtstag Kaiser Wilhelm II. Kaiserin Auguste Viktoria stiftete dazu das gesamte Silberbesteck. Schon bald wurde das Café Orient zum viel besuchten Ausflugsziel der feinen Gesellschaft aus nah und fern. Doch trotz der guten Geschäfte musste Georgi schon zwei Jahre später sein »Traumcafé« verkaufen, da er sich finanziell übernommen hatte. Das Café Orient hatte anschließend verschiedene Besitzer und Pächter, bis es der Hotelfachmann Georges Richefort (1868–1932) kaufte und mit seiner Frau Lina (1866–1958) zu neuer Blüte brachte. Auch Richefort musste 1929 Konkurs anmelden. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Café Orient unbeschädigt.

Später waren in den vermieteten Gebäudeteilen ganz unterschiedliche Menschen und Firmen ansässig, u. a. ein Kostümverleih, ein Schädlingsbekämpfer, Artisten, eine Ballettschule, eine Schuhmacherei und eine Schneiderei. Dringende Reparaturen wurden aber nicht mehr ausgeführt. Das Haus verkam immer mehr zu einer baufälligen Ruine. 1964 wurde es abgerissen. Heute steht an dieser Stelle ein siebengeschossiger Wohnblock, nichts erinnert mehr an das Café Orient Ein Enkel Richeforts hat das Café im Maßstab 1: 25 in Thüringen wieder erbauen lassen. Dieses Modell und alle gesammelten Erinnerungsstücke an das Café Orient warten auf einen Platz in einem zukünftigen Wiesbadener Stadtmuseum.

Literatur

Zeitungsausschnittsammlung, Stadtarchiv Wiesbaden, "Café Orient".