Sprungmarken

Frauenwerkstatt Wiesbaden – Zentrum für Kommunikation und Bildung e.V.

Artikel

Am 09.06.1982 kamen nach unzähligen Vorgesprächen, erhitzten Diskussionen und ernüchternden Debatten zur »Frauenfrage« 14 Frauen zusammen, um den gemeinnützigen Verein Frauenwerkstatt zu gründen. Ausgangspunkt der Vereinsarbeit war der Wunsch nach Veränderung, nach selbstbewussten weiblichen Lebensentwürfen und Lebensperspektiven. Erklärtes Ziel war die grundsätzliche Neudefinition der Bedeutung von Frauen und ihrer Lebenswelten, was sich in mehreren Entwicklungszielen konkretisierte: 1) Die gesellschaftliche Bedeutung weiblicher Produktivität in das gesellschaftliche Bewusstsein zu bringen. 2) Bedingungen zu schaffen, die es Frauen ermöglichen sollten, ihre gesellschaftliche Lage zu erkennen und ihrer Bedeutung gemäß zu verändern und 3) zu erreichen, dass die zur Schaffung und Erhaltung solcher Bedingungen geleistete Arbeit anerkannt und bezahlt wird.

»Frauen-Bildungs-Räume« am Römerberg 24 war die erste Einrichtung ihrer Art und nahm unter dem Dach der Frauenwerkstatt am 04.09.1982 den Bildungsbetrieb auf. Die Vorstandsfrauen Beatrixe Klein, Eva Schuster, Karin Löhr und Gabriele Möllmann führten Verein und Bildungseinrichtung neben Studium oder Berufstätigkeit. Mit jeweils zwei Programmen pro Jahr wurde ein vielfältiges Bildungs- und Kulturprogramm mit Einzelveranstaltungen, mehrwöchigen Kursprogrammen, Wochenendseminaren, Gesprächskreisen und einer Bildungsberatung für Frauen angeboten. Inhalte und Methoden zur Wissensvermittlung wurden mitunter erstmals unter frauenspezifischen Gesichtspunkten erarbeitet. Eine Besonderheit war das Lernen von- und miteinander in Kleingruppen. Von der Kfz-Reparatur über Grundlagen der Philosophie und Politik, von der Selbsterfahrungsgruppe bis zum Gesundheitsmanagement, das Angebot erweiterte gedachte Grenzen und stellte Tabus zur Diskussion.

Im März 1983 wurde der Mädchentreff Wiesbaden ins Leben gerufen. Dafür mietete der Verein Räume am Römerberg 32 und 5 an. Als Beratungsstelle für »arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte deutsche und ausländische weibliche Jugendliche« vom Land Hessen gefördert, hatte der Mädchentreff von Anfang an regen Zulauf. Neben Berufsinformationen, Hilfen und Beratungen bei Bewerbungen und Lebensfragen wurden unterschiedliche Kursprogramme durchgeführt.

Im Oktober 1984 konkretisierten Beatrixe Klein und Karin Löhr den Wunsch, Frauen zu unterstützen, die nach der sogenannten Familienpause nicht mehr ins Berufsleben zurückfanden. Der erste Motivierungs- und Orientierungskurs für arbeitslose Frauen, gefördert durch das Land Hessen, hieß wie die Beratungsstelle selbst: »Neuer Start ins Berufsleben« und wurde in der Adlerstraße 37 eröffnet.

Am 07.11.1984 gründete der Verein das frauen museum wiesbaden. Bereits zur Eröffnung in der Nerostraße 16 war der Andrang überwältigend. Das frauen museum wiesbaden erlangte schnell einen sehr guten überregionalen und internationalen Ruf.

Bis Ende 1987 managte die Frauenwerstatt ihren visionären Traum von einem autonomen feministischen Trägerverein, dann entließ sie den Mädchentreff und den »Neuen Start ins Berufsleben« (heute Berufswege für Frauen) in die Eigenständigkeit, ganz im Sinne der Gründerinnen, deren Ziel es war und ist, Initiativen, Einrichtungen, Bedingungen zu schaffen und die damit einhergehenden Veränderungen auf den Weg zu bringen. Frauenwerkstatt und frauen museum wiesbaden residieren seit 1991 in der Wörthstraße 5. Der Verein konzentriert seitdem seine Tätigkeit auf den Ausbau und den Erhalt des frauen museum wiesbaden mit dem Ziel, Geschlechtergerechtigkeit und interkulturelle Chancengleichheit mittels kulturpolitischer Bildung herzustellen.