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Goldstein, Georg

Goldstein, Georg

Direktor der Deutschen Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime

geboren: 19.10.1877 in Breslau

gestorben: 31.08.1943 im KZ Auschwitz


Artikel

Nach seinem Studium an der Bergakademie in Freiberg und seiner Promotion (»Der deutsche Eisenzoll – ein Erziehungszoll«, 1912) zum Volkswirt wurde Goldstein Mitarbeiter der preußischen Regierung in Berlin. 1912 kam er nach Wiesbaden und begann seine Tätigkeit als Direktor der neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime. 1914 heiratete er in Trebnitz Margarethe Lasker (1889–1944), 1917 wurden dem Ehepaar die Tochter Barbara und 1920 der Sohn Franz geboren.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte sich Goldstein in der liberalen jüdischen Gemeinde und war Vorsitzender der Ortsgruppe Wiesbaden der »Jüdischen Liberalen Vereinigung für Deutschland«. Seine Frau war Mitglied in der 1917 gegründeten »Vereinigung jüdischer Frauen«, auf deren Initiative wiederum andere Vereine entstanden wie der »Verein für Pädagogische Ferienkolonien«, das »Kindertagesheim« und die »Kleidersammelstelle«.

Als Direktor der Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime war Goldstein maßgeblich an deren Erfolg und Wachsen beteiligt. Besonders verdient machte er sich um den Bau des Erholungsheimes »Haus auf der Alb« in Bad Urach, das 1930 eingeweiht werden konnte.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Goldstein bereits im Juni 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft aus seiner langjährigen Position entlassen. Unter sehr schwierigen Verhältnissen und zunehmender ökonomischen Not blieb das Ehepaar in Wiesbaden und unterstützte die in der Stadt gebliebenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde. 1939 gelang den Kindern Barbara und Franz die Emigration nach England. Die geplante Flucht des Ehepaars Goldstein nach Chile scheiterte jedoch aus finanziellen Gründen.

Neben Berthold Guthmann und Arthur Strauß musste Goldstein 1942 im Auftrag der »Reichsvereinigung der Juden in Deutschland« die Auflösung der Wiesbadener jüdischen Gemeinde vornehmen.

Nach den letzten Deportationen aus Wiesbaden wurde das Ehepaar in eine jüdische Gemeinschaftsunterkunft nach Frankfurt am Main gebracht und von dort im März 1943 über Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Georg Goldstein wurde am 31. August 1943 im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Goldsteins Frau Margarethe wurde im Oktober 1944 ebenfalls im KZ Auschwitz ermordet.

Seit 2012 ist eine Schule in Bad Urach nach Goldstein benannt.

Literatur

Lazarus, Paul: Die jüdische Gemeinde in Wiesbaden 1918–1942, New York 1949.

50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime für Handel und Industrie e.V., Wiesbaden 1961.