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Henkell, Otto Hubertus

Henkell, Otto Hubertus

Sektfabrikant, Geschäftsführer, Mitinhaber der Sektkellerei Henkell & Co.

geboren: 08.01.1923 in Wiesbaden

gestorben: 18.02.1988 in Wiesbaden


Artikel

Wie sein Vater Karl Henkell und sein Onkel Otto Heinrich Adolf Henkell, trat auch Henkell an die Spitze der Sektkellerei Henkell & Co. Nach dem Abitur 1941 wurde er zu Arbeitsdienst und schließlich zum Russlandfeldzug eingezogen und kam im Frühjahr 1942 gesundheitlich stark angeschlagen zurück. Nachdem sein Vater und Bruder kurz vor Kriegsende umgekommen waren, wurde Henkell als Namensträger aus dem Kriegsdienst entlassen und trat im Frühjahr 1945 als Gesellschafter in die Firma ein. 1948 wurde er im Alter von 22 Jahren Chef des Unternehmens.

Zu dieser Zeit stand die Firma bereits wieder baulich und kapazitär bereit, dem kommenden Wettbewerb auf dem Markt zu begegnen. 1949 legte »OH«, wie er bald genannt wurde, ein Firmenkonzept vor. Dieses sah Gewinnverzicht für die nächsten 36 Monate zugunsten von Werbung und Wiederaufbau der Marktposition vor. Ziel war es, zu einer grundlegenden Erneuerung von Markenpolitik, Produktionsmethoden und von Beziehungen zum Ausland zu kommen. Im Zusammenhang damit sollte mit der Viertelflasche Henkell Pikkolo der Sektkonsum für eine breite Käuferschicht ermöglicht werden. Im Zeichen der Diversifikation baute Henkell eine neue Importabteilung für Spirituosen auf: Im Frühjahr 1952 wurden die ersten ausländischen Produkte vertrieben. Henkells Konzept, Sekt im unteren Preissegment anzubieten, fand auch im Vertrieb der Rüttgers-Marken seit Frühjahr 1950 seinen Niederschlag. Im Mittelpreissegment wurde Henkell 1969 mit Carstens SC aktiv, dem ersten Jahrgangssekt nach dem Zweiten Weltkrieg.

Ferner hatte Henkell als einer der ersten deutschen Sektfabrikanten das Exportgeschäft gleich nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufleben lassen. Hiervon profitierte besonders die Traditionsmarke »Henkell Trocken« im Ausland und mit der neu gewonnenen Internationalität dann auch im Inland. Eine Niederlassung in Österreich mit eigener Produktionsstätte gründete Henkell 1952.

Bis 1964 hatte er das Unternehmen weitgehend patriarchalisch geleitet. Seit Mitte der 1960er-Jahre wurde die Firma dann von einer fünfköpfigen Geschäftsleitung geführt. Allerdings blieben auch nach dieser Umstellung Werbung, Marketing und Produktionsgestaltung Henkells spezielles Aufgabengebiet.

1982 zog sich Henkell aus dem aktiven Geschäftsleben zurück und bot vier Jahre später das Familienunternehmen zum Verkauf an. Den Zuschlag erhielten die Kinder von Rudolf August Oetker (Bielefeld), die Gesellschafter der Sektkellerei Söhnlein Rheingold KG in Schierstein waren. Seit 1986/87 wird die Firma als Familienunternehmen weitergeführt, zunächst als Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG und seit 2010 erneut als Henkell & Co. Sektkellerei KG.

Für seine Verdienste um den deutschen Sekt und die deutschen Gastronomie erhielt Henkell unter anderem 1978 die Brillat-Savarin-Plakette. Auch als Vizepräsident im Verband deutscher Sektkellereien machte er sich einen Namen und wurde zudem als Förderer von Kunst und Kultur bundesweit bekannt.

Literatur

Claus, Paul [u.a.]: Persönlichkeiten der Weinkultur. Kurz-Biographien aus 16 Jahrhunderten, Hrsg.: Gesellschaft für die Geschichte des Weines, 2. erw. Aufl., Wiesbaden 2002 (Schriften zur Weingeschichte 140) [S. 71].