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Hensel, Heinrich

Hensel, Heinrich

Opernsänger (Tenor)

geboren: 29.10.1874 in Haardt (Neustadt/Weinstraße)

gestorben: 23.02.1935 in Hamburg


Artikel

Hensel erhielt seine Ausbildung in Wien und Frankfurt am Main, debütierte 1897 in Freiburg im Breisgau und kam nach einem Engagement in Frankfurt (1900) 1907 an das Theater in Wiesbaden. 1912 verließ er die Stadt, um in Hamburg der führende Heldentenor zu werden (1912–29).

Jens Malte Fischer schreibt in seinem Buch »Große Stimmen« über den Tenor Hensel: »Von Heinrich Hensel gibt es Aufzeichnungen der Gralserzählung und des Abschieds vom Schwan aus »Lohengrin« zu hören, und man kommt in den Genuß eines mühelos flutenden, edel timbrierten jugendlichen Heldentenors. (…) Kein Zweifel, daß Hensel heute eine Weltkarriere machen würde, zu seiner Zeit kam er über Wiesbaden und Hamburg nicht hinaus«. Hensel war zwar kein festes Ensemblemitglied etwa der Berliner oder Wiener Opernhäuser, gastierte aber an diesen Bühnen wie an Covent Garden London sowie an der New Yorker Metropolitan Oper und in Bayreuth ständig.

An den großen Bühnen konnte er nicht Fuß fassen; das mag daran gelegen haben, dass er kein pflegeleichtes Ensemblemitglied war. 1907 nach Wiesbaden als lyrischer Tenor verpflichtet, verlangte er nach kurzer Zeit, nur noch im Fach des Heldentenors eingesetzt zu werden, was zu ständigen Auseinandersetzungen mit der Intendanz führte. Er wagte es sogar, die Partie des Barons in Lortzings »Wildschütz« in einer »Kaiservorstellung« nicht zu übernehmen, Urlaubsgesuche wurden ihm wegen hiesiger Verpflichtungen nicht gewährt. Die Folge – er verklagte den Intendanten Kurt von Mutzenbecher. Als diese Klage abgewiesen wurde, verklagte er den Kaiser, da er ja nicht vom Intendanten als Person engagiert worden sei, sondern von der Intendanz, die direkt der kaiserlichen Kulturbehörde unterstellt sei. Diese habe also zu entscheiden.

Als ihm ein Gastierurlaub nach Amsterdam nicht gewährt wurde, bat er um seine Entlassung. Nach gütlichem Zureden von Mutzenbechers blieb er aber dann doch dem Wiesbadener Publikum, das ihn verehrte, bis 1912 erhalten. 1914 war er nach der Freigabe des Werks in Wiesbaden der erste Parsifal, den er schon in Bayreuth, London und Brüssel gesungen hatte.

Literatur

Fischer, Jens Malte: Große Stimmen, Stuttgart 1993.

Kutsch, Karl J./Riemens, Leo: Großes Sängerlexikon, 4. Aufl., München 2003.