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Historische Kommission für Nassau

Artikel

Die Historische Kommission für Nassau wurde am 18.03.1897 von Historikern, Archivaren und Bibliothekaren in Wiesbaden gegründet. Als Vorläufer hatte sich bereits im Jahr 1895 eine »Section für mittlere und neuere Geschichte« im Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung konstituiert. Angeregt hatte die Gründung der Kommission die Generaldirektion der Preußischen Staatsarchive, nachdem 1876 bereits in der Provinz Sachsen und 1881 in der Rheinprovinz Historische Kommissionen ins Leben gerufen worden waren. Dahinter stand das Bestreben der preußischen Regierung, die kulturelle Leistung, die historische Vielfalt und die Identität der jüngeren Provinzen hervorzuheben und durch Öffnung der Archive die wissenschaftliche Erforschung der Landesgeschichte voranzutreiben.

Unter diesem staatlichen Schutz entwickelte die Historische Kommission für Nassau sogleich ein ehrgeiziges Programm, das Quelleneditionen und die Veröffentlichung von Monografien zur politischen Geschichte, zur Kirchen-, Kultur- und Sozialgeschichte Nassaus vorsah. Obgleich die wissenschaftliche Arbeit der Kommission in erster Linie vom Staatsarchiv Wiesbaden und der Nassauischen Landesbibliothek  in Wiesbaden getragen wurde, blieben die Ergebnisse zunächst bescheiden. Ursache dafür war, dass die preußische Regierung kaum finanzielle Mittel zur Verfügung stellte und der Regierungsbezirk Wiesbaden keine Landesuniversität aufwies.

Nach der geltenden Satzung versteht sich die Historische Kommission für Nassau heute als wissenschaftlich mit der Aufgabe, die Geschichte Nassaus im Umfang des 1866 von Preußen annektierten Herzogtums und der benachbarten Landschaften zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse zu fördern und zu verbreiten. In ihren Schriftenreihen, in denen seit der Gründung bisher über 80 Bände erschienen sind, veröffentlicht die Kommission – ihrer ursprünglichen Zielsetzung entsprechend – historische Darstellungen, Dokumentationen und Quelleneditionen zur politischen Entwicklung sowie zur Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte des Nassauerlandes.

Als einzige der drei hessischen Historischen Kommissionen hat sie ihren Sitz in der Landeshauptstadt Wiesbaden. Daher bildet die Geschichte des Landes Hessen seit 1945 mittlerweile einen weiteren Arbeitsschwerpunkt. Mehrere der bisher erschienenen Publikationen widmen sich der hessischen Verfassungsgeschichte, dem demokratischen Neubeginn nach dem Ende des Nationalsozialismus, der Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge, der Entnazifizierung und der Kulturpolitik.

Der Historischen Kommission für Nassau gehören heute über 80 Universitätsprofessoren und Dozenten, wissenschaftliche Archivare und Bibliothekare an. Sie ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der hessischen Historischen Kommissionen. Ihre Arbeit wird durch Druckkostenzuschüsse des Landes Hessen sowie durch Zuwendungen von Sponsoren ermöglicht.