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Kirchhoff, Heinrich

Kirchhoff, Heinrich

Kunstsammler, Mäzen

geboren: 10.07.1874 in Essen-Rüttenscheid

gestorben:29.10.1934 in Wiesbaden


Artikel

»In Wiesbaden ausgestellt zu werden, in der Sammlung Kirchhoff zu hängen, war eine Empfehlung«, erinnerte sich Conrad Felixmüller als einer der Künstler, die eine mäzenatische Sympathie erfahren hatten. Kirchhoff war 1908 nach Wiesbaden gekommen und ließ sich, dank seines Erbes finanziell unabhängig, eine herrschaftliche Villa im Stil des Neoklassizismus bauen. Um 1914 begann er, sich gezielt für die bildende Kunst und ihre Schöpfer zu interessieren und deren Werke zu erwerben. Anfänglich favorisierte er Repräsentanten eines gemäßigten Naturalismus, was sich auf Vertreter des Impressionismus ausdehnte, etwa auf Max Liebermann, dem er einen Porträtauftrag erteilte.

Bald sollte Kirchhoff seine Aufmerksamkeit aber der Avantgarde schenken, den Expressionisten. 1917 konnte die Sammlung mit ihren progressiven Tendenzen erstmals öffentlich gezeigt werden: Großzügig projektierte Schauräume im Neuen Museum entbehrten der Kunst. Diesem Leerstand half Kirchhoff mit seinen Leihgaben ab, darunter 76 Gemälde hochkarätigen Ranges.

Die nationale Resonanz blieb nicht aus. 1929 beschrieb die Kunstschriftstellerin Mela Escherich die Situation in der Galerie: »Glücklich ist die Moderne vertreten, vor allem durch die Sammlung Kirchhoff mit den herrlichen Noldes, Franz Marc, Grosz, Chagall, Rohlfs, Kokoschka, den intimen Kabinetten von Jawlensky, Kandinsky, Klee, Beckmann.«

Was Kirchhoff durch Entdeckerfreude erreicht hatte, diffamierten die Nationalsozialisten als »entartet«. 1933 wurde dieses Ensemble aus dem Museum verbannt und nach dem Tod ihres Begründers zerstreut: ein Verlust, der nicht zu kompensieren ist.

Literatur

Hildebrand, Alexander: Der Kunstsammler Heinrich Kirchhoff. In: Wiesbaden international 15, 1983, H. 4 [S. 28–36].