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Klemperer, Otto

Klemperer, Otto

Dirigent

geboren: 14.05.1885 in Breslau

gestorben: 06.07.1973 in Zürich


Artikel

Klemperer, Sohn aus jüdischer Familie, verbrachte seine Jugend in Hamburg. Seine Ausbildung führte ihn vom Dr. Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt nach Berlin, wo er sie 1905 am Stern’schen Konservatorium abschloss.

Auf Empfehlung Gustav Mahlers wurde er 1907 Kapellmeister am Deutschen Landestheater in Prag. Nach Engagements in Hamburg, Barmen und Straßburg kam er 1917 an die Kölner Oper, wo er 1923 Generalmusikdirektor wurde. 1919 konvertierte er zum Katholizismus.

1924 berief ihn Carl Hagemann als Generalmusikdirektor an das Wiesbadener Theater. Künstlerisch hatte er völlig freie Hand, denn Hagemann wollte einen »Kapellmeister-Regisseur« als Chef der Oper. Die Eröffnungspremiere 1924, Beethovens »Fidelio« mit kubischen Blöcken als Bühnenbild und weißgeschminkten Choristen, schockierte das Publikum, die überregionale Kritik lobte jedoch die musikdramatische Einheit der Aufführung und verglich sie mit Mahlers Höhepunkten in Wien. Mit Strawinskys »Geschichte vom Soldaten« folgte ein aktuelles Stück. Die weiteren Opern unter Klemperer waren Neuinszenierungen oder von ihm selbst betreute Wiederaufnahmen.

Im Alter bezeichnete er die Wiesbadener Zeit als die glücklichste seines Lebens. Die Familie Klemperer lebte hier in einer Villa im Nerotal.

Ein Höhepunkt wurde 1925 Mozarts »Don Giovanni«, der Klemperers Ruf als Erneuerer der Oper festigte. 1926 dirigierte er kurz nach der Dresdner Uraufführung Hindemiths »Cardillac« und trug damit maßgeblich zum Erfolg des Werkes bei. Gastspiele gab er während dieser Zeit in Berlin, in der Sowjetunion und den USA.

1927 wurde er Direktor der Krolloper in Berlin. Dort bot er zeitgenössische Komponisten wie Janáček, Ernst Krenek, Schönberg und aufsehenerregende Einstudierungen von Mozart-Opern. 1931 wechselte Klemperer an die Staatsoper Berlin. 1933 erhielt er als »Kulturbolschewist« Aufführungsverbot. Er emigrierte in die USA, wo er das Los Angeles Philharmonic Orchestra leitete.

1947 kehrte er nach Europa zurück, zunächst an die Budapester Oper. 1959 wurde er Chefdirigent in London, 1964 in New York. Seit 1954 lebte er in der Schweiz. 1970 rekonvertierte er zum jüdischen Glauben. 1972 beendete er krankheitshalber seine Tätigkeit.

Literatur

Heyworth, Peter: Otto Klemperer. Dirigent der Republik 1885–1933, Berlin 1988.

Weisweiler, Eva: Otto Klemperer. Ein deutsch-jüdisches Künstlerleben, Köln 2010.