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Knaus, Ludwig

Knaus, Ludwig

Maler, Zeichner

geboren: 05.10.1829 in Wiesbaden

gestorben: 07.12.1910 in Berlin


Artikel

Bereits in der Kindheit zeigte sich bei Knaus ein genuines Zeichentalent. Sein Lehrer, der Landschaftsmaler Otto Reinhard Jacobi, vermittelte den jungen Künstler an die renommierte Düsseldorfer Kunstakademie. Knaus studierte bei dem Porträtisten Carl Ferdinand Sohn und dem Akademiedirektor Wilhelm von Schadow. Im Revolutionsjahr 1848 wählte Knaus, Mitbegründer des progressiven Künstlerzirkels »Malkasten«, die Unabhängigkeit eines freien Künstlers.

1849 machte er Studien vom bäuerlichen Leben in Willingshausen. Dieser erste von zahlreichen Aufenthalten in der Schwalm prägte sein Schaffen von Grund auf. Die akribischen Figuren-, Interieur- und Detailstudien zeigen ihn als subtilen Beobachter und lassen die Dominanz des Zeichnerischen für sein Œuvre manifest werden. Die Schärfe der psychologischen Charakterisierung in diesen Werken unterschied ihn als unsentimentalen Realisten von den Meistern der älteren Genremalerei.  Seine Gemälde »Die Falschspieler« (1851) und »Leichenzug im Walde« (1852) erfuhren außergewöhnliche Resonanz. Ein achtjähriger, von Studienreisen in den Schwarzwald, in die Schweiz, nach England und Italien unterbrochener Aufenthalt in Paris (1852–60) schloss sich an.

Knaus stand ein umfassendes gestisches und mimisches Ausdrucksrepertoire zur Verfügung, um Einfühlungsvermögen und feinsinnige Anspielungen besonders in seinen originellen Skizzen und Porträts zu formulieren. Zu den vieldiskutierten imponierenden Werken gehören »Der Morgen nach dem Fest« (1853) und »Die goldene Hochzeit« (1859). Da hatte Knaus auf den Pariser Salons schon hochkarätige Auszeichnungen empfangen.

Zu einem Höhepunkt für ihn wurde die Teilnahme an der Pariser Weltausstellung 1855. Er erhielt die Medaille Erster Klasse für sein Werk »Zigeuner im Walde«, und der französische Staat erwarb »La Promenade aux Tuileries«.

Nach seiner Rückkehr blieb Knaus dem Großstädtischen und –bürgerlichen verhaftet. Von 1860 an verbrachte er häufig die Sommer in seinem neu erbauten Atelierhaus auf dem Geisberg (heute Schöne Aussicht 7) – in dem Johannes Brahms 1883 seine 3. Symphonie vollenden sollte –, die übrigen Monate dagegen in Berlin.

1867 ging Knaus nach Düsseldorf, nachdem er auf der Weltausstellung in Paris nochmals hoch dekoriert worden war. 1874 trat er eine Professur an der Berliner Akademie an. Doch waren Knaus‘ Reputation und Ruhm schon weithin verblasst. Werke wie »Hinter dem Vorhang« (1880) oder »Frühlingsidylle« (1895) verstellen die Sicht auf den Künstler in der Freiheit der frühen Jahre und werfen für das Alterswerk die Frage auf nach der Glaubwürdigkeit der Darstellungen dieses bedeutendsten Wiesbadener Malers des 19. Jahrhunderts.

Literatur

Forster, Peter (Hrsg.): Ludwig Knaus. Ein Lehrstück. Katalog der Ausstellung Museum Wiesbaden 2014, Petersberg 2014.

Hildebrand, Alexander: Der freie Künstler. Über den Maler Ludwig Knaus und die kulturelle Wirklichkeit zwischen 1815 und 1860. In: Nassauische Annalen 121/2010 [S. 253–275].