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Korn, Karl

Korn, Karl

Journalist, Schriftsteller

geboren: 20.05.1908 in Wiesbaden

gestorben: 10.08.1991 in Bad Homburg vor der Höhe


Artikel

Korn wuchs in der Goebenstraße im Westend auf. Er studierte Philologie in Frankfurt am Main und promovierte 1932. 1932–34 war er »Lecteur d’allemand« in Toulouse. Danach wurde er Redakteur beim »Berliner Tageblatt« (1934–37), dann bei der Literaturzeitschrift »Neue Rundschau«. 1940 war er Feuilletonredakteur bei der Wochenzeitung »Das Reich«, einem Renommierblatt der Nationalsozialisten. Hier veröffentlichte er eine zustimmende Rezension über den Propagandafilm »Jud Süß«.

Schwierigkeiten bekam er, weil er anlässlich der Großen Deutschen Kunstausstellung in München ein Bild kritisierte, das Hitler verschenken wollte. Bei fortlaufendem Gehalt musste er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, eine Entlassung oder ein Berufsverbot, wie er selbst es darstellte, war das nach neueren Forschungen nicht. 1941 wurde er zum Kriegsdienst einberufen. 1944 wurde er wieder Autor für »Das Reich«.

Nach Entlassung aus der französischen Kriegsgefangenschaft ging er 1946 nach Berlin und 1948 nach Mainz zur »Allgemeinen Zeitung«. 1949 gründete er mit anderen die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, wurde ihr Feuilletonredakteur und bis 1973 Mitherausgeber. Als Literaturkritiker setzte Korn sich schon früh für Autoren wie Alfred Andersch (1914–1980), Heinrich Böll (1917–1985) und Wolfgang Koeppen (1906–1996) ein. Er beschäftigte sich kritisch mit der Entwicklung der deutschen Sprache und sammelte seine Artikel dazu in »Sprache in der verwalteten Welt« (1959). 1980 veröffentlichte er die Biografie »Zola in seiner Zeit«.

Seine Kindheit in Wiesbaden und Umgebung beschrieb er in den autobiografischen Büchern »Die Rheingauer Jahre« (1955, neu 1986) und »Lange Lehrzeit. Ein deutsches Leben« (1975), ein Essay »Wiesbaden, eine Heimkehr« erschien in dem Reisebuch »Über Land und Meer« (1977). Seine Texte über Wiesbaden werden wegen ihrer sozialhistorischen Genauigkeit viel zitiert.

1956–70 war Korn Vorsitzender des Hauptausschusses der Filmbewertungsstelle. Er war Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Literatur

Jung, Wolfgang u. a.: Vorderhaus, Hinterhaus – Oberklasse, Unterklasse? Wohnen im kaiserlichen Wiesbaden In: Alltag, Kultur und große Politik [S. 107–110].

Klee, Ernst: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt 2009 [S. 299 f.].

Ungez.: Karl Korn (gestorben). Publizist der Nachkriegszeit. Zum Tode des Feuilletonisten. In: Wiesbadener Kurier 12.08.1991.