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Linde, Carl von (geadelt 1897)

Linde, Carl von (geadelt 1897)

Wissenschaftler, Erfinder, Unternehmer

geboren: 11.06.1842 in Berndorf

gestorben: 16.11.1934 in München


Artikel

Linde, Sohn eines lutherischen Pfarrers, begann ein Maschinenbaustudium am Eidgenössischen Polytechnikum Zürich (heute ETH Zürich). 1864 folgte die Exmatrikulation wegen eines Studentenprotests. Aufgrund privater Empfehlungen seiner Professoren erhielt er eine erste Anstellung bei den Berliner Borsig-Werken und wechselte 1866 nach München, um dort das Konstruktionsbüro der neuen Lokomotivenfabrik von Georg Krauss zu leiten.

1868 wurde Linde an die neu gegründete Polytechnische Hochschule in München (heute TU München) berufen und dort 1872 zum ordentlichen Professor ernannt. Hier entwickelte er die theoretischen Grundlagen seiner ersten Kältemaschine, die 1873 patentiert wurde.

Mit Unterstützung des technischen Direktors der Mainzer Aktienbierbrauerei Carl Lang und mehreren kapitalkräftigen Unternehmern gründete Linde am 21.06.1879 die »Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen AG« in der Hildastraße in Wiesbaden, die sich zum größten Lieferanten von Kältemaschinen in Europa entwickelte. Die Maschinen wurden bei MAN in Augsburg und später bei Sulzer in der Schweiz gebaut.

Wie vorgesehen, kehrte Linde 1890 von Wiesbaden nach München zurück, um sich erneut der wissenschaftlichen Tätigkeit an der TH zu widmen. Hier entwickelte er 1895 sein bahnbrechendes Verfahren zur Verflüssigung der Luft und erhielt 1897 in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen den persönlichen Adelstitel. 1902 gelang ihm dann die Zerlegung von flüssiger Luft in Stickstoff und Sauerstoff durch Rektifikation, einer Variante der Destillation.

In Wiesbaden übernahm sein engster Mitarbeiter und Schüler Friedrich Schipper den Vorstandsvorsitz. Linde blieb bis 1930 Vorsitzender des Aufsichtsrats des Wiesbadener Technologiekonzerns. 2007 verlagerte das Unternehmen seinen Sitz nach München und ist heute als Engineering- und Industriegaseunternehmen in über 100 Ländern tätig. In Wiesbaden erinnert die Carl-von-Linde-Straße an den Gründer des Unternehmens.

Literatur

Dienel, Hans-Liudger: Die Linde AG, Geschichte eines Technologiekonzerns 1879–2004, München 2004.

Linde, Carl: Aus meinem Leben und von meiner Arbeit, München 1979.

Schönfeld, Klaus u. a.: Bayern – Eine Entdeckungsreise mit Linde, München 2009.