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Piel, Harry

Piel, Harry

Filmproduzent, Regisseur, Schauspieler

geboren: 12.07.1892 in Benrath bei Düsseldorf

gestorben: 27.03.1963 in München


Artikel

Piel war kurzzeitig Kadett bei der Handelsmarine und absolvierte 1909–11 eine kaufmännische Lehre. 1912 gründete er in Berlin seine »Kunst-Film-Verlags-Gesellschaft«, für deren zahlreiche, zunächst kurze Produktionen er die Drehbücher schrieb, inszenierte, spielte und mitunter selbst die Kamera bediente. Diesem in der Frühzeit des Kinos nicht seltenen Autoren-Prinzip blieb Piel auch dann noch verhaftet, als die Spezialisierung der kreativen Bereiche eine Neuausrichtung erforderlich gemacht hätte.

Seine erfolgreichste Zeit erlebte er in der Stummfilm-Ära, in den Jahren während und nach dem Ersten Weltkrieg, als seine durch artistischen Körpereinsatz und halsbrecherische Verfolgungsjagden geprägten Filme ein Massenpublikum lockten. Mit Einführung des Tonfilms Anfang der 1930er-Jahre taten sich die auf spektakuläre Schauwerte setzenden Produktionen Piels zunehmend schwer. Bereits in den 1930er- und 1940er-Jahren ließen die kolportagehaften, im Zirkus- oder Artistenmilieu spielenden Filme Piels zunehmend ihre Begrenztheit erkennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkten sie anachronistisch. Dementsprechend war der Film »Der Tiger Akbar«, im April 1951 im Frankfurter Turm-Palast uraufgeführt, nur mäßig erfolgreich.

Seit 1949 wohnte Piel in Wiesbaden und gründete hier Anfang 1951 seine Firma Ariel-Film, um Unter den Eichen seine erste Nachkriegsproduktion zu realisieren. Zuvor hatte Piel ein fünfjähriges Berufsverbot verbüßt – wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft, die seiner Karriere während der NS-Diktatur allerdings kaum förderlich war. Danach stellte Piel in Wiesbaden seinen während des Krieges abgebrochenen Afrika-Film »Panik« fertig, der 1953 in unter dem Titel »Gesprengte Gitter – Die Elefanten sind los« in die Kinos kam. Dass die melodramatische Geschichte um einen Großtierfänger in Tanganjika auf etwas stärkere Resonanz stieß, änderte nichts daran, dass Piel keinen Anschluss an den deutschen Nachkriegsfilm fand. Die Büros seiner Wiesbadener Ariel-Produktion wurden 1960 aufgelöst, Piel zog nach München, wo er seine letzten Lebensjahre in Armut verbrachte.

Literatur

Bleckman, Matias: Piel, Harry. In: Neue Deutsche Biographie. Hrsg.: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 20, Berlin [S. 422 f.].