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Rottenberg, Naftali

Rottenberg, Naftali

Kaufmann, Ehrenpräsident der Jüdischen Gemeinde

geboren: 17.09.1892 in Limanowa (heute Polen)

gestorben: 08.08.1961 in Wiesbaden


Artikel

Rottenberg kam am 15.02.1916 nach Wiesbaden, um ein Textilgeschäft zu eröffnen und heiratete am 12.09.1928 Sophie Deller. Das Ehepaar gehörte zu jenen etwa 1.000 osteuropäischen Juden in Wiesbaden, die Ende Oktober 1938 nach Polen abgeschoben wurden (sogenannte Polenaktion). Über das Schicksal der Rottenbergs in Polen liegen keine Informationen vor.

Wegen des Todes der Mutter von Sophie Rottenberg kehrte das Paar im Sommer 1939 zur Regelung familiärer Angelegenheiten und Vermögensfragen nach Wiesbaden zurück. Die geplante Ausreise nach Belgien wurde durch den Kriegsausbruch am 01.09.1939 verhindert. Es grenzt an ein Wunder, dass das Ehepaar die anschließenden Jahre in Wiesbaden überlebte. Wegen eines Schreibfehlers im Meldeamt und der Tatsache, dass ihre Rückkehr nicht in der Kartei der Jüdischen Gemeinde vermerkt worden war und deshalb der Gestapo nicht zur Kenntnis gelangte, waren sie gewissermaßen »von der Bildfläche« verschwunden und existierten offiziell nicht mehr. Allerdings mussten sie auch tatsächlich aus der Öffentlichkeit verschwinden. Der Bruder von Sophie Rottenberg verbarg das Ehepaar sechs lange Jahre in seiner Wohnung im Hause Adolfstraße 14 vor den Nachstellungen des NS-Regimes. Mit dem Einmarsch der Amerikaner in Wiesbaden hatte dieses »Exil« endlich ein Ende. Das Ehepaar Rottenberg hatte zwar überlebt; 15 Verwandte hatten allerdings im Holocaust den Tod gefunden.

Nach dem Krieg sollte Rottenberg zunächst keine Entschädigung erhalten mit der Begründung, er sei ja keinen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt gewesen, da die Gestapo nicht gewusst habe, dass er überhaupt noch existiere. Rottenberg stellte sich sogleich nach Kriegsende der jüdischen Gemeinschaft zur Verfügung und übernahm die schwierige Aufgabe, eine neue jüdische Gemeinde in Wiesbaden aufzubauen. Dies ist ihm im Verlauf von zehn Jahren gelungen. Er hat sich insbesondere um die Anerkennung der Gemeinde als öffentlich rechtliche Körperschaft verdient gemacht. Wegen seiner Verdienste ernannte ihn die Gemeinde zu ihrem Ehrenpräsidenten.

Literatur

Zeitungsausschnittsammlung Stadtarchiv Wiesbaden, "Rottenberg, Naftali".