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Schirach, Carl von

Schirach, Carl von

Intendant

geboren: 10.11.1873 in Kiel

gestorben: 11.07.1948 in Weimar


Artikel

Schirach absolvierte seine Ausbildung bei dem Regisseur Max Martersteig (1853–1926) an den städtischen Bühnen Köln, übernahm 1908 die Intendanz des Weimarer Hoftheaters und wurde großherzoglicher Kammermeister. Als erklärter Gegner der Weimarer Republik trat er 1925 der NSDAP und vier Jahre später dem »Kampfbund für deutsche Kultur« bei.

Nach der Absetzung des jüdischen Intendanten Paul Bekker in Wiesbaden und der Versetzung seines Nachfolgers Max Berg-Ehlert (1875–1953), der die Entlassungen der jüdischer Ensemblemitglieder und politischer Missliebigen durchsetzte, wurde Schirach im September 1933 Generalintendant des Staatstheaters. Zu seinem Amtsantritt war die große Entlassungswelle von jüdischen und politisch anders denkenden Künstlern bereits vorüber. Unter seiner Ägide wurde dennoch 1934 der als sogenannter jüdischer Mischling eingestufte Opernsänger Friedrich Ginrod (1904–78) entlassen; andere, wie 1935 der Schauspieler Selmar Victor (1874–1944), wurden zwangspensioniert. Demgegenüber setzte er sich für den Posaunisten und Kammermusiker Paul Freitag (1881–1957) ein, der mit einer »Halbjüdin« verheiratet war. Schirach wirkte als Intendant bis 1943 und zog sich danach nach Weimar zurück.

Literatur

Heer, Hannes/Fritz, Sven [u.a.]: Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der »Juden« und »politisch Untragbaren« aus den hessischen Theatern 1933 bis 1945, Berlin/Wiesbaden 2011 (Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen 27) [S. 285–294].

Wortmann, Michael: Baldur von Schirach. Hitlers Jugendführer, Köln 1982.