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Schulärztlicher Dienst

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Anlass zur Gründung eines Schulärztlichen Dienstes, die maßgeblich von Friedrich (Fritz) Kalle und Friedrich Cuntz vorangetrieben wurde, war eine größere Krätzeepidemie 1894 an mehreren Volksschulen. Am 09.01.1896 beschloss der Magistrat die Anstellung von vier Schulärzten im Nebenamt für die Elementar- und Mittelschulen und führte 1897 die Schuleingangsuntersuchung, regelmäßige Besuche der Ärzte an den Schulen mit Sprechstunden, Kontrolle der Schulhygiene und schließlich die Ausdehnung der Reihenuntersuchung auf den 3., 5. und 8. Jahrgang samt Dokumentation ein. Die Zusammenarbeit mit dem Kreisphysikus, der Schuldeputation und den Schulen waren verfahrensmäßig geregelt.

Schon 1898 zeigte der positive Bericht einer Kommission des Kultusministeriums messbare Veränderungen und empfahl das Wiesbadener Vorgehen als Vorbild. Bis 1914 erweiterte sich der Dienst auf neun Ärzte. Kriegs- und Nachkriegszeit verschlechterten die Situation bei Schülern und Schulen. 1929 wurden die neun nebenamtlichen Schulärzte durch zwei hauptamtliche ersetzt, die von fünf Schulschwestern unterstützt wurden.

Nach 1933 wurde der Dienst weiter abgebaut. Eine Reduzierung auf 25 % der Untersuchungen wurde begleitet von der Entfernung der Schulärzte aus der Schulkommission und ihre Unterstellung unter den Amtsarzt in den neu geschaffenen Gesundheitsämtern. Die Schulärzte wurden den HJ-Ärzten berichtspflichtig. Das Hauptaugenmerk richtete sich auf die Erbgesundheit und die Entfernung jüdischer Kinder aus dem öffentlichen Schulsystem.

Nach dem Krieg erreichte der schulärztliche Dienst erst ab 1950/51 wieder annähernd den Stand wie vor 1933. Erst 1979 gelang es, »Arbeitsrichtlinien für die jugendärztliche Untersuchung und Dokumentation« bundesweit einzuführen. Seit einigen Jahren sind jugendärztlicher Dienst und jugendzahnärztlicher Dienst im Gesundheitsamt zusammengefasst. Die jährlichen Berichte an den Magistrat finden öffentliches Interesse.

Literatur

Maser, Wolfgang: 100 Jahre für die Gesundheit der Kinder, Wiesbaden 1996.