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Stadtbrunnen/Marktbrunnen

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Wiesbaden ist reich an Thermalquellen, aber arm an gutem Trinkwasser. Die Wiesbadener Bevölkerung wurde im Mittelalter von den Feldbrunnen in der Gemarkung rund um die Stadt mit Trinkwasser versorgt.

Das änderte sich mit der Errichtung des Stadtbrunnens 1567. Dieser war kein Ziehbrunnen, mit dem Grundwasser gewonnen werden konnte, sondern ein »springender« oder Lauf-Brunnen, dessen Wasser von der oberhalb des Salzbachtales gelegenen Heiligenbornquelle über eine Leitung in die Stadt geführt wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges und in der nachfolgenden Zeit wurde die Zuleitung zerstört und nur notdürftig wiederhergestellt, so dass der Stadtbrunnen nicht mehr zuverlässig funktionierte. Die Bewohner mussten ihr Trinkwasser erneut mühsam entweder vom Wiesenbrunnen am Sonnenberger Tor oder den anderen Feldbrunnen holen. Erst 1739 wurde der nahezu versiegte Stadtbrunnen wieder in Gang gesetzt.

1753 entstanden im Wesentlichen seine bis heute erhaltene Form und Fassung. Den nassauischen Wappenlöwen und die Brunnenfassung aus rotem Sandstein lieferte der Steinhauer Anton Wiedemann aus Reistenhausen am Main. Der Löwe hält einen von drei Lilien umgebenen Wappenschild mit dem nassauischen Stammwappen, einem Löwen auf einem mit Schindeln bestreuten Feld.

Doch noch immer erfolgte die Zuführung des Wassers über hölzerne Zuleitungen. Da diese oft brachen oder verfaulten, kam es häufig zu Unterbrechungen des Wasserzuflusses. Wenn es länger regnete, war das Marktbrunnenwasser trübe und milchig und damit praktisch ungenießbar. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Gusseisenrohre verlegt.

Mit der Einführung einer zentralen Wasserversorgung um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert verlor der Stadtbrunnen nach mehr als drei Jahrhunderten seine Funktion und wurde zum Zierbrunnen.

Literatur

Kopp, Klaus: Wasser von Taunus, Rhein und Ried. Aus zwei Jahrtausenden Wiesbadener Wasserversorgung. Hrsg.: Stadtwerke Wiesbaden AG, Wiesbaden 1986.