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Press release of the state capital Wiesbaden

Digitales Archiv der Landeshauptstadt geht in den Produktivbetrieb

Das Digitale Archiv der Landeshauptstadt Wiesbaden ist seit 2019 im Aufbau. Nun geht es in den Produktivbetrieb. Ein wichtiger Meilenstein in der Digitalisierung der rechtssicheren Archivierung der Landeshauptstadt ist damit vollzogen.

Das Stadtarchiv Wiesbaden verbindet man vor allem mit sehr viel Papier, gedruckten Karten sowie zehntausenden Fotos. Kilometerweise reihen sich die Dokumente wohlgeordnet und in Pappschachteln verpackt aneinander. Zurzeit entsteht sogar zusätzlicher Magazinraum für Papierakten an der Adresse Im Rad 42, um neue Akten der Stadtverwaltung aufzunehmen. Das am Montag, 29. September, von Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl symbolisch in Betrieb genommene Archivmagazin existiert hingegen nur virtuell: Das Digitale Magazin „DIMAG“ nahm seine ersten Archivalien auf. 

Dieses digitale Stadtarchiv, das künftig alle Formen von elektronischen Unterlagen sicher aufbewahren kann, startete am Montag, 29. September, in seinen Produktivbetrieb. Den symbolischen Startknopf drückte an diesem Tag Stadtkämmerer Dr. Hendrik Schmehl. Der Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden lud gemeinsam mit Dr. Peter Quadflieg, Leiter des Stadtarchivs Wiesbaden, die ersten digitalen Archivalien in das DIMAG-System hoch. Archiviert wurden als erste digitale Unterlagen Akten des Corona-Krisenstabes aus dem Jahr 2020. 

Mit der Fachanwendung DIMAG kann das Stadtarchiv nun digitale Objekte für zukünftige Generationen dauerhaft und sicher speichern. Dazu gehören etwa digitale Fotos, E-Akten, Datenbanken oder auch Auszüge aus Fachanwendungen. „Mit der Inbetriebnahme des Digitalen Magazins ist das Stadtarchiv Wiesbaden für das digitale Zeitalter infrastrukturell gut aufgestellt“, freut sich Schmehl. „Gemäß unserem gesetzlichen Auftrag können wir nun auch elektronische Unterlagen von den Ämtern und Betrieben der Landeshauptstadt übernehmen, erhalten und für die Nutzung bereitstellen“, ergänzt Quadflieg. 

Das Digitale Archiv der Landeshauptstadt befindet sich bereits seit 2019 im Aufbau. Eingesetzt wird mit DIMAG eine Software, die seit 2006 und unter anderem von den Landesarchivverwaltungen Hessen, Baden-Württemberg und Bayern sowie einem Kooperationsverbund norddeutscher Landesarchive entwickelt und eingesetzt wird. Das System funktioniert nach dem internationalen ISO-Standard 14721. Damit soll sichergestellt werden, dass dauerhaft zu erhaltende digitale Daten, etwa zu Rechtsgeschäften der Landeshauptstadt, zum Personenstand der Bürgerinnen und Bürger oder zur Verwaltungsorganisation nicht verloren gehen, beschädigt oder gehackt werden können. 

Aber welche Dokumente kommen in das neue Digitale Stadtarchiv? „Wir sichern in unserem Digitalen Magazin Dokumente, die ausschließlich in elektronischer Form vorliegen, damit auch in 100 oder 200 Jahren Menschen noch Zugriff auf diese wichtigen Informationen haben“, so Archivdirektor Quadflieg, „dabei haben wir auf ein bewährtes und bereits anderenorts im Einsatz befindliches System gesetzt, das die notwendigen technischen Standards erfüllt.“ Gemeint sind damit eine mehrfach redundante Speicherung ausschließlich in öffentlich-rechtlich getragenen Rechenzentren in Deutschland, die zudem eine hohe Sicherheit gegen Hackerangriffe und Katastrophen aufweisen. Die Daten fließen vom Wiesbadener Stadtarchiv in die Rechenzentren über die gesondert gesicherten und hochverfügbaren „Netze des Bundes“. Gespeichert werden die Wiesbadener Daten bei einem Tochterunternehmen der Komm.ONE-Gruppe, einer Anstalt öffentlichen Rechts, die Datenverarbeitungsdienstleistungen für kommunale Körperschaften anbietet. 

Bis es so weit war, dass das Archiv in den Produktivbetrieb gehen konnte, vergingen allerdings Jahre. Dem DIMAG-Verbund hatte sich das Stadtarchiv Wiesbaden bereits 2021 angeschlossen. Technischen Support erhält das Kommunalarchiv seitdem durch die Kollegen des Hessischen Landesarchivs. „Besonders die Vorarbeiten und die Abstimmung für die Inbetriebnahme der Software DIMAG im Stadtarchiv Wiesbaden waren sehr zeitaufwendig“, wie Quadflieg erklärt, „auch weil zur Zeit nur eine geringe Personalkapazität im Stadtarchiv für die Aufgaben der digitalen Archivierung zur Verfügung steht.“ Die Stadtarchivare mussten neben dem Zugang zu den Netzen des Bundes zahlreiche andere IT-, sicherheitstechnische, datenschutzrechtliche sowie arbeitsorganisatorische Aspekte klären und Vorgaben umsetzen – „und dies ohne zusätzliches Personal“, wie Dr. Quadflieg betont. Dabei ging Sorgfalt vor Schnelligkeit: „Schließlich werden in diesem System rechtlich besonders relevante Daten, zum Teil auch mit Personenbezug, datenschutzkonform gespeichert“, betont Stadtkämmerer Dr. Schmehl. 

Umso mehr freuen sich der Kulturdezernent sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs, nun auch digitale Zugänge sicher und dauerhaft ins Digitale Magazin aufnehmen zu können. „Das Stadtarchiv und das Kulturamt leisten damit zugleich einen essentiellen Beitrag zur digitalen Infrastruktur der Stadtverwaltung“, erklärte Stadtkämmerer Dr. Schmehl bei der symbolischen Inbetriebnahme des Systems, „eine rechtssichere digitale Archivierung stellt einen unverzichtbaren Baustein für ein zeitgemäßes E-Government unserer Stadt dar.“ 

Als erste digitale Akten konnte der Kulturdezernent nun Unterlagen des Corona-Verwaltungsstabes in das System hochladen. Diese digitalen Dokumente stammen aus den Jahren 2019 bis 2023 und halten das Verwaltungshandeln des städtischen Corona-Verwaltungsstabes fest. Sie wurden 2023 vom Gesundheitsamt ans Stadtarchiv zur dauerhaften Aufbewahrung abgegeben. Die Landeshauptstadt Wiesbaden hatte im März 2020 wegen der sich zuspitzenden Corona-Pandemie einen Verwaltungskrisenstab unter der Leitung von Gesundheitsdezernent Bürgermeister Dr. Oliver Franz eingerichtet, der bis Februar 2023 regelmäßig tagte. Der Verwaltungsstab koordinierte alle Maßnahmen, die die Landeshauptstadt in der Corona-Krise umsetzte. Die dazugehörigen Verordnungen und gesetzlichen Vorgaben kamen von der Landes- und Bundesebene. Ein Teil der Unterlagen ist bereits für die Forschung nutzbar, andere unterliegen noch Sperrfristen nach dem Hessischen Archivgesetz. „Für zukünftige Forscherinnen und Forscher, die sich mit der Geschichte der bisher größten Gesundheitskrise des 21. Jahrhunderts in unserer Stadt auseinandersetzen wollen, sind dies wichtige Quellen“, erklärt Dr. Schmehl, der selbst promovierter Historiker ist. 

Ersetzt das digitale Archivieren nun das Aufbewahren von Papier vollständig? „Auf keinen Fall“, meint Stadtarchivdirektor Peter Quadflieg. „Im Gegenteil, durch die zunehmende Digitalisierung der Stadtverwaltung erhalten wir im Moment in großer Zahl Anfragen zur Bewertung und Übernahme von Papierakten. Diese alle zu digitalisieren wäre viel zu teuer und aufwendig. Daher brauchen wir gerade im Zuge der Digitalisierung auch das neue analoge Magazin.“ Die Zukunft aber – das ist eindeutig – gehört der digitalen Archivierung, die nun auch bei der Stadt Wiesbaden aufgenommen werden kann. 

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Nahmen das elektronische Archiv in Betrieb (v.l.n.r.): Stadtarchivleiter Dr. Peter Quadflieg, Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl und Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk.

Herausgeber dieser Pressemitteilung ist das Pressereferat der Landeshauptstadt Wiesbaden, Schlossplatz 6, 65183 Wiesbaden, pressereferatwiesbadende. Bürgerinnen und Bürger können sich bei Fragen an das zuständige Dezernat oder Amt wenden.

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