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Umwelt, Natur und Klima

Aubach und Wickerbach

Der Aubach und der Wickerbach wurden im Bereich zwischen der Reitzenmühle und der Mehrzweckhalle in Auringen renaturiert, um diese in einen guten ökologischen Zustand zurückzuversetzen.

Problemstellung

An der Reitzenmühle in Auringen befanden sich zwei Wanderhindernisse, die das Aufwandern von Gewässerlebewesen bis zur Quelle erschwerten. Auf 100 Metern waren Gewässersohle und die Böschungen massiv mit Steinen, dem sogenannten „Nassauer Gestück“ befestigt. Dadurch wurde nicht nur die eigenständige Entwicklung des Gewässers verhindert, sondern auch das Wandern kleinerer Lebewesen durch die schnelle Strömung. Das andere Wanderhindernis bestand aus einem etwa 1,2 Meter hohen Wasserfall mit anschließendem Kolk – einer kleinen wassergefüllten Vertiefung. 

Zusätzlich zur Beseitigung der Wanderhindernisse sollte die Gewässerstruktur auf der gesamten Strecke verbessert werden. Neben der vorhandenen Begradigung wurde der natürliche Bewuchs in Bereichen mit direkt angrenzender Wiesennutzung niedrig gehalten beziehungsweise vollständig entfernt. Die Nutzung ging stellenweise direkt bis an die Böschungsoberkante heran. Dadurch fehlte neben natürlichem Sohlsubstrat und Geschiebeablagerungen auch ein intakter Gewässerrandstreifen. Hieraus resultierte die entsprechende Einteilung gemäß der Strukturgütebewertung nach Wasserrahmenrichtlinie von wenigen Bereichen mit Klasse 4 (deutlich verändert) bis hin zu den Klassen 5 (stark verändert) und Klasse 6 (sehr stark verändert).

Geplante Maßnahmen

Wickerbach und Aubach sollten mit einfachen Maßnahmen strukturell aufgewertet werden.
Um den Wasserfall zu beseitigen und den tief liegenden Bach „anzuheben“, wurde eine Rampe mit Taunusquarzitsteinen auf einer Gesamtlänge von rund 132 Metern eingebaut. Durch den zusätzlichen Einbau von Störsteinen und Totholz sollen sich Sand und Kies zur Substratablagerung ansammeln. 

Neben der Gewässerstruktur sollte auch das Gewässerumfeld aufgewertet werden. Positive Effekte bewirken Gehölzanpflanzungen von heimischen Baumarten wie der Schwarz-Erle. Durch die Beschattung des Gewässers bleibt dieses auch im Sommer kühl und der Sauerstoffgehalt sinkt dadurch nicht.

Arbeiten im Vorfeld

Vorbereitend fanden viele Informations- und Abstimmungsgespräche mit Beteiligten, insbesondere mit den Anwohnern der Reitzenmühle, statt. Ein Beweissicherungsverfahren dokumentiert bereits vorhandene Schäden an den Gebäuden. Vor Beginn der Arbeiten wurden Fische zu ihrem Schutz gefangen und an sicherer Stelle bachabwärts wieder ausgesetzt (Elektrobefischung). Dabei fand man mehrere Individuen der Bachforelle sowie des Stichlings vor.

Schutz des stark gefährdeten Steinkrebses

Eine Herausforderung für die Umsetzung der Maßnahme stellte die vorhandene Steinkrebspopulation dar. Diese kleinste europäische Flusskrebsart steht als stark gefährdete Art auf der Roten Liste Deutschlands und muss artenschutzrechtlich besonders geschützt werden. Vorab wurden Schutzmaßnahmen für den Steinkrebs getroffen: Alle Werkzeuge, Fahrzeuge und Kleidung wie Gummistiefel wurden auf dem Baufirmengelände desinfiziert, um ihn vor der Krebspest und invasiven Arten wie dem Signalkrebs zu schützen. Zusätzlich begleitete ein Steinkrebsexperte die Arbeiten ökologisch.

Weitere Herausforderungen

Die Renaturierung durfte nur auf der städtischen Gewässerparzelle erfolgen. Zudem mussten die angrenzenden gesetzlich geschützten Grünlandbiotope vor Schäden geschützt werden.

Strukturelle Aufwertung

Im Zuge der Durchführung wurde abschnittsweise Nassauer Gestück aufgebrochen, wodurch der Sohlbereich aufgeweitet werden sollte. Die Steine wurden im Anschluss wieder lose in das Bachbett und in den Uferbereich eingebracht, um als natürliche Struktur und Lebensraum für Steinkrebse zu dienen. Zusätzlich wurden naturnahe Störelemente wie Wurzelstöcke und Strukturelemente wie Kiesdepots eingebracht. 

Insgesamt wurde die befestigte Gewässersohle an 21 Stellen mit 5 Meter Länge und an 9 Stellen mit 10 Meter Länge händisch aufgebrochen. Die dort vorgefundenen Steinkrebse wurden entnommen und nach Anweisung der ökologischen Bauüberwachung in den Oberlauf des Wickerbachs, in den bereits renaturierten Bereich „Aubach, Im Kilsloch“ umgesetzt.

Das Gewässerflurstück wurde bis an die Böschungsoberkante durch Taunusquarzit abgegrenzt, um das Mähen bis an den Gewässerrand zu vermeiden. So kann sich der Ufersaum innerhalb der Gewässerparzelle schrittweise entwickeln.
Unterhalb der August-Ruf-Straße wurde ein 10 Meter breiter Gewässerrandstreifen erworben, ein „neues Gerinne“ abgegraben und damit ein Überflutungsbereit für Hochwasser geschaffen. Bei Niedrigwasser verbleibt das Wasser im ursprünglichen Bachbett und ermöglicht so den Organismen weiterhin eine Durchwanderbarkeit

Wer profitiert?

Die Gewässerorganismen profitieren: Durch die Wiederherstellung der Durchgängigkeit, die Wiedervernetzung von Biotopen sowie die Aufwertung der Struktur werden neue Lebensräume geschaffen. Zusätzlich dazu wird das Landschaftsbild des Gewässers aufgewertet.

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