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Auftakt zum Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden
Am Dienstag, 25. Juni, fand auf dem Campus der Hochschule Fresenius die Auftaktveranstaltung zum Wiesbadener Mobilitätsleitbild statt. Mehr als 60 Vertreter wichtiger regionaler Interessensgruppen, Unternehmen, öffentlicher Einrichtungen, Vereine und der Kultur waren der Einladung von ESWE Verkehr gefolgt.
Verkehrsdezernent Andreas Kowol erläuterte: „Am Ende des Prozesses soll ein Leitbild stehen, das die verkehrliche Entwicklung Wiesbadens in den nächsten fünf bis 15 Jahren abbildet. Die Mobilität in der Region verändert sich. Diesen Wandel wollen wir gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern gestalten.“ Wichtig sei, diese Leitlinien aus der Mitte der Gesellschaft zu entwickeln, so Kowol weiter.

Das Mobilitätsleitbild fußt auf einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom November 2018. Damals hatten die Fraktionen der Kooperationspartner SPD, CDU, Grüne und die Stadtratsfraktion der FDP den Antrag gemeinsam eingereicht. Die Mobilitäts- und Verkehrsplanung solle, so der Auftrag, ganzheitlich betrachtet werden. Alle Verkehrsmittel des Individualverkehrs und des Öffentlichen Personennahverkehrs werden ohne Priorisierung im Prozess beleuchtet. „Dabei darf es keine Denkverbote geben“, betont Jörg Gerhard, ESWE Verkehr Geschäftsführer, am Rande der Veranstaltung. Auch künftige Entwicklungen wie die E-Mobilität und das autonome Fahren sollen untersucht werden, ergänzt ESWE Verkehr Geschäftsführer Hermann Zemlin.

Der Leitbildprozess wird von einem wissenschaftlichen Team begleitet. Dabei konnten die renommierten Experten Prof. Andreas Knie, Prof. Petra Schäfer und die Diplom-Ingenieurin Ina-Marie Orawiec gewonnen werden. Professor Knie unterstrich, dass der wissenschaftliche Beirat dazu diene, „den Selbstfindungsprozess der Teilnehmer zu unterstützen.“ Die Wissenschaftler moderieren zunächst vier Symposien, die thematisch an den Megatrends Gesundheit, Urbanität, Konnektivität und Sicherheit ausgerichtet sind. Ab Ende August werden hier die wichtigsten Fakten bewertet, geordnet und miteinander vernetzt. Die Teilnehmer können selbst thematische Vorschläge einbringen. Auch Empfehlungen zu gewünschten Referenten und Studien können in den verlaufsoffenen Prozess von allen Teilnehmern genannt werden.

Das Leitbild wird zudem von zahlreichen Studien gestützt. Neueste Ergebnisse des Verkehrsentwicklungsplans fließen ebenso ein, wie vorhandene Untersuchungen wie der Luftreinhalteplan mit dem zugehörigen Sofortpaket oder das Stadtentwicklungskonzept Wiesbaden 2030+. Hinzu kommen neue Studien, die im Verlauf des Prozesses reflektiert werden. So werden das Liniensystem im Busverkehr und die Fahrgastentwicklung untersucht. Unter die Lupe genommen werden alle innerstädtischen Verkehrsträger, die in einer Machbarkeitsstudie (Alternativenprüfung) auch einzeln in ihrer Funktionalität in Beziehung gesetzt werden. Zudem entsteht derzeit bereits ein faktenbasiertes Konzept zum Parkraummanagement.

In den Impulsvorträgen betonte Professor Knie, dass der Veränderungsprozess schwer sei, da es noch keine Erfolgsformel gebe. Zudem stünden geltende Gesetzesnormen Veränderungsprozessen derzeit entgegen. Knie kritisierte die Straßenverkehrsordnung, die dem privaten Automobil den Vorrang gebe. Er verwies auf die neuen digitalen Potenziale. Die Teilnehmer rief er dazu auf: „Seien Sie Pioniere in einer Zeitwende.“ Professorin Schäfer stellte eine Studie zum Wirtschaftsverkehr in Wiesbaden vor. Kurier- und Paketdienstleister stellten, so die Wissenschaftlerin, nicht das Hauptproblem dar. Sie machten nur fünf Prozent des gesamten Wirtschaftsverkehrs aus. Auch Schäfer betonte, dass der Prozess von den Wiesbadener Interessensgruppen gestaltet werden müsse: „Fordern Sie uns mit Ihren Ideen und Wünschen heraus.“ Ina-Marie Orawiec erläuterte eingangs die Widersprüche zwischen Mobilität und Stadtplanung: „Verkehr nimmt hier in Wiesbaden sehr viel Platz ein. Ich sehe hier eine immense Vergeudung von Lebensraum.“ Eine zentrale Frage des Mobilitätsleitbildes könne sein, wie man diesen Lebensraum zurückgewinnen könne. Die Wiesbadener könnten hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Orawiec appellierte: „Wir können Hand in Hand arbeiten, um Komplettlösungen bis vor die Haustür zu erarbeiten, die allen zugutekommen.“

Zu Beginn der Publikumsbefragung zeigten sich einzelne Vertreter der Wiesbadener Interessensgruppen auch kritisch. In den Impulsvorträgen vermisste ein Beteiligter „Best Practice“-Beispiele, also erfolgreiche Realisierungen von Mobilitätsleitbildern in anderen Städten. Ein anderer Mitwirkender monierte, der Mensch sei in den vergangenen Jahren aus dem Fokus der Verkehrsplanungen gerückt. Sauberkeit und Sicherheit als essenzielle Wohlfühlfaktoren sollten unbedingt im Leitbild-Prozess Einzug finden. Ist- und Soll-Zustand, die zum Auftakt live und online per Smartphone eingegeben werden konnten, lagen nach Ansicht eines Anwesenden weit auseinander. Visionen und Wünsche umzusetzen, gestalte sich mit Sicherheit schwierig. Die gemeinsame Entwicklung eines Mobilitätsleitbildes fordere Kompromissbereitschaft, liefere entsprechend aber auch die Chance, einen gemeinsamen Lernprozess zu erfahren, unterstrichen die Beteiligten. Ausschließlich einfache Prinzipien könnten das Wiesbadener Mobilitätsleitbild in die Lage versetzen, Visionen tatsächlich zu realisieren, so der Einwurf eines Teilnehmers der Auftaktveranstaltung. „Fancy solutions“ seien hier fehl am Platz. Die Menschen müssten die angebotenen Lösungen auch verstehen, um neue Möglichkeiten der Fortbewegung zu nutzen.

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Herausgeber:
Pressereferat
der Landeshauptstadt Wiesbaden
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65183 Wiesbaden
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